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Nicht mehr tun, was andere wollen

Nicht mehr tun, was andere wollen

Titel: Nicht mehr tun, was andere wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henrik Fexeus
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melde mich wieder, sobald mein Booty shaket.
    Wir und die anderen
    Warum finden wir Menschen uns zu stolzen, aber ganz unwichtigen Gruppierungen zusammen? Das Ganze beruht auf zwei grundlegenden Eigenschaften– einer kognitionspsychologischen und einer verhaltenspsychologischen. Zuerst einmal hilft uns das Wissen » Ich gehöre zu dieser Gruppe«, die Welt einzuteilen und zu verstehen, was ja auch eine Art von Beeinflussung ist. Wenn ich Ihnen das Gefühl geben kann, dass Sie so sind, dass Sie zu dieser Gruppe gehören (z. B. zu denen, die Hotpants tragen und Fanta trinken) und nicht zu denen da, hat das zur Folge, dass es nun auch eine Menge Dinge gibt, die Sie nicht sind. Zum Beispiel gehören Sie nicht mehr zu den Leuten, die Volkstänze tanzen und Tee trinken, und zwar nur, weil ich Sie dazu gebracht habe, sich ein zufälliges, aber ganz spezielles Etikett zu verpassen. Aber bis Sie sich dieses Etikett verpasst haben, waren vielleicht noch beide Alternativen möglich, vielleicht noch mit einer Menge anderer. Die Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen werden übertrieben, während die Ähnlichkeiten zwischen den Mitgliedern einer Gruppe so verstärkt werden, dass man ganz sicher zu wissen glaubt: » Leute unseres Schlages tun das hier.« Dieses Verhalten hat zwei ernste Konsequenzen.
    Erstens sehen wir die Nuancen zwischen den Mitgliedern unserer eigenen Gruppe, doch allen Nichtmitgliedern geben wir eine pauschalere Bezeichnung. Wir fassen sie im Geiste unter simplen, oft abwertenden Etiketten zusammen– Neger, Scheißdeutsche, Schwule, Ossis, Bonzenkinder–, statt sie als Individuen zu betrachten. Und es ist viel leichter, gemein zu einer Abstraktion zu sein als zu einem Individuum. Diese Art des Pauschalisierens macht andere Personen in unseren Augen weniger menschlich, und damit sinkt auch die Hemmschwelle, sich ihnen gegenüber falsch oder gewalttätig zu verhalten. Diese Folgerung mag sich ein bisschen extrem anhören, aber das ist z. B. eine wichtige Strategie in der Kriegsführung: Länder, die einen Krieg anfangen, strengen sich mächtig an, um ihre Bevölkerung davon zu überzeugen, dass die Gegner Abschaum sind– einfach indem man ihnen ein » Sie sind nicht wir«-Etikett verpasst. Hitlers Propaganda verglich Juden mit Ratten. Und wenn man eine Ratte erschlagen hat, hat man natürlich ein wesentlich reineres Gewissen, als wenn man den netten Herrn Goldmann umgebracht hat.
    Zweitens sind soziale Gruppen eine Quelle der Selbstachtung und des Stolzes. Um die Selbstachtung zu genießen, die eine Gruppe bietet, verteidigen die Mitglieder ihre Gruppe und machen sich ihre Symbole, Rituale und Glaubenssysteme zu eigen (jede Gruppe– sogar die Fanta-Tussen– hat etwas, das sie als » wahr« erlebt ). Auch wenn diese Rituale und Ansichten bei Licht betrachtet ziemlich dämlich aussehen, werden die Gruppenmitglieder sie seltsamerweise mit Zähnen und Klauen verteidigen, wenn die Gruppe nur exklusiv genug ist oder es schwer ist, in sie aufgenommen zu werden. Über die Gründe werden Sie später im Kapitel über kognitive Dissonanz mehr lesen.
    Da wir die Ähnlichkeiten zwischen uns und den anderen Mitgliedern unserer Gruppe betonen– die Star-Wars-Fans oder Mensa-Mitglieder–, fühlen wir uns auch mehr zu Personen aus unserer eigenen Gruppe hingezogen. Das gilt selbst dann noch, wenn die Mitglieder unserer Gruppe ganz üble Zeitgenossen sein sollten. Wir sind auch eher bereit, mit den Mitgliedern unserer eigenen Gruppe zusammenzuarbeiten als mit irgendwelchen anderen, so nett sie auch sein mögen. Die Psychologen John Finch und Robert Cialdini unternahmen Ende der 80er Jahre folgendes Experiment: Sie machten ein paar Studenten weis, dass sie am selben Tag Geburtstag hatten wie Rasputin, der wahnsinnige Wanderprediger, der im späten 19. Jahrhundert in Russland sein Unwesen trieb. Die Studenten bekamen zuerst einen Text über Rasputin zu lesen, der ihn in ein besonders zweifelhaftes Licht setzte. Danach sollten sie in Form von Noten angeben, was sie von Rasputin hielten. Diejenigen, die der Meinung waren, dasselbe Geburtstagsdatum zu haben, benoteten Rasputin konsequent besser– eine bessere, effektivere, angenehmere und stärkere Persönlichkeit– als die anderen Versuchsteilnehmer. Denjenigen, der in unserer exklusiven Gruppe landet, mögen wir also lieber als andere, auch wenn die Mitgliedschaft in dieser Gruppe auf etwas so Trivialem und Zufälligem wie einem Geburtstag beruht.
    Soziale

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