Nicholas' Geheimnis (German Edition)
Ziegenhirten zu heiraten«, sagte Andrew nüchtern. Dann zog er Melanie dichter zu sich heran. Der Duft ihres Parfüms wehte ihn an, ihr Gesicht schimmerte weiß im Mondlicht. »Die Fischerei wäre einen Versuch wert. Wir könnten uns in Nicks Cottage einrichten.«
Das geschähe ihm recht, dachte Melanie verworren. Sie hob Andrew die Lippen entgegen und wartete.
Sein Kuss war zärtlich und behutsam. Melanie wusste nicht, ob die Wärme, die sie spürte, vom Alkohol oder von diesem Kuss herrührte. Es war ihr gleichgültig. Andrew drängte sie nicht, sein Kuss war weder fordernd noch Besitz ergreifend. Sie fühlte sich geborgen in seinen Armen.
Leidenschaftliche Gefühle stellten sich nicht ein, aber das war ihr nur recht. Leidenschaft trübte den Verstand noch mehr als Ouzo. Und wenn man aus dem Rausch erwachte, blieben nur Schmerz und Enttäuschung zurück.
Andrew war freundlich und unkompliziert. Niemals würde er sich abwenden, wenn sie Hilfe brauchte. Er würde ihr keine schlaflosen Nächte bereiten und sie nie in den Zwiespalt zwischen Recht und Unrecht stürzen. Andrew war ritterlich und durch und durch anständig, ein Mann, dem eine Frau vertrauen konnte.
»Melanie«, sagte er leise und legte die Wange an ihr Haar. »Du bist hinreißend. Gibt es einen Mann, mit dem ich mich duellieren muss?« Melanie versuchte an Jack zu denken, konnte sich aber nicht einmal sein Gesicht ins Gedächtnis rufen. Denn plötzlich schob sich ein allzu klares Bild dazwischen – Nick, der sie an sich presste und sie mit seinen Küssen um den Verstand brachte.
»Nein«, antwortete sie etwas zu heftig. »Es gibt keinen Mann. Es gibt niemanden, Andrew.«
Andrew hob ihr Kinn mit einem Finger an. Im schwachen Mondlicht blickte er ihr in die Augen. »Aus dem Nachdruck deiner Verneinung schließe ich, dass meine Konkurrenz beachtlich sein muss.«
Als Melanie widersprechen wollte, legte er ihr einen Finger auf die Lippen. »Nicht … Heute Nacht möchte ich meinen Verdacht nicht bestätigt bekommen. Ich bin selbstsüchtig.« Er küsste sie wieder lange und ausdauernd. Dann hob er den Kopf. »Verdammt, Melanie, weißt du überhaupt, was du anrichtest? Ich bringe dich besser nach Hause, ehe ich vergesse, dass ich ein Gentleman bin und es mit einer Lady, wenn auch einer ziemlich beschwipsten Lady zu tun habe.«
Die Villa schimmerte weiß unter dem nächtlichen Himmel. Nur in der Halle hatte Liz die Nachtbeleuchtung brennen lassen.
»Sie schlafen schon alle«, stellte Melanie überflüssigerweise fest, als sie aus Andrews Wagen stieg. »Ich muss ganz leise sein.« Sie kicherte und legte sich rasch die Hand über den Mund. »Wenn ich mich morgen an das alles erinnere, komme ich mir bestimmt wie eine Närrin vor.«
»An allzu viel wirst du dich nicht erinnern«, bemerkte Andrew und nahm ihren Arm.
Melanie hatte das Gefühl, auf Wolken die Eingangstufen hinaufzuschweben. »Du brauchst keine Angst zu haben«, versicherte sie Andrew feierlich. »Ich werde ganz vorsichtig sein und im Foyer nicht der Länge nach hinfallen. Das würde ich Alex nie antun. Es wäre würdelos und eine Schande für den würdevollen Alex und ein Schock für den würdevollen Dorian.«
»Und ich werde bei der Heimfahrt genauso vorsichtig sein«, erwiderte Andrew. »Nick schlägt mir sämtliche Zähne ein, wenn ich mit seinem Alfa Romeo am Fuß des Kliffs lande, sozusagen im Sturzflug.«
»Na so was, Andrew!« Melanie trat einen Schritt zurück und musterte ihn erstaunt. »Du bist genauso beschwipst wie ich!«
»Nicht ganz, aber beinahe.« Er seufzte tief auf. »Immerhin habe ich mich tadellos anständig benommen.«
»Absolut fabelhaft!« Melanie musste schon wieder ihr Kichern ersticken. »Ach, Andrew …« Sie lehnte sich so schwer an ihn, dass er Schwierigkeiten hatte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Es war ein schöner Abend. Einfach wundervoll. Ich brauchte ihn nötiger, als ich dachte. Ich danke dir.«
»Hinein jetzt.« Andrew öffnete die Haustür und schob Melanie hindurch. »Sei vorsichtig auf der Treppe«, flüsterte er. »Soll ich lieber abwarten, ob ich ein würdeloses Poltern höre?«
»Du machst dich besser auf den Weg und passt auf, dass das Auto nicht baden geht.« Melanie stellte sich auf Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss aufs Kinn. »Oder soll ich dir erst einen Kaffee machen?«
»Du würdest die Küche ja gar nicht finden. Lass nur, wenn’s mir wirklich schlecht gehen sollte, kann ich den Wagen abstellen und zu Fuß nach
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