Nicht mehr tun, was andere wollen
Gruppierungen können durch ein starkes gemeinsames Erlebnis entstehen, aber auch dadurch, dass man bestimmte Gefühle teilt. Ein solches Gefühl der Zusammengehörigkeit entsteht z. B., wenn man dasselbe lustige Erlebnis hat (eine Fahrt in einer spektakulären Achterbahn) oder gemeinsam etwas Aufwühlendes erlebt (eine Fahrt in einer spektakulären Achterbahn ). Das Gefühl der Zusammengehörigkeit ist am stärksten, wenn die eigene Gruppe eine andere » besiegt« hat. Nach einem Sieg tragen wesentlich mehr Leute Fan-Shirts » ihrer« Mannschaft als nach einer Niederlage. Kein Wunder, dass Marketingexperten enorme Summen darauf verwenden, Personen, die im Allgemeinen als » Gewinner« betrachtet werden, mit ihren Produkten in Verbindung zu bringen – z. B. Michael Jordan mit Turnschuhen oder Cindy Crawford mit Make-up – oder bewusst » Subkulturen« zu schaffen – eigentlich sind es eher » Populärkulturen« –, die auf Kleidungsmarken (Hush Puppies ), Erfolgsfilmen ( Der Herr der Ringe ) oder Fernsehserien ( Lindenstraße ) basieren. Diesen Gruppen kann man anschließend unglaublich viel Mist verkaufen.
Wenn man sich überlegt, wie vielen Eindrücken der moderne Mensch in seinem Alltag ausgesetzt ist, ist es ganz verständlich, dass wir versuchen, diese enormen Informationsmengen zu reduzieren. Also versuchen wir mittels Kategorien und Etiketten, übersichtlichere Einheiten zu schaffen.
Es ist auch höchst menschlich, zu einer Gruppe gehören zu wollen und stolz darauf zu sein, ausgerechnet der eigenen Gruppe anzugehören. Solche Gefühle haben oft viele positive Konsequenzen. Doch bei vielen anderen Gelegenheiten können Mitglieder solcher Gruppierungen sehr leicht manipuliert werden, sich Dinge zu kaufen, die sie eigentlich gar nicht haben wollen, für unqualifizierte Kandidaten zu stimmen und sogar unschuldige Menschen zu hassen. Können Sie selbst etwas dafür tun, um solcherlei Manipulationen zu vermeiden? Die bereits genannten Psychologen Pratkanis und Aronson haben fünf Tipps parat, wie man Manipulation durch Gruppenidentität vermeiden kann:
Seien Sie vorsichtig, wenn jemand versucht, kleine Gruppen zu bilden, oder behauptet, dass Sie zu einer bestimmten Kategorie von Menschen gehören. Es gibt viele Wege, eine Person zu definieren und mit Etiketten zu versehen.
Augen auf den Ball. Konzentrieren Sie sich auf Ihr Ziel. Versuchen Sie sich ein Selbstbild zu schaffen, das sich darum dreht, Ihre Ziele zu erreichen– egal ob dieses Ziel darin besteht, gute Qualität zu einem günstigen Preis einzukaufen oder etwas für die Verbesserung der Gesellschaft zu tun. Es sollte jedoch nicht darum gehen, sich ein bestimmtes Image aufzubauen.
Legen Sie nicht alle Eier in einen Korb, das heißt, bauen Sie Ihr Selbstbild nicht komplett auf der Zugehörigkeit zu einer einzigen Gruppe auf. Das ist der schnellste Weg zum Fanatismus. Ob Sie nun Fantasy-Fan sind oder fundamentalistischer Christ– sobald diese Zugehörigkeit Ihre ganze Identität ausmacht, was passiert dann, wenn diese Gruppe kritisiert wird und der Kitt aus den Fugen rieselt?
Versuchen Sie, Ziele oder Wertvorstellungen zu finden, die Sie mit Menschen teilen, die nicht zu Ihrer Gruppe gehören. So verlieren die Grenzen Ihrer Gruppe an Wichtigkeit.
Versuchen Sie, einem Nicht-Gruppenmitglied kein abstraktes Etikett zu verpassen, sondern es als Individuum zu betrachten– als jemanden, der vielleicht mehr mit Ihnen gemeinsam hat, als Sie denken würden.
Sie sind ein Nachmacher, und ich bin es auch
Es geht jedoch nicht nur um Gruppenzugehörigkeit und soziale Geborgenheit. Zum Teil geht es auch um Nachahmung: Sie sind so geschaffen, dass Sie tun, was andere tun. Dadurch, dass Sie das Verhalten anderer nachahmen, lernen Sie als kleines Kind, wie die Welt funktioniert. Während Sie heranwachsen, beobachten Sie das Verhalten anderer und probieren es dann selbst aus, um zu sehen, ob Sie damit dieselben Resultate erzielen.
Und auch im Erwachsenenalter setzen wir diese Strategie fort, wir werden sogar richtig wütend, wenn wir jemand nachahmen und das Ergebnis bei uns ein anderes ist: » Warum zum Teufel sterbe ich jedes Mal bei der ersten Begegnung mit dem Motorsägen-Zombie in Resident Evil 4 ? Ich mach es doch haargenau so wie du!« Oder: » Warum lacht keiner, wenn ich Reich-Ranicki nachmache? Ich mach es doch haargenau wie er!«
Nachahmung ist ein tief verwurzeltes Verhalten, und wir scheinen intuitiv zu wissen, wie es funktioniert. Eine Freundin hat mir
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