Nicht mehr tun, was andere wollen
vorteilhaft, sexy und lebensnotwendig wie möglich zu präsentieren – ganz einfach, um Sie zum Kauf zu verführen.
Deswegen möchte ich diese Art der Beeinflussung gern etwas näher unter die Lupe nehmen. Zum einen ist sie ein gutes Beispiel für einen Bereich, auf dem sehr viele Überredungstechniken zu einem konkreten Ziel eingesetzt werden. Zum anderen ist das ein Thema, zu dem wohl jeder einen Bezug hat. Ausgenommen irgendwelche Öko-Alm-Öhis, die Stein und Bein schwören, ihr Lebtag noch nie etwas gekauft zu haben. Aber wir Normalbürger können etwas damit anfangen, denn wir sind diesen Methoden täglich ausgesetzt, weil man uns dazu bringen will, einen Liter halbfette Biomilch oder einen AudiQ7 mit GPS und Adaptive Light zu kaufen.
Ein anderer Grund, warum ich das hier schreibe, ist der, dass wir schon viel zu viel konsumieren. Und da schließe ich mich gar nicht aus. Und vieles von dem, was wir konsumieren, kaufen wir, ohne richtig nachzudenken. Wir tätigen Impulskäufe und Trostkäufe. Wir kaufen oftmals Sachen, von denen wir nicht mal ahnten, dass wir sie brauchten, als wir das Haus verließen. Wir füllen unser Dasein mit Dingen, die wir eigentlich, wenn wir ganz ehrlich mit uns sind, gar nicht brauchen. Oder sogar solche, für deren Kauf wir uns hinterher geradezu schämen, und wir können beim besten Willen nicht mehr verstehen, wie uns dieser krumm und schief gestrickte Poncho im Geschäft so elegant vorkommen konnte. Aber irgendwo zwischen dem Ladeneingang und der Kasse fiel uns ein, dass ausgerechnet dieser Kauf, dieser Poncho wahrscheinlich einer der Höhepunkte unseres Lebens sein würde. Selten oder nie überlegen wir, wo dieser wahnwitzige Gedanke überhaupt herkam. Doch höchstwahrscheinlich kam er nicht ganz ohne Grund. Oft hat sich jemand ordentlich ins Zeug gelegt, um ihn Ihnen in den Kopf zu setzen. Wir sollten uns wirklich mal ansehen, wie die Manipulationsprofis des Einzelhandels die Methoden einsetzen, von denen Sie auf den vorherigen Seiten gelesen haben, zusammen mit anderen psychologischen Zaubertricks, um Ihnen jedes Mal ein unwiderstehliches Erlebnis zu bereiten, sobald Sie ein Geschäft betreten.
4. Puzzleteilchen
Ich möchte, dass Sie jetzt ein paar Sekunden lang den Grafikdesigner spielen. Sie sitzen in Ihrem coolen, neu eröffneten Büro Zumo und haben folgenden Auftrag auf den Tisch bekommen: Sie sollen die Verpackung einer Gesichtsmaske entwerfen. Der Auftraggeber will zwei Verpackungen, eine, die eher Frauen zum Kauf verführt, und eine, die für die Männer gedacht ist. Ich möchte, dass Sie sich jetzt überlegen, wie die verschiedenen Varianten aussehen müssen, was für Farben Sie am ehesten verwenden usw. Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen. Und tun Sie es bitte wirklich. Sie werden viel mehr Spaß beim Weiterlesen haben, wenn Sie jetzt ein paar Minuten investieren. Holen Sie sich einen Stift und notieren Sie auf der gegenüberliegenden Seite verschiedene Eigenschaften für Ihre zwei Fantasieverpackungen – oder noch besser, kramen Sie doch gleich ein paar Farbstifte raus. Go crazy. Klauen Sie Ihren Kindern die Wachsmalkreiden, wenn sie gerade nicht hinschauen. Skizzieren und zeichnen Sie, bis Sie zufrieden sind. Es müssen keine Meisterwerke werden, niemand anders als Sie wird sie jemals zu Gesicht bekommen. Zumo ist ein Ein-Personen-Unternehmen. Wichtig ist nur, dass Sie sie anfertigen. Wir werden nämlich später wieder auf sie zurückkommen.
(Zögern Sie nicht, Ihre Notizen ins Buch zu kritzeln. Sie haben alles Recht der Welt dazu, schließlich haben Sie ja teures Geld dafür bezahlt. Es sei denn, Sie haben es nur geliehen. Aber dann hätte die Person, die Ihnen das Buch geliehen hat, es Ihnen schon wegnehmen müssen, als Sie vor einigen Seiten anfingen, darin herumzuschmieren. Hat sie aber nicht. Also los.)
Ich vermute, dass Sie bei Ihren Zeichnungen von Ihrem eigenen Gefühl dafür ausgegangen sind, was weiblich und männlich ist. Aber woher kommt dieses Gefühl? Sie werden es ja wohl kaum erfunden haben. Fangen wir doch mit dem an, was uns umgibt: Farben und Formen.
Gelb, gelb, gelb ist das Unterwasserboot
Wie Farben uns beeinflussen
Man muss sich klarmachen, dass der Mensch eingebaute Verteidigungsmechanismen gegen Worte besitzt. Aber wenn es um Formen (Bilder, Symbole) oder Farben geht, fehlt uns diese Verteidigungsmöglichkeit, weil wir uns der Beeinflussung nicht bewusst sind.
Bonnie Law, Color Research Institute
Farbe ist zweifellos
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