Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht mehr tun, was andere wollen

Nicht mehr tun, was andere wollen

Titel: Nicht mehr tun, was andere wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henrik Fexeus
Vom Netzwerk:
wir erwarten, dass wir alle die gleiche Einstellung haben.
    Soziale Tabus
    Ebenso wie heilige Kühe gibt es in unserer Gesellschaft auch Tabus. Das sind all die Dinge, von denen wir glauben, dass wir sie alle aus purer Menschlichkeit heraus verurteilen müssen, ungeachtet unserer politischen Einstellung. Hier lässt sich dieselbe Technik anwenden wie oben beschrieben. Indem ich mich gegen diese Dinge ausspreche und gleichzeitig behaupte, dass mein Kontrahent ihnen Vorschub leistet, lieben mich meine Zuhörer. Ein paar Beispiele für soziale Tabus:
Verbrechen
schnelle gesellschaftliche Veränderungen
Missbrauch
Gewalt gegen Frauen
Terrorismus
mangelnde Fürsorge für Alte
Misshandlung
Tierquälerei
Vergewaltigung
Jugendgewalt
Kindesmissbrauch
Selbstmord
Illoyalität
Skandale
Korruption
    Diese Liste sieht aus wie ein Vokabelverzeichnis für Zeitungsschlagzeilen. Wenn jemand gegen soziale Tabus verstößt, fühlen wir uns gefühlsmäßig beteiligt und wollen handeln– oder zumindest diese Zeitschrift kaufen. Eine dunklere Seite von uns findet in diesen Zeitungsberichten auch ihre Katharsis. Wir alle haben ab und zu verbotene Gedanken und stellen uns vor, wie wir etwas tun, was wir um keinen Preis tun dürfen. Wenn wir von anderen lesen, die so etwas getan haben, können wir uns im Namen der Rechtschaffenheit ganz wunderbar darüber aufregen und uns mit den sozialen Tabus auseinandersetzen, ohne sie selbst brechen zu müssen. Davon haben alle was: Indem die Zeitungen einen Schwerpunkt auf solche sozialen Tabus legen, verdienen sie gutes Geld, Sie selbst können sich moralisch erheben, und vor allem wird dafür gesorgt, dass Ihnen nicht die falsche Art von Menschen gefällt. Oder die falsche Partei.
    Schmeichelei
    Jeder mag es, wenn ihn die anderen für intelligent halten. Sie auch. (Obwohl– Sie sind ja auch wirklich klüger als viele andere, oder? Sonst hätten Sie sich ja nicht dieses Buch gekauft.) Jedem gefällt es, wenn man ihm sagt, er habe die richtige Entscheidung getroffen. Oder sich zumindest tatkräftig gezeigt. Deswegen lobe ich Sie dafür, dass Sie so klug sind, allein denken können und zu eigenen Entscheidungen fähig sind. Indem ich Ihnen so schmeichle, vermindere ich die Wahrscheinlichkeit, dass Sie die Informationen kritisch überdenken, auf deren Grundlage Sie Ihre Entscheidungen fällen. Nämlich die Informationen, die Sie von mir bekommen haben und deren Inhalt ich bestimmt habe. Doch dieses Detail unterschlage ich lieber. Ich bin schließlich auch schlau.
    Humor
    Wer geschickt ist, leitet seine Rede immer mit einem Witz oder einer witzigen Anekdote ein. So entspannen sich die Zuhörer (es ist unmöglich, gleichzeitig herzlich zu lachen und angespannt zu sein) und sind daher empfänglicher für die eigentliche Botschaft. Es ist leichter, sich trotz anfänglicher Bedenken auf etwas einzulassen, wenn Sie spüren: » So schlimm ist das alles ja auch wieder nicht. Irgendwie ist er doch ein ganz cooler Typ.«
    Kalt anfangen, wärmer werden und zum Schluss brennen
    Viele geschickte Redner steigern die Intensität im Lauf ihrer Rede. Wenn ein Redner schon ganz übereifrig und feurig einsteigt, besteht die Gefahr, dass er mit seiner Brandrede niemanden mitreißen kann. Wenn Sie mein erstes Buch gelesen haben, wissen Sie auch warum: Der Redner muss erst beweisen, dass er so ist wie die Zuhörer und sich auf derselben Ebene befindet. Die Botschaft mag noch so toll sein– niemand hört zu, wenn einer von Anfang an losbrüllt– es sei denn, die Zuhörer brüllen auch schon herum, dann muss der Redner natürlich genau da einsteigen.
    Dies hier war eine von Hitlers Lieblingstechniken. Er begann seine Rede, indem er seine Zuhörer ruhig und vernünftig ansprach, wie ein kluger Vater oder Onkel. Dann begann er etwas lauter zu reden, mit hörbar wachsendem Enthusiasmus. Er legte viele kürzere Pausen ein, wahrscheinlich um sich zu vergewissern, dass das Publikum wie gewünscht mitging, bevor er weitersprach. Am Ende seiner Rede brüllte er die Zuhörer an, gestikulierte wild und schlug mit den Fäusten aufs Rednerpult. Da er das Publikum bei seinen Stimmungsumschwüngen mitgenommen hatte, schrien und applaudierten sie wie wild, wenn er sie und sich erst mal richtig in Feuer geredet hatte.
    Strukturierte Antworten (1)
    Mit dieser Technik versuche ich, Sie zur Zustimmung zu bewegen, indem ich Ihnen erst eine ganze Reihe von Fragen stelle, die alle dieselbe Antwort erfordern. Die Fragen zielen oft auf heilige Kühe

Weitere Kostenlose Bücher