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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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der Werkstatt. Weder das eine noch das andere hatte ich auch nur ansatzweise geplant. Die Worte sind aus meinem Mund gestürmt, und ich bin selbst fassungslos. Besonders darüber, dass ich es in diesem Moment plötzlich für völlig abwegig halte, dass Simon die Bohne so lieben könnte, wie ich es mir wünsche. Klingt kompliziert, ist es auch.
    Der Brief war vielleicht nur ein Auslöser. Gut, ich bin sowieso etwas mimosenhaft veranlagt, wenn es darum geht, irgendwo nicht angenommen zu sein. Schon in der Schule habe ich heulend in der Ecke gestanden, wenn ich beim Korbball mal wieder als Letzte, und das auch nur widerwillig, in eine Mannschaft gewählt wurde. Selbst mir war damals klar, dass ich eine grottenschlechte Korbball-Spielerin bin und unter einer neurotischen Ballangst leide. Dennoch hat mich das jedes Mal umgehauen.
    Dieses Gefühl, das mich jetzt auf meinem Weg zum Auto begleitet, ist ähnlich. Und die anderen ungefähr dreitausend Gefühle, die auch noch an der Oberfläche meiner Seele herumwabern, machen das Ganze nicht besser. Mich überflutet gerade ein gewaltiger Emotions-Tsunami, und die Höhle unter meiner Bettdecke scheint der einzig sichere Ort auf dieser verdammt komplizierten Welt zu sein.
    Simon folgt mir bis zu meinem Auto, aber er spricht nicht mehr. Einen letzten Versuch startet er, als ich den Anschnallgurt ungeschickt über meinen dicken Bauch manövriere.
    »Bitte lass uns reden!«, beschwört er mich, aber ich schüttle nur einmal kurz den Kopf.
    »Das geht so nicht«, sage ich dann kläglich. »Kinder bekommen ist doch so etwas Großes. Du wirst die Bohne niemals so lieben können, wie sie es braucht. Und ich werde immer dazwischenstehen. Und deine Mutter findet uns auch scheiße.« Mit diesen Worten knalle ich die Tür zu und drehe verzweifelt den Zündschlüssel, woraufhin der Golf ein hysterisches Jaulen von sich gibt.
    Simon öffnet die Tür wieder. »Du kannst jetzt nicht alleine fahren«, sagt er fest. Er ist ganz weiß im Gesicht.
    »Nö, kann ich auch nicht«, schluchze ich.
    »Ich fahr dich«, sagt er schlicht, und das sind dann auch seine letzten Worte, bis er den Golf in eine Parklücke vor meinem Haus lenkt. Ich steige aus, nehme den Autoschlüssel an mich und laufe zur Eingangstür. Diese schlägt hinter mir ins Schloss, ich stapfe die Treppe hoch, schließe auf, zerre meine Schuhe von den Füßen, klettere hoch in mein Schlafzimmer, falle ins Bett und ziehe mir die Decke über den Kopf.
    Bewegungslos bleibe ich liegen und versuche mein Hirn unter Kontrolle zu bekommen. Aber das Ding ist außer Rand und Band und produziert wirre Gedanken am laufenden Meter. Sämtliche Instanzen plappern wirr durcheinander, und irgendwann rolle ich mich zusammen und kneife die Augen ganz fest zu, in der Hoffnung, dass sie endlich Ruhe geben.
    Tatsächlich muss ich irgendwann eingeschlafen sein, denn am nächsten Morgen klingelt mein Handy-Wecker pünktlich um sieben. Vermutlich sind alle wirren Instanzen schließlich erschöpft in einen komaähnlichen Zustand gefallen. Dafür sind sie jetzt alle frisch und ausgeruht wieder da. Was habe ich getan?
    Nun, da wären folgende Dinge:
    Einen hysterischen Anfall produziert.
    Simon in die Wüste geschickt.
    (O mein Gott. Ich habe Simon in die Wüste geschickt! Ich will nicht ohne ihn sein! Hilfe!)
    Die gesamte Welt infrage gestellt.
    Sehr schlechte Gefühle produziert!
    Sehr schlimme Dinge gesagt!
    Leider auch so gefühlt.
    Ich schleppe mich in die Küche und koche mir einen Tee, wobei ich wie paralysiert den Wasserkocher bei seiner Arbeit beobachte. Das Ding hat es gut. Klar umrissenes Aufgabengebiet, kein weiblicher Wasserkocher im Haushalt, was sämtliche Liebesthemen auf null reduziert. Sein einziges Problem besteht in dem zu kalkhaltigen Wasser hier in der Gegend.
    Ich setze mich mit einem Pfefferminztee an den Küchentisch und versuche mich zu sortieren. Das gebe ich nach fünf Minuten wieder auf. Vielleicht hilft ja eine Dusche, um alles Schlechte, das gestern passiert ist, abzuwaschen.
    Mit diesem Vorhaben durchquere ich auf dem Weg zum Bad den Flur und entdecke auf dem Boden vor meiner Wohnungstür einen Zettel. Abrupt wechsle ich die Richtung und gehe umständlich in die Hocke, um den Zettel näher zu betrachten. Er hat blasse Linien und scheint aus einem Notizbuch herausgerissen worden zu sein. Vorsichtig nehme ich ihn hoch und lese in Simons klarer Handschrift:
    »Von Dingen hören, das ist nicht genug. Du musst sie durchgelebt und

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