Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)

Titel: Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
Vom Netzwerk:
Falkennachtschwalben auf der Jagd nach Insekten durch die Luft schossen. Die weißen Binden an ihren Flügeln blitzten immer wieder am dunklen Nachthimmel auf. Einen genauen Plan, wie ich vorgehen wollte, konnte ich mir später noch zurechtlegen. Zuerst einmal musste ich Sebastian warnen.
    Der Regen wurde stärker, während ich einen Kilometer nach dem anderen herunterriss. Ich überprüfte noch einmal die Adresse und war sehr erleichtert, als ein Stück vor mir ein Gebäude auftauchte, bei dem es sich um Sebastians Bauernhof handeln musste. Neben seinem Grundstück befand sich ein Friedhof, eine von diesen merkwürdigen alten Anlagen mitten auf dem Land, ohne Kirche oder Kapelle und eingefasst von einem Maschendrahtzaun. Die Grabmale standen krumm und schief auf dem unebenen Boden. Das Licht einer Laterne fiel auf ordentlich gemähte Rasenflächen, doch zahlreiche Grabsteine waren bereits von Zedern und anderen Pflanzen überwuchert.
    So ein Ort hatte für einen Totenbeschwörer natürlich seinen Reiz.
    Als ich in die Einfahrt bog, wurde aus dem Regen ein wahrer Wolkenbruch. Ich schob mein Rad durch den Matsch und schleppte es auf die Veranda, die nach feuchtem, moderigem Holz roch. Als ich mein Rad gegen das Geländer lehnte, gab es derart nach, dass ich befürchtete, es bräche jeden Augenblick zusammen. Doch von der Straße her war mein Fahrrad nun fast nicht mehr zu sehen – obwohl es nicht sehr wahrscheinlich war, dass jemand dieses verfallene Gebäude auch nur eines Blickes würdigte.
    Ein Stapel durchweichter, vergilbter Zeitungen lag vor der Fliegengittertür, die nur noch an einer Angel hing.
    Der Bauernhof wirkte völlig verlassen.
    Na prima.
    Ich spähte durch das schmutzige Fenster neben der Tür in das Innere des Hauses, wo ich diverse Möbelstücke zu erkennen glaubte. Doch es war alles stockdunkel; nirgends brannte Licht. Hatte ich mich vielleicht doch vertan? Ich schaute noch einmal auf die Visitenkarte. Die Hausnummer stimmte. Sie stand gut lesbar über der Tür.
    Ich klappte das Fliegengitter vorsichtig zur Seite und klopfte. Keine Antwort. Ich klopfte etwas fester, dann versuchte ich, durch den Glaseinsatz in der Tür zu schauen. Zu meinem Entsetzen sprang sie auf, als ich mich leicht dagegenlehnte.
    Ich spürte etwas sehr Vertrautes, und mein Magie-Radar begann augenblicklich zu piepen. Die feindseligen Schwingungen in der Luft waren so deutlich, dass ich eine Art Schutzzauber dahinter vermutete, der ungebetene Gäste vom Haus fernhalten sollte.
    Mit dem Fuß auf der Türschwelle blieb ich zögernd stehen. Es regnete in Strömen, und das Wasser schoss nur so das Dach herunter. Mein nasser Minirock klebte mir am Hintern, und ich fror mit jedem Windstoß mehr. Nach Hause fahren kam nicht infrage, denn es blitzte und donnerte gewaltig, und ringsum gab es kilometerweit nur offenes, flaches Ackerland.
    Blieb also nur die Flucht nach vorn. Wenn mein Leben ein Film wäre, dachte ich, dann bräuchte ich nur auf das Anschwellen der Musik zu achten, um zu wissen, ob meine Entscheidung falsch war.
    »Hallo?«, rief ich und trat über die Schwelle. »Sebastian? Ist da jemand?«
    Ich spähte beklommen ins Innere, aus dem mir wohlige Wärme entgegenschlug. Es roch nach Holzfeuer und Zimt.
    »Sebastian?«, rief ich erneut und wagte mich noch einen Schritt vor.
    Als ich mich umdrehte, erblickte ich eine schattenhafte Gestalt und erschrak, doch dann stellte ich fest, dass es nur ein Kleiderständer war, an dem eine Jacke hing. Ich seufzte erleichtert, und als ich die Hand danach ausstreckte, spürte ich Leder unter meinen Fingern und hörte die Schnallen leise klirren: Es war Sebastians Jacke.
    Ich war also im richtigen Haus.
    Als ich einen kalten Luftzug an meinen nassen Beinen spürte, wollte ich die Tür schon schließen, doch irgendwie kam ich mir weniger wie eine Einbrecherin vor, wenn sie offen stand. Ich verharrte unsicher auf der Stelle und tropfte still vor mich hin. »Hallo?«
    Allmählich gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, und der Raum nahm zusehends Gestalt an. Zu meiner Linken befand sich ein Kamin mit einem schlichten Sims aus Holz, um den sich ein paar Sessel und eine Couch drängten, als wollten sie sich wärmen. Ein eingebauter Schrank mit bleiverglasten Türen nahm fast die komplette gegenüberliegende Wand ein. Er umrahmte einen Durchgang, der vermutlich in die Küche oder ins Esszimmer führte. Im hinteren Teil des Hauses hörte ich Geschirr klappern. Da war jemand. »Sebastian?

Weitere Kostenlose Bücher