Nicht mehr tun, was andere wollen
von den Massen von Wurst, Pizza und Limo, die wir hinterher noch in uns reinstopfen. Denn das ist ja alles so abgefahren billig. Was ist schon ein Fünfer im Vergleich zu dem Geld, das Sie vorher ausgegeben haben?
Das Kontrastprinzip funktioniert allerdings in beide Richtungen. Das heißt, wenn Sie zuerst die billigeren Waren und dann die teureren gesehen haben, werden Ihnen Letztere gleich viel teurer vorkommen, als sie eigentlich sind.
Wenn ich also so richtig klug wirken will, muss ich bloß dafür sorgen, dass ein rechter Idiot spricht, bevor ich an der Reihe bin. Im Vergleich zu dem stehe ich als Genie da. Und wenn ich Ihnen imponieren und superdurchtrainiert wirken will (was ich nicht bin ), dann muss ich mich nicht lange im Fitnessstudio quälen. Ich muss nur dafür sorgen, dass Sie vor mir jemand treffen, der noch weniger trainiert ist als ich. Und im Vergleich zu ihm werden Sie mich als geradezu athletisch empfinden. Wenn Sie nicht dumm wirken wollen, dann sollten Sie um jeden Preis vermeiden zu reden, direkt nachdem der Nobelpreisträger sich im Fernsehen geäußert hat! Vergessen Sie nicht: Das Kontrastprinzip wirkt in beide Richtungen.
In einer erschreckenden Studie legte man (wieder mal) einer Gruppe von Männern Fotos von Frauen vor, die man ihnen als mögliche Blind Dates verkaufte. Die Männer sollten bewerten, wie attraktiv sie die Frauen fanden. Bei manchen stand allerdings ein Fernseher im Zimmer, auf dem eine Serie mit extrem gut aussehenden Schauspielerinnen lief. Diejenigen, die diese unwirklich hübschen Frauen im Fernsehen sahen, bewerteten die Kandidatinnen auf den Fotos schlechter als die Männer, die keinen Vergleich hatten. Offenbar machten die Models in der Soap die echten Personen sofort weniger attraktiv. Wenn wir mal überlegen, wie Männer und Frauen in den Medien und in der Werbung heutzutage so präsentiert werden, wie wir ständig umgeben sind von Bildern hübscher Menschen mit Waschbrettbauch, perfekten Brüsten, breiten Schultern, schmalen Hüften und weißen Zähnen, haben wir tatsächlich Anlass zur Sorge, dass wir diesen unrealistischen Idealen nicht gerecht werden können. Denn obwohl wir alle wissen, dass diese Bilder eine Illusion sind, dass wir das Resultat von gutem Make-up, Beleuchtung und Photoshop-Hexerei sehen, ändert das nichts daran, dass wir die Menschen aus dem wahren Leben im Vergleich weniger attraktiv finden.
Es reicht schon, wenn wir die Anzeigen in einer ganz normalen Zeitschrift ansehen, um zu merken, wie wir echte Personen als weniger attraktiv erleben, als wir sie sonst gefunden hätten! Sogar die sexuelle Anziehungskraft unseres Partners steht in direktem negativem Zusammenhang dazu, wie stark wir dem Anblick sexuell extrem attraktiver Personen ausgesetzt sind, z. B. in der Werbung. Und in dem Maße, in dem die Erotik im Internet Teil unserer Populärkultur wird, wird auch unser Sexleben permanent mit dem realitätsfernen Gehoppel auf dem hochauflösenden Bildschirm verglichen. Und das wird dann zur Messlatte für das, was wir glauben, einlösen zu müssen. Es reicht nicht mehr, sich per Silikon größere Brüste oder ein Sixpack modellieren zu lassen. Zum Schluss kommt es noch viel krasser– eine Kollegin von mir belauschte eines Sommerabends folgendes Gespräch: Drei gestylte blondierte Frauen Mitte zwanzig unterhielten sich. Plötzlich rief die eine: » Oh nein! Robby hat am Freitag Ausgang vom Wehrdienst, und ich hab total vergessen, mir einen Termin fürs Anal-Bleaching machen zu lassen!« Spiel, Satz und Sieg fürs Kontrastprinzip. (Und die Pornos im Nachtprogramm von 9Live.) Da muss man einfach mitmachen.
Die Kontrastskala
Wenn ich will, dass Sie Ihre Ansichten ändern, kann ich zwar das oben genannte Kontrastprinzip ausnutzen und dafür sorgen, dass Sie zuerst mit einer Meinung konfrontiert werden, neben der meine eigene besser abschneidet. Aber das reicht nicht. Denn Sie sind ja ständig bestimmten Meinungen ausgesetzt– Ihren eigenen nämlich. Um Sie zu beeinflussen, muss ich deswegen berücksichtigen, wie die Meinungen, die ich Ihnen unterjubeln will, mit denen kontrastieren, die Sie bereits haben. Das Kontrastprinzip gehorcht einer Skala. Wenn die Meinung, von der ich Sie überzeugen will, sehr weit von Ihren eigenen Ansichten entfernt liegt, werden Sie den Unterschied als noch größer empfinden, als er eigentlich ist. Liegt sie jedoch einigermaßen in der Nähe dessen, womit Sie konform gehen, werden Sie unsere Ansichten ähnlicher
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