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Nicht mehr tun, was andere wollen

Nicht mehr tun, was andere wollen

Titel: Nicht mehr tun, was andere wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henrik Fexeus
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Propagandaingenieure.
    Wir Manipulatoren können eine Falle bauen, eine Rationalisierungsfalle, in die Sie, wenn Sie nicht aufpassen, geradewegs hineinmarschieren und aus der Sie auch nicht mehr herauskommen. Diese Falle funktioniert folgendermaßen: Erst erzeugen Propaganda- oder Werbemacher ein Gefühl der Dissonanz in Ihnen, indem Sie Ihr Selbstbild bedrohen– z. B. rufen sie irgendwelche Schuldgefühle in Ihnen hervor (die hungernden Kinder in Afrika) oder ein Gefühl der Scham oder Unzulänglichkeit (die Freunde Ihrer Kinder haben garantiert alle Adidas-Sneakers) oder man stellt Sie als Heuchler hin, der nicht zu seinem Wort steht ( » Wenn Sie wirklich finden, dass die Umwelt wichtig ist, wie viel sind Sie dann bereit zu opfern?« ). Dann bieten wir Ihnen eine bestimmte Lösung an, einen konkreten Weg, diese Dissonanz zu mindern– indem Sie das tun, was wir von Ihnen wollen. Am besten können Sie Ihre Schuldgefühle mindern, die Scham auslöschen, zu Ihrer Verpflichtung stehen und Ihr Selbstwertgefühl zurückgewinnen, indem Sie Geld für den guten Zweck spenden. Die Jacke kaufen. Für den Politiker XY stimmen. Ihren Glauben stärken. Oder eine Volksgruppe hassen.
    Ein anderes Gefühl, mit dem sich schrecklich effektiv Dissonanz erzeugen lässt, ist die Angst. Angst, nicht gut genug zu sein. Angst vor dem Unbekannten. Angst vor dem, was nicht so ist wie das, was man schon kennt. Angst vor denen, die nicht so sind wie wir. Ein Flirt mit der Angst, und schon verkaufen wir Ihnen Panic Rooms ohne Ende.
    Angst
    Was wir denken, stimmt nicht unbedingt mit dem überein, was wir sagen oder tun. Aber es gibt eine noch größere Kluft zwischen dem, was wir zu denken glauben, und dem unbewussten Wunsch oder der Angst, die uns schließlich zum Handeln bewegt. Man kann unsere Angst auch für wesentlich alltäglichere, trivialere Zwecke einsetzen als dafür, uns Angst vor bestimmten Volksgruppen einzureden oder uns Antiterror-Maßnahmen zu verkaufen. Tatsache ist nun mal, dass wir fast allen Situationen im Leben mit Angst, Unsicherheit oder Nervosität begegnen. Und wenn wir das mal nicht tun, kann man uns immer noch durch eine geschickt formulierte Kampagne umstimmen.
    Ein Beispiel dafür, wie unsere Alltagsängste ausgenutzt werden: Die gesunde Vernunft lässt uns glauben, dass wir uns die Zähne aus rein zahnhygienischen Gründen bürsten. Wir putzen sie, damit wir Karies verhindern und unsere Beißerchen sauber sind (oder zumindest so aussehen ). Deswegen glauben wir auch, dass das die Botschaft ist, die die Zahnpastahersteller uns mit ihren mentholduftenden Werbespots vermitteln wollen. Doch wenn man mal genauer hinsieht, zeigt sich, dass sich die meisten von uns nur einmal am Tag die Zähne bürsten. Und das auch noch zum unlogischsten Zeitpunkt des Tages– nämlich wenn wir morgens aufgestanden sind. Wir wollen durch das Zähneputzen nicht Karies verhindern, sondern den Tag mit einem frischen Geschmack im Mund beginnen. Die meisten von uns machen sich eher Gedanken um die Frische ihrer Mundhöhle beim Aufstehen oder fürchten die sozialen Auswirkungen von Mundgeruch– aber um das Schicksal unserer Zähne sorgen wir uns eher weniger. Deswegen achten die Zahnpastahersteller darauf, vielmehr auf den » frischen Geschmack« oder die » Weißmacher« hinzuweisen, statt zu betonen, wie gut ihr Produkt gegen Plaque wirkt.
    Ihre Angst kann man am besten ausnutzen, indem
man Ihnen zuerst eine Todesangst einjagt,
man Ihnen dann einen konkreten Vorschlag macht, wie Sie der Bedrohung entgehen können, die soeben Ihre Angst geweckt hat,
Sie erleben, dass die vorgeschlagene Lösung funktioniert, und
Sie glauben, dass Sie diese Lösung auch praktizieren können.
    Erst heize ich Ihnen ordentlich ein und sorge dafür, dass Sie sich ganz auf Ihre Furcht konzentrieren. Wenn Sie richtige Angst haben, ist es schwer, an irgendetwas anderes zu denken als Ihren Wunsch, diese Angst wieder loszuwerden. Im nächsten Schritt erkläre ich Ihnen also, wie Ihnen das gelingen kann. Sie bekommen eine einfache Lösung präsentiert. Sie wenden sie an, stellen fest, dass sie funktioniert, und bedanken sich bei mir. Wie durch Zufall besteht die Lösung genau in der Handlung, von der ich die ganze Zeit wollte, dass Sie sie ausführen. Genau diese Schritt-für-Schritt-Methode hat auch Adolf Hitler angewendet. Zuerst beschrieb er eine wachsende Bedrohung (die Juden) für die Sicherheit der Bürger und behauptete, diese Bedrohung werde den Geist der

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