Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister
Aversion gegen Fleisch entwickelt. »Wie kompliziert?«
»Na ja, Mars hat meine Schwester Zephaniah geheiratet. Als das Schwert ihn in den Wahnsinn trieb, habe ich ihr geholfen, ihn ruhig zu stellen und in einer Hülle aus seiner eigenen, ausgehärteten Aura gefangen zu setzen. Sie hat ihn tief in der Erde begraben und im Lauf der Jahrhunderte wuchs über seinem Kopf die Stadt Paris.«
»Sophie?« Tante Agnes war mit einem Tablett aus der Küchentür getreten.
»Augenblick, Tante …«
»Jetzt sofort, Sophie.«
Sophie wandte sich wieder Prometheus zu. »Entschuldige bitte.« Dann ging sie zum Haus.
Tsagaglalal gab ihr das Tablett mit mundgerechten Sushi-Happen. »Reichst du die bitte herum? Unsere Gäste müssen halb verhungert sein.«
»Tante Agnes … Tsagaglalal.« Sophie war völlig durcheinander. »Was machen wir hier eigentlich?«
»Wir bewirten unsere Gäste«, antwortete die alte Dame lächelnd.
»Aber sie sind Todfeinde.«
»Sie wissen, dass sie in meiner Gegenwart ihre Feindschaft begraben müssen. So ist es Tradition.« Die Lachfältchen in den Augenwinkeln der Frau vertieften sich. »Alles ist so, wie es sein sollte. Jetzt hilf mir einfach, das Essen unter die Leute zu bringen, während wir auf Nicholas und Perenelle warten.«
Sophie folgte der Tante zu einer niederen Steinmauer, an der Mars Ultor lehnte. Als er die alte Frau kommen sah, straffte er die Schultern und stellte seine Limonade ab.
»Mistress Tsagaglalal.« Er verbeugte sich tief und plötzlich traten Tränen in seine blauen Augen. »Ich dachte, ich würde dich nie wieder sehen.«
Die alte Frau legte ihm die flache Hand an die Wange. »Mars, alter Freund, schön, dich zu sehen. Und du siehst gut aus. Du bist schlanker geworden. Es steht dir. Wie geht es Zephaniah?«
»Ich denke, es geht ihr gut«, antwortete er vorsichtig. »Wir … Wir haben nicht allzu viel miteinander gesprochen. Sie hat geredet, und ich habe ihr zugehört, als sie mir erklärt hat, was ich tun soll.« Mars lächelte in sich hinein. »Es war genau wie früher. Dann hat sie mich losgeschickt, um Dee zu suchen. Aber zuerst müsste ich noch zu dir gehen, hat sie mir aufgetragen. Du hättest etwas für mich.«
Tsagaglalal nickte. »So ist es. Ich gebe es dir gleich, aber zuerst möchte ich dir –«
»Wir kennen uns schon«, unterbrach Sophie sie kühl. Sie erinnerte sich an die Kreatur in den Katakomben unter den Straßen von Paris. »Mars Ultor, auch Ares, Nergal und Huitzilopochtil genannt.« Sie schaute Tsagaglalal an. »Er hat Josh in Paris erweckt.«
Tsagaglalal tätschelte Sophies Arm. »Ich weiß. Aber Sophie, du darfst ihn nicht nach den Erinnerungen der Hexe beurteilen oder nach dem, wozu man ihn in Paris gezwungen hat. Als Danu Talis unterging, blieb Mars bis zum Schluss und hat Tausende von Humani-Sklaven in Sicherheit gebracht. Er war einer der Letzten, die die Insel verlassen haben.«
Sophie wandte sich wieder Mars zu. »In den Erinnerungen der Hexe bist du ein Monster.«
»Sie hat recht. Das war ich auch. Aber Clarent hat mich vergiftet«, erklärte Mars. »Das Schwert hat mein ganzes Wesen verändert. Und jetzt trägt dein Zwillingsbruder es. Wenn du es ihm nicht wegnehmen kannst, wird es auch ihn verändern.«
»Ich werde es ihm wegnehmen«, erwiderte Sophie bestimmt. Als sie weitersprach, zitterte ihre Stimme. »Ich weiß, wo er ist.«
»Er ist auf Alcatraz. Wir zwei sind miteinander verbunden, das weißt du doch.« Mars legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Seine Nasenflügel bebten, als er tief einatmete. »Ich kann ihn und die anderen, die noch bei ihm sind, riechen: Dee und Machiavelli, ein Unsterblicher mit Salbeigeruch …«
»Das kann nur Virginia Dare sein«, sagte Tsagaglalal.
Einer nach dem anderen kamen Odin, Hel und Black Hawk herüber und stellten sich zu der Gruppe, während Mars beschrieb, was er sah.
»… und noch einer aus dem Älteren Geschlecht, männlich, jung. Er riecht nach rotem Chili …«
»Das ist bestimmt mein Freund Billy the Kid«, warf Black Hawk ein.
»Und du bist ganz sicher, dass der Magier auf der Insel ist?«, fragte Odin. Seine Stimme klang heiser. Er brachte die Worte nur mühsam heraus.
»Ganz sicher.« Mars atmete wieder tief ein. »Da ist noch einer.« Angewidert verzog er das Gesicht. »Ah, der Gestank von Nereus.«
Prometheus kam mit zwei Tellern vom Grill herüber. Auf einem türmten sich Hamburger, auf dem anderen lagen kleine Cocktailwürstchen mit Zahnstochern
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