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Nicht schießen, Johnny!

Nicht schießen, Johnny!

Titel: Nicht schießen, Johnny! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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»Sage mir, wo du bist, Liebes, und ich komme zu dir.«
    »Mammi, ich glaube, ich habe was angestellt.« Die Stimme klang noch dünner und eine Spur schuldbewußt.
    »Das ist mir egal, Johnny! Sage mir, wo du bist. Mammi braucht dich!«
    »Mammi, ich habe Daddys Revolver genommen und damit auf einen Niggerjungen geschossen.«
    Maggie vermochte sich nicht länger zu beherrschen. Das bißchen kühle Überlegung hielt dem Aufruhr ihrer Gefühle nicht stand. »Johnny, es ist mir egal, ob du den Jungen erschossen hast! Komm nach Hause - Daddy beschützt dich!«
    Schweigen. Dann ganz leise: »Mammi, hast du gesagt, daß ich ihn getötet habe?«
    »Johnny -«, rief sie, als sich eine andere Stimme in die Leitung einschaltete. »Ihre drei Minuten Sprechzeit sind abgelaufen.« Danach hörte Maggie drei oder vier Sekunden lang nichts und dann ein mechanisches Klicken, als der Hörer am anderen Ende aufgelegt wurde. Die Verbindung war getrennt.
    Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen, griff nach der Visitenkarte, die neben dem Telefon lag, und wählte.
    »Mr. Tibbs, bitte«, sagte sie und wartete.

9. Kapitel

    Auf der Fahrt zurück ins Präsidium erkannte Tibbs, daß er damit aufhören mußte. Es war sinnlos, sich alles mögliche Unheil auszumalen. Sein Job war, dergleichen zu verhindern und die dazu geeigneten Mittel und Wege ausfindig zu machen.
    Als er in seinem Büro ankam, hatte er genau das richtige Maß von Entschlossenheit und Unternehmungslust. Er begrüßte Bob Nakamura, streifte den inzwischen noch höher gewordenen Aktenstapel auf seinem Schreibtisch mit einem Seitenblick und machte Anstalten, sich wie ein Mann, der jeder Herausforderung gewachsen ist, in die Arbeit zu stürzen.
    »Was Neues?« erkundigte sich Bob.
    Tibbs schüttelte den Kopf, zog eine Schublade auf und nahm seinen Dienstrevolver heraus. Er entleerte sorglich die Trommel, inspizierte den Lauf und vergewisserte sich nochmals, ob die Waffe wirklich entladen war. »Ich möchte, daß du mir bei etwas hilfst«, sagte er mit geschäftsmäßiger Stimme. »Komm doch mal her, ja?«
    Bob stand auf und nahm den Revolver, den Tibbs ihm hinhielt.
    »Schau noch mal nach, ob er wirklich leer ist.«
    Nakamura überprüfte das Magazin und nickte. »Okay.«
    »Gut, und jetzt dreh dich um, mit dem Rücken zu mir. Stell dir vor, daß du auf jemanden zielst, der drei bis viereinhalb Meter entfernt vor dir steht.«
    »Ziele ich auf seinen Kopf oder dahin, wo’s weh tut?«
    »Du zielst auf seinen Bauch, willst aber eigentlich gar nicht wirklich schießen. Stell dir vor, du seist ein kleiner Junge, der sich mit Schußwaffen nicht gut auskennt.«
    Bob drehte sich zum Fenster und richtete den Revolver auf ein unsichtbares Ziel. Virgil wartete eine gute halbe Minute, bis ihm sicher schien, daß die Reflexe seines Partners automatisch langsamer geworden waren. Dann griff er plötzlich von hinten zu und packte ihn direkt über den Ellbogen. Bob fuhr zusammen.
    »Hältst du es für möglich, daß du in dieser Situation versehentlich auf den Abzug gedrückt hättest?« fragte Tibbs.
    »Unbedingt. Ich glaube sogar, ich hab’s getan; ich hatte den Finger nämlich im Abzugbügel.«
    »Schön, jetzt möchte ich noch was ausprobieren. Stell dich wieder hin.«
    Bob gehorchte und hielt die Waffe waagrecht vor sich hin, wie ein Kind sie gehalten haben würde. Virgil packte ihn abermals bei den Armen, hielt ihn einen Moment lang fest und versuchte dann mit der rechten Hand nach dem Revolver zu greifen, wobei er seine Finger über Bobs Finger schob. Sogleich machte sein Partner sich los, schwenkte links herum und richte den Revolver auf Tibbs. »War’s so richtig?« fragte er.
    »Haargenau«, sagte Tibbs. »Jetzt erhebt sich folgende Frage: Hätte ich dich eben zwingen können, noch einen zweiten Schuß abzufeuern, und zwar in die von mir gewünschte Richtung?«
    Nakamura überlegte. »Vielleicht«, sagte er zögernd, »aber es hätte verdammt schnell gehen müssen. Ich glaub’s eigentlich nicht. Als du mit der rechten Hand nach dem Revolver griffst, konnte ich mich ganz leicht losmachen und herumschwenken. Das hätte auch ein unerfahrener kleiner Junge gekonnt.«
    »Okay, damit wäre dieser Punkt geklärt. Bisher war ich mir nicht ganz sicher.« Tibbs nahm den Revolver wieder an sich, lud ihn und verstaute ihn in der Schreibtischlade.
    »Möchtest du mir nicht sagen, worum es sich dreht?« fragte Nakamura.
    »Da gibt’s eigentlich nicht viel zu erzählen. Mir fiel gestern

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