Nicht mehr tun, was andere wollen
besonders witzig finden, über den sich das Publikum aber schlapplacht, dann wissen Sie jetzt, was der Grund ist: Die Tickets waren höchstwahrscheinlich sauteuer.
Der Hirnforscher Vilayanur Ramachandran stellt in einem seiner Bücher Überlegungen an, warum wir ein Bild von einem nackten Körper oft schöner finden, wenn er halb verdeckt ist, z. B. von einem Tuch. Wie Sie wissen, finden wir Gefallen daran, Muster zu erkennen und zu ergänzen. Es sieht so aus, als fänden wir es besonders spannend, wenn das Muster etwas komplizierter ist und mehr Einsatz von uns erfordert. Zumindest, wenn es sich um Bilder handelt. Ramachandran bringt die Idee auf, dass der visuelle Bereich unseres Gehirns vielleicht so konstruiert ist, dass wir stärker » belohnt« werden (z. B. durch ein Gefühl der Befriedigung ), wenn wir schwerer an der Mustererkennung und der Lösung der Aufgabe arbeiten müssen– in diesem Fall: wenn wir uns mehr anstrengen müssen, um uns vorzustellen, wie der nackte Körper aussieht. Eine solche Belohnungsfunktion würde dafür sorgen, dass Anstrengung etwas Angenehmes ist und nichts Beschwerliches. Das wäre aus der Perspektive der Überlebensstrategie ganz praktisch, denn die Muster in unserer Umgebung sind nun mal nicht immer ganz deutlich zu erkennen.
Ich lasse meiner Fantasie jetzt mal die Zügel schießen, aber wenn Ramachandrans Idee für Muster gelten kann, die wir sehen, warum dann nicht auch für alle anderen Muster? Wenn wir unsere kognitive Dissonanz auflösen, tun wir nichts anderes, als ein Muster wiederherzustellen, wo vorher Chaos herrschte. Und– ganz in Übereinstimmung mit Ramachandran– je mehr Sie sich anstrengen müssen und je weiter Sie gehen müssen, um konsequent zu sein, umso größer wird vielleicht die Belohnung in Form eines befriedigten Gefühls ausfallen. Das könnte eine weitere Erklärung dafür sein, warum die Bindung an die Gruppe nach einem Initiationsritus gestärkt ist und warum die schikanierten Frauen die Sexdiskussionsgruppe für so besonders toll hielten, obwohl sie das in Wirklichkeit gar nicht war.
Wenn ich bei Ihnen also eine kognitive Dissonanz erzeugen kann, dann werden Sie sie beseitigen wollen, indem Sie z. B.
Ihre frühere Meinung oder Einstellung (Ihr inneres Milieu) ändern und z. B. plötzlich der Meinung sind, dass die Freimaurer doch eigentlich ganz toll sind– jetzt, wo Sie endlich auch dazugehören.
Ihre Umgebung verändern (Ihr äußeres Milieu) und sich den Dingen nicht aussetzen, die Dissonanzen erzeugen– statt sich Gründe zu überlegen, warum Sie dieses Eis jetzt unbedingt haben müssen, könnten Sie ja einfach einen Umweg im Supermarkt machen, damit Sie nicht an der Tiefkühltheke vorbeikommen.
Ihr Verhalten verändern, wenn dadurch Ihr Selbstbild besser mit Ihren anderen Gedanken in Übereinstimmung zu bringen ist. Wenn Sie sich selbst als Insektenfreund bezeichnen und Sie jemand darauf hinweist, dass es dann aber nicht besonders nett ist, in Ameisenhaufen zu springen, dann können Sie diese Dissonanz auflösen, indem Sie nicht mehr hineinspringen. Sie ändern Ihr Verhalten (Springen ), damit es wieder mit Ihrem Selbstbild (Insektenfreund) übereinstimmt.
So weit, so gut. Aber wenn Sie dieses Buch von Anfang an gelesen und nicht gerade zufällig auf dieser Seite aufgeschlagen haben, sollte Sie mittlerweile die Ahnung beschlichen haben, dass Sie vielleicht ein klein wenig Hilfe hatten, als Sie zu Ihren Meinungen und Überzeugungen fanden, von denen Sie bis jetzt glaubten, sie seien alle auf Ihrem Mist gewachsen. Mit anderen Worten: Wenn ich will, dass Sie Ihr Verhalten ändern, kann ich das auf zwei Arten bewirken. Entweder ich versuche, ganz direkt auf Ihr Verhalten einzuwirken, oder ich kann eine kognitive Dissonanz in Ihnen erzeugen (indem ich Ihnen z. B. eine neue Ansicht verpasse, die sich mit Ihrem Verhalten nicht vereinbaren lässt ), so dass Sie selbst den Wunsch spüren, Ihr Verhalten zu ändern. Das Resultat der beiden Varianten ist dasselbe: Sie ändern Ihr Verhalten. Aber mit einem wichtigen Unterschied: Wenn ich Sie rundheraus darum bitte, tun Sie es vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Und selbst wenn Sie es tun, tun Sie es eben meinetwegen, weil ich Sie darum gebeten habe. Ändern Sie jedoch Ihr Verhalten, um eine psychologische Inkonsequenz in Ihrem Kopf aufzulösen, dann tun Sie es Ihretwegen, Sie tun es, weil Sie es selbst wollen. Und das, meine liebe Marionette, ist Gold wert für alle Werbemacher und
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