Nicht ohne meine Schokolade
Mr. Stone... krächz, schluck... ich würde mich freuen, Sie morgen zum Abendessen im Chez Antoine treffen. Bis dann.«
Erst nachdem sie aufgelegt hatte, bemerkte sie, daß sie gar nicht gesagt hatte, wer sie war. Oh, nun ja, das konnte er sich ja denken. Wie viele Frauen hatte er wohl morgen abend sonst noch ins Chez Antoine eingeladen?
In dem Augenblick, als sie das Licht löschte, klingelte das Telefon und erschreckte sie fast zu Tode. Sie tastete hastig nach dem Licht, langte nach dem Hörer und erstarrte. Irgend etwas sagte ihr, daß »er« es war. Aber das konnte einfach nicht sein. Ihre Nummer stand nicht im Telefonbuch, er konnte sie nicht haben — wirklich nicht?
Sie sprang aus dem Bett, griff nach ihrem Bademantel und eilte die Treppe hinab, wobei sie versuchte, Atlanta nicht aufzuwecken, die im Gästezimmer schlief. Sie würde ihren eigenen Anrufbeantworter reagieren lassen und zuhören.
Als sie in die Küche kam, war ihre Sprechaufforderung schon abgelaufen. Nach dem Signalton schien die tiefste, erotischste Stimme, die sie jemals gehört hatte, förmlich nach ihr zu greifen... und sie zu streicheln... samtweich in der Dunkelheit.
»Ich bin so froh, daß Sie angerufen haben, Savannah«, sagte er und schien ihren Namen mit Worten zu liebkosen. »Ich freue mich darauf, einige Zeit mit Ihnen zu verbringen. Ich bin sicher, es gibt viele Dinge, über die wir uns unterhalten sollten. Ich werde kurz vor acht einen Wagen zu Ihnen hinausschicken. Bis dann, gute Nacht, schlafen Sie gut.«
Sie hielt inne und lehnte sich gegen den Türrahmen, ihre Knie wurden weich, das Blut war in die niederen Regionen ihres Körpers geschossen. Lieber Gott, ein Mann mit solch einer Stimme konnte einen in einen Orgasmus hineinreden.
Schlafen Sie gut? Kaum wahrscheinlich, nachdem sie das gehört hatte!
Sie knipste das Licht an und wühlte in einer Schublade nach Monozellbatterien. Die beiden Katzen strichen um ihre Beine und blickten mit verwirrten und gierigen Augen zu ihr hinauf.
»Nein, es ist nicht Zeit zum Abendessen«, sagte sie. »Geht wieder schlafen. Ihr beiden solltet keine Probleme haben, ihr seid kastriert.« Sie warf eine der Batterien in die Luft und fing sie wieder auf. »Während bei mir hingegen sämtliche edlen Teile in bester Ordnung sind. Unglücklicherweise... zumindest heute nacht...«, fügte sie seufzend hinzu.
Sie schaltete das Licht aus und ging die Treppen hinauf, die neuen Batterien in der Hand und den Klang von Ryan Stones tiefer, erotischer Stimme im Ohr, die noch immer wie eine heiße Flüssigkeit durch ihren Körper rann.
Savannah fragte sich, wann Stones Fahrer anrufen würde, um ihre Adresse zu erfragen. Aber als der alte, silberne Bentley am nächsten Abend um Viertel vor acht die Auffahrt hinauffuhr, wurde ihr klar, daß ihre Adresse ebenfalls zu den Informationen gehörte, die er über sie gesammelt hatte: Ryan Stone wußte, wo sie wohnte.
Der Fahrer war etwas älter und mit perfekter Chauffeur-Livré bekleidet. Er stieg aus dem Auto und eilte den Weg hinauf, um sie in Empfang zu nehmen. Er zog seine Mütze und enthüllte sein volles Haar, das ebenso glatt und silbrigglänzend war wie das Automobil, das er fuhr. Obwohl unter seinem säuberlich zurechtgestutzen Schnurrbart kein Lächeln erschien, blitzten seinen blaßblauen Augen, als er sie begrüßte.
»Guten Abend, Madame«, sagte er mit melodischer Stimme in einem leicht theatralisch wirkenden britischen Akzent.
Savannah hielt ein Kichern zurück, denn sie dachte, daß er wie der sprichwörtliche Butler aus den alten Kriminalfilmen klang, der »es« immer getan hatte. »Guten A-A-Abend«, antwortete sie und versuchte, seinen Akzent zu imitieren, aber was herauskam, war nur eine schlechte Imitation von Boris Karloff.
»Ich heiße Gibson, Madame, John Gibson. Mr. Stone hat mich gebeten, Sie ins Restaurant zu begleiten. Gibt es irgend etwas, das ich noch für Sie tun kann?« fügte er hinzu, als er die Tür öffnete und ihr elegant auf den Rücksitz half.
»Äh... nein danke. Alles in Ordnung«, sagte sie und ließ ihre Hand über das weiche, geschmeidige Leder gleiten. Als sie sich gegen den gepolsterten Sitz lehnte, nahm sie den Geruch von Leder, von etwas sehr Maskulinem, vielleicht dem Eau de Cologne des Chauffeurs, und den eindeutigen Duft einer Rose war.
Zu ihrer Rechten sah sie die Quelle des Duftes, eine schöne weiße Rose in voller Blüte, die in einer blattgoldverzierten Rosenvase steckte, welche am Fensterbrett des
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