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Nicht schießen, Johnny!

Nicht schießen, Johnny!

Titel: Nicht schießen, Johnny! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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strahlendblauen Himmel machte Mike geblendet Halt und holte tief Luft. Dann hielt er die Hände trichterförmig vor den Mund und rief, ehe Tibbs ihn daran hindern konnte: »Hab keine Angst, Sohn! Ich komme und helf dir!«
    Ein schwacher, erschreckter Aufschrei drang von hoch oben, aus der Kabine, an ihr Ohr. »Nein, Daddy, nicht!« Die Worte erstickten in einem hysterischen Schluchzen.
    Mike spürte eine feste Hand auf seiner Schulter, drehte sich um und blickte in das dunkle Gesicht dicht vor sich. »Sie sind ein tapferer Mann, Mr. McGuire«, sagte Virgil, »aber tun Sie’s nicht - nicht jetzt. Johnny ist völlig verstört; in diesem Zustand ist er zu allem fähig.«
    Mike starrte mit zurückgelegtem Kopf zu seinem Sohn hinauf.
    »Wir müssen ihn zunächst beruhigen - ihn ablenken, damit er seine Angst vergißt.«
    »Aber jemand muß zu ihm ’raufklettern und ihn retten ...« Mike McGuire flog am ganzen Körper vor unterdrückter Erregung. »Ich bin sein Vater.«
    »Ich weiß, aber das macht Sie noch nicht zum Turmarbeiter. Wenn Johnny sich beruhigt hat, können wir ihn, denk ich mir, dazu überreden, von selbst herunterzukommen. Das wäre für alle Teile das Beste und Ungefährlichste. Es wird ihm ein Trost sein, wenn Sie ihn hier unten in Empfang nehmen. Falls er es sich da oben aber in den Kopf setzen sollte, daß Sie heraufkommen, um ihn zu bestrafen ...« Er beendete den Satz nicht.
    »Ja, aber was können wir sonst tun?«
    Virgil sah sich um. »Ich schlage vor, daß Sie sich da drüben auf eine Bank setzen und alles weitere mir überlassen.«
    Mike riß sich zusammen. Das Gefühl, untätig beiseite stehen zu müssen, wo es doch um seinen eigenen einzigen Sohn ging, war beinahe mehr, als er verkraften konnte. Aber die Vernunft siegte. Er ging zur Barriere, stieg darüber hinweg und setzte sich auf die vorderste Bank.
    Tibbs kehrte zum Tunneleingang zurück, wo ein hochgewachsener kräftiger Mann im Dreß der Angels auf ihn wartete. »Ich bin Tom Satriano«, sagte er. »Kann ich helfen?«
    »Ja«, antwortete Virgil. »Wie viele der Spieler sind noch im Dreß?«
    »Fast die gesamte Mannschaft. Fünfzehn oder zwanzig.«
    »Glauben Sie, ich kann auf ihre Hilfe zählen?«
    »Natürlich; deshalb haben wir ja gewartet.«
    »Gut. Ich weiß, es ist eine Zumutung, aber ich habe folgende Bitte: Würden einige von Ihnen ’rauskommen und sich draußen auf dem Platz ein bißchen Bewegung machen? So, als würden sie sich warmspielen?«
    »Klar - prima Idee.« Satriano lief in der lockeren Haltung des durchtrainierten Athleten die Trepppe hinunter. Knapp zwei Minuten später erschienen die ersten Spieler auf dem Feld. Sie kamen paarweise herausgelaufen und warfen sich Bälle zu. Jemand mit einem Schlagholz begann einer Gruppe
    Ivon Spielern leichte Bodenbälle zuzuschlagen; sie fingen den Ball und warfen ihn zurück. Jim Fregosi warf eine weiße Abschlagmarkierung auf das Gras und übte die Drehbewegung für den Schlag zum zweiten Laufmal. Bobby Knoop gesellte sich zu ihm; zusammen fingen sie Bodenbälle, berührten das Mal und simulierten dann den Wurf zum ersten Laufmal.
    Tom Satriano tauchte neben Tibbs auf. »Wie sieht’s aus?«
    »Prachtvoll. Ich finde es fabelhaft von euch, wo ihr heute doch schon ein Spiel hinter euch habt.«
    »Glauben Sie, daß es wirkt? Daß der Junge herunterkommt?«
    Tibbs schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Wenn die California Angels ihn nicht abzulenken vermögen, ist es hoffnungslos. Wissen Ihre Kameraden, daß er bewaffnet ist?«
    »Ja.«
    Virgil verschränkte die Finger und ließ seinen Blick über das Spielfeld schweifen. »Ein gewisses Risiko besteht, das kann ich nicht leugnen; aber ich kann andererseits nicht glauben, daß Johnny auf einen der Spieler schießen würde. Baseball und die Angels sind seine einzige Leidenschaft.«
    »Die Jungens wissen das. Brauchen Sie mich noch? Ich soll heute abend in Los Angeles bei einem Festessen reden, aber
    wenn Sie mich brauchen, bleibe ich natürlich hier.«
    »Nein, nein, Sie haben schon mehr als genug getan. Lassen Sie Ihre Einladung bloß nicht sausen.«
    »Eigentlich möchte ich lieber hierbleiben«, sagte Satriano.
    »Sie können gehen. Ich bin sicher, wir sind hier über das Schlimmste hinweg.«
    Auf dem Feld jagte der Schläger einen harten Bodenball über den Rasen. Bobby Knoop hechtete nach dem Ball, fing ihn mit der bloßen Hand und warf ihn, während er noch flach auf dem Rücken lag. Von oben rief eine dünne Jungenstimme ein

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