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Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Titel: Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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stammte, doch Abraham selbst sprach nie über sein Alter. Prometheus’ ältere Schwester Zephaniah hatte ihm erzählt, dass es in der Geschichte jedes Volkes einen Lehrer gebe, einen weisen Seher, der den Vorfahren in der fernen Vergangenheit Wissen und Weisheit gebracht hatte. Beschreibungen von dem Gelehrten gab es nur sehr wenige … Doch viele Geschichten berichteten von einer Gestalt, die Abraham der Weise hätte sein können.
    Das hellblonde Haar, die grauen Augen und die blasse Haut ließen vermuten, dass der Magier aus einem der weit entfernten Nordländer kam. Allerdings war er viel größer als die Menschen dort und seine Züge waren feiner. Er hatte hohe, stark hervortretende Wangenknochen und leicht schräg stehende Augen. Und an jeder Hand hatte er einen Finger zusätzlich.
    Vor einigen Jahrzehnten hatte bei Abraham der Wandel eingesetzt.
    Prometheus wusste, dass es Schilderungen gab, nach denen alle Großen Älteren diesen Wandel durchliefen. Vielleicht war das ein Hinweis darauf, dass Abraham dieser Rasse entstammte. Aber da so wenige von ihr überlebt hatten und sich keiner je in der Öffentlichkeit zeigte, wusste niemand, wie es wirklich war. Zephaniah hatte ihm erklärt, dass etwas – es mochte eine Krankheit sein, eine Mutation oder sogar eine Regeneration – die DNA der Großen Älteren nach und nach veränderte, nachdem sie ein extrem hohes Alter erreicht hatten.
    Die Großen Älteren unterlagen dem Wandel. Und bei jedem ging der Wandel anders vonstatten.
    Einige verwandelten sich komplett in Bestien. Sie bekamen ein Fell und Reißzähne. Aus anderen wurden Hybridwesen, denen Flügel oder Flossen wuchsen. Einige schrumpften, während andere gigantisch groß wurden. Viele verloren den Verstand.
    Abraham verwandelte sich langsam in eine wunderschöne Statue. Seine goldene Aura leuchtete nicht länger über seiner Haut. Sie hatte sich direkt darauf gelegt und mit ihr verbunden, sodass er jetzt eine Haut aus Metall hatte. Die linke Seite seines Gesichts war von der Stirn bis zum Kinn und von der Nase bis zum Ohr eine Maske aus reinem Gold. Nur sein Auge war ihm geblieben, auch wenn das Weiße sich safrangelb verfärbt hatte und die graue Iris von Goldfäden durchzogen war. Auf der linken Seite waren die Zähne im Ober- und Unterkiefer aus purem Gold und seine linke Hand schien in einem goldenen Handschuh zu stecken. Prometheus wusste allerdings, dass die Haut selbst zu Gold geworden war.
    Irgendwann merkte Prometheus, dass Abraham ihn beobachtete. Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Magiers. »Du hast mich erst gestern gesehen«, sagte er leise. »Ich habe mich in der Zwischenzeit nicht verändert.«
    Prometheus nickte. Er war feuerrot geworden.
    Der Wandel war schrecklich und schön zugleich. Und obwohl Abraham nie darüber sprach, wussten sowohl er als auch Prometheus, dass er nur auf eine Art enden konnte: Der Wandel würde aus Abraham eine lebende Statue machen. Der Weise würde nicht mehr sprechen und sich nicht mehr bewegen können, nur sein Geist würde seine Wachheit und Neugier behalten. Prometheus hatte nie gefragt, doch er vermutete, dass Abraham ganz genau wusste, wie viel Zeit ihm noch blieb.
    »Sag mir, was es Neues gibt«, bat Abraham.
    »Es ist nichts Gutes«, warnte Prometheus. Er sah den schmerzvollen Ausdruck auf der noch lebendigen Gesichtshälfte des Magiers, trotzdem fuhr er rasch fort: »Die Fremden sind – wie du es vorhergesagt hast – auf den Hügeln im Süden der Stadt aufgetaucht. Aber die Anpu haben sie erwartet. Sie wurden gefangen genommen und in den Vimanas weggeschafft. Ich habe keine Ahnung, wo sie jetzt sind, vermute aber, dass sie in die Kerker unter dem Kaiserpalast gebracht wurden.«
    »Dann sind sie für uns verloren und wir sind dem Untergang geweiht.« Abraham wandte sich ab. Er hob beide Arme und die blauweiße Kugel hing wieder in der Luft. Weiße Wolkenfetzen wirbelten um die Kugel herum und schwebten über den braunen Landmassen.
    »Was geschieht jetzt?«, fragte Prometheus.
    Abraham legte beide Hände – die aus Metall und die aus Fleisch und Blut – um die schwebende Welt. Dann drückte er zu. Blaue, weiße und braune Körnchen rieselten wie Sand zwischen seinen Fingern hervor. Er drehte sich zu Prometheus um und die metallische Seite seines Gesichts leuchtete. »Jetzt endet die Welt.«

KAPITEL VIERZEHN
    D as ist Nereus.« Niccolò Machiavelli beeilte sich, Billy the Kid das Ungetüm vorzustellen. Machiavellis linke Hand ruhte leicht auf

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