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Nicht schießen, Johnny!

Nicht schießen, Johnny!

Titel: Nicht schießen, Johnny! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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Adresse des Redners und sagte dann ruhig zu ihm: »Ich weiß, wie Ihnen zumute ist. Mir ist es nicht anders ergangen. Aber nennen Sie mich nie wieder einen Weißen - ich bin ein Neger und bin stolz darauf. Ich mußte zweimal so hart arbeiten wie ein Weißer, um das zu erreichen, was ich jetzt bin. Versuchen Sie nicht, mir das alles wieder kaputtzumachen.«
    »Okay«, sagte der Mann.
    Virgil klappte das Notizbuch zu. »Sie waren außer sich - ich verstehe das. Sind Sie vorbestraft?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ein paar Strafzettel, mehr nicht.«
    »Gut. Gehen Sie jetzt nach Hause, und lassen Sie das öffentliche Reden künftig lieber sein. Aufwiegler können Zuchthaus kriegen, wußten Sie das nicht?«
    Der Ex-Redner fand offenbar, daß er Glück gehabt hatte. »Danke«, sagte er.
    Im Korridor, auf dem Weg in sein Büro, lief Tibbs Captain Lindholm in die Arme. »Bin über alles im Bilde«, sagte der Captain zu ihm. »Sie haben gute Arbeit geleistet, gratuliere. Und jetzt schauen Sie bitte, daß wir den kleinen McGuire aufspüren, bevor die Volkswut nochmals losbricht - nehmen Sie ihn meinetwegen in Schutzhaft. Und knöpfen sie ihm das vermaledeite Schießeisen ab. Ich weiß, was ich damit von Ihnen verlange, aber ich sehe keinen anderen Weg.«
    »Ich werde mein Bestes tun«, versprach Virgil und begab sich an seinen Schreibtisch. Bob Nakamura hatte Neuigkeiten für ihn.
    »Während du weg warst, kam der Anruf eines Tankstellen- warts, der in der Orange Grove Avenue Nachtdienst macht. Er war gerade erst aufgestanden und hatte die Nachrichten gehört. Heute früh, gegen sechs, kam ein etwa neunjähriger Junge zu der Tankstelle und fragte, ob er den Waschraum benutzen dürfe. Der Junge sah aus, als hätte er die Nacht im Freien verbracht. Er hatte keine rote Jacke an, aber einen Schuhkarton bei sich.«
    »Einen Schuhkarton?«
    »Ja, und jetzt paß auf: als er aus dem Waschraum kam, erkundigte er sich nach dem Weg nach Anaheim. Er sagte, sein Vater wolle ihn dorthin mitnehmen. Der Tankwart gab ihm Bescheid und schenkte ihm einen Stadtplan. Als er den Jungen fragte, wieso er so früh auf den Beinen sei, sagte der Junge, er sei Zeitungsausträger.«
    Virgil nickte. »Das war sicher Johnny, und wir wissen beide, was im Schuhkarton drin war. Anaheim! Es paßt alles zusammen.«
    »Und auf der Orange Grove Avenue ist die Haltestelle für den Bus nach Los Angeles.«
    Tibbs blickte auf und gewahrte Charles Dempsey in der Tür.
    »Ich wollte nicht horchen, ehrlich, ich wollt’s nicht«, sagte Sport.
    »Schwamm drüber«, erwiderte Virgil. »Ich bin froh, daß du da bist. Jetzt kann ich dir wenigstens für deine Hilfe danken, Ich werde dich in meinem Bericht erwähnen.«
    Der junge Neger errötete vor Stolz. »Streichen Sie mich nur ordentlich heraus, heh?«
    »Ich werd’s bestimmt versuchen.« Tibbs wandte sich an seinen Partner. »Hör zu, Bob, ruf für mich in Anaheim an und säge ihnen, daß ich ’rüberkomme. Sage ihnen, daß sich die rote Jacke überholt hat, daß wir die inzwischen sichergestellt haben, und weise sie auf den Schuhkarton hin - daran müßten sie ihn eigentlich leicht erkennen. Ich hole den Vater des Jungen ab und fahre mit ihm nach Anaheim; vielleicht brauchen wir ihn, bevor wir die Sache hinter uns haben.« Er sah Sport, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte, durchdringend an. »Du hast zufällig eine ganze Menge mitbekommen, und ich erwarte von dir, daß du den Mund hältst. Kann ich mich darauf verlassen?«
    Der Schlaks hob flehend beide Hände. »Kann ich mitkommen? Ehrenwort, ich sage keinem nichts nicht, und ich werde mich bestimmt nicht einmischen, aber ich muß dabei sein.«
    Tibbs überlegte. Er hätte viel dafür gegeben, wenn der Halbwüchsige nicht alles mit angehört hätte, und machte sich Vorwürfe wegen seines Leichtsinns. »Ich kann dich unmöglich im Dienstwagen mitnehmen, und es ist ebenso ausgeschlossen, daß du hinter mir herfährst. Aber ich kann dich nicht daran hindern, auf eigene Faust nach Anaheim zu fahren. Du bist ein freier amerikanischer Bürger, und die Straßen sind für jeden da.«
    Bob Nakamura begriff vollkommen; falls Dempsey in Anaheim Dummheiten machte, würde Tibbs sich seiner annehmen. »In Ordnung«, sagte er, »ich gebe ihnen Bescheid, daß du unterwegs bist. Viel Spaß beim Baseball«, fügte er mit grimmiger Stimme hinzu.

12. Kapitel

    Während der Bus auf dem Santa Ana Ereeway gleichmäßig dahinrollte, starrte Johnny McGuire aus dem Fenster. Er

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