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Nicht mehr tun, was andere wollen

Nicht mehr tun, was andere wollen

Titel: Nicht mehr tun, was andere wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henrik Fexeus
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nicht nur begehrenswert, wir halten sie auch eher für wahr. Deswegen funktionieren auch Formulierungen wie » Die Wahrheit, die nicht ans Licht kommen sollte!« oder » Man will nicht, dass Sie das hier erfahren!« so prima. Wenn ich Ihnen weismache, dass man versucht hat, eine bestimmte Information zu zensieren, sind Sie eher geneigt, sie für wahr zu halten. Politische Extremisten verwenden diese Taktik gern, um sich Anhänger zu sichern. Egal, wie die Ansichten einer Person geartet sein mögen– wir glauben ihr eher, wenn man versucht hat, sie zu zensieren.
    Was hätten wir denn im häuslichen Rahmen für Dinge, deren Verfügbarkeit mit Absicht eingeschränkt wird oder die für bestimmte Zielgruppen zensiert werden? Tja, z. B. die Altersgrenze bei Filmen, Alkohol und Pornos. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich meine nicht, dass diese Altersgrenze etwas Schlechtes ist. Aber indem man sagt, dass » das hier nur was für Erwachsene« ist, vermittelt man den Jüngeren auch eine deutliche Definition dessen, was Erwachsenensein bedeutet: Das ist, wenn ich Bier trinken und Pornos gucken darf. Weswegen Minderjährigen beides äußerst attraktiv vorkommt. Klingt zu simpel? Man drückte einer Reihe amerikanischer 18-Jähriger die Inhaltsangabe eines Buches in die Hand. Einigen erzählte man außerdem, dass man dieses Buch erst ab 21 lesen dürfe (! ). Letztere interessierten sich viel mehr für das Buch als die anderen– obwohl sie doch alle dieselbe Beschreibung gelesen hatten.
    Der Gott des biblischen Schöpfungsberichts wollte unbedingt, dass Eva die metaphorische Frucht aß (damit die Geschichte endlich in Gang kam ). Der endgültige Beweis dafür ist seine Aussage, dass die Frucht eine verbotene sei. Hätte er das nicht gesagt, hätte Eva noch ewig durchs Gelände hüpfen können und hätte den Baum vielleicht noch nicht mal zur Kenntnis genommen. Aber was muss sie für eine Lust darauf gekriegt haben, als er das Verbot aussprach! Ganz schön schlauer Gott.
    Gelauscht
    Es gibt noch einen Umstand, der uns meistens ohne großes Überlegen glauben lässt, was wir hören: wenn wir ein Gespräch belauschen. Um ganz sicherzugehen, dass Sie tun, was ich will, kann ich mehrere Techniken kombinieren: Ich behaupte, dass bald eine Mangelsituation eintreten wird, füge hinzu, dass diese Information exklusiv ist, und sorge auch noch dafür, dass Sie dieses Gespräch » rein zufällig« mithören. Aus ganz natürlichen Gründen verlassen wir uns mehr auf Informationen, die wir aufgeschnappt haben, indem wir ein Gespräch anderer Leute belauschen, als auf solche, die direkt an uns gerichtet sind.
    Wenn Sie in der Stadt an mir vorbeigehen und hören, wie ich in mein Handy so was sage wie: »Ich weiß nicht, was wir machen sollen! Nicht mehr tun, was andere wollen verkauft sich schneller, als wir es nachdrucken können, und jetzt hat’s bei der Druckerei auch noch irgendein Problem gegeben, und wir werden auf mehrere Monate hinaus keine Bücher mehr kriegen …«, dann brauchen Sie nicht erleichtert durchzuatmen, weil Sie Ihr Exemplar schon haben. Wahrscheinlich versuche ich bloß, die Leute dazu zu bringen, so schnell sie nur können, in die nächste Buchhandlung zu rennen.

Was sagen Sie da?!
    Unanständige Wörter und verbale Beeinflussung
    Trotz aller Sinneseindrücke erschaffen wir doch noch einen großen Teil unserer Wirklichkeit durch Worte. Zwar nehmen wir die Welt primär durch Augen, Ohren und Nase wahr. Doch was diese Eindrücke für uns bedeuten, steht erst dann fest, wenn wir entscheiden, wie wir sie beschreiben, welche Worte oder welche Kategorien wir wählen, um unsere Erlebnisse zu benennen. Mit Worten steuern wir unsere Deutung der Welt und entscheiden, was wir wirklich sehen. Sie werden keine zwanzig verschiedenen Arten von Schnee erleben können, wenn Sie nicht wie die Inuit jede Menge verschiedene Vokabeln haben, um den gefrorenen Niederschlag zu beschreiben.
    Das folgende Bild kann ich als Darstellung einer jungen Dame beschreiben. Aber auch einer alten Frau.
    Indem ich es auf eine bestimmte Art beschreibe, sage ich Ihnen, wie Sie das Bild deuten sollen. Wenn ich frage: » Warum will die junge Dame Sie wohl nicht anschauen?«, dann sehen Sie eine junge Dame und nichts anderes. Genau das meine ich, wenn ich sage, dass wir unsere Wirklichkeit durch Worte abgrenzen und erschaffen. Wo es vorher noch verschiedene Arten von Betrachtungsweisen gab, bleibt jetzt nur noch eine übrig, weil Sie die Dinge nämlich mit

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