Nicht schon wieder Liebe
einigen Abenden, als wir über Eddie und meine Schwester gesprochen haben, hast du plötzlich gesagt, ich hätte ›so einen komischen Ausdruck‹ in den Augen. Möchtest du wissen, was dieser Ausdruck zu bedeuten hatte?«
Er würde sie viel lieber küssen. Nein, das war nicht die richtige Antwort. Coop straffte die Schultern. Natürlich wollte er das wissen. Das höchste Ziel, um das es hier ging, war, Eddies Namen reinzuwaschen. Er trat einen Schritt zurück, um sich davon abzuhalten, etwas Dummes zu tun, und nickte knapp.
»An dem Abend hatte ich mich auf einmal an eine Unterhaltung mit Crystal erinnert, über die ich aber erst einmal gründlich nachdenken musste, bevor ich darüber sprechen konnte. Dann, neulich abends, wollte ich die Sache mit dir erörtern, aber da ...« Sie verstummte.
»Aber da hast du herausgefunden, dass ich Eddies Bruder bin.«
»Ja.« Sie zögerte, dann warf sie ihm einen Blick zu, der überraschend scheu war. »Es kann durchaus sein, dass es überhaupt nichts zu bedeuten hat, aber ich habe das Gefühl, du hast ein Recht zu erfahren, dass Crystal vor ihrem Tod mit einem anderen Mann liiert war.«
Coop war plötzlich hellwach und gespannt. »Wer?«
»Das weiß ich nicht. Ich nehme aber an, dass er verheiratet war, weil sie nicht darüber sprechen wollte - und das einzige Mal, dass Crystal es jemals vermieden hat, mir sehr viel mehr zu erzählen, als ich eigentlich wissen wollte, war, wenn sie sich ziemlich sicher war, dass ich mein Missfallen nicht für mich behalten würde. Sie hasste es nämlich, sich Standpauken anhören zu müssen.«
»Hat sie dir irgendeinen Hinweis darauf gegeben, wer dieser Mann sein könnte? Hat sie vielleicht einen Vornamen genannt oder irgendwas in der Art?«
»Nein. Sie nannte ihn ihren ›Schatz‹, aber das war auch alles. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass er reich war. Ich hatte Lizzy im letzten Herbst für ein langes Wochenende, als Crystal mit dem Typen nach Hawaii geflogen ist. Als sie zurückkam, schwärmte sie in den höchsten Tönen von dem Luxushotel, in das er sie eingeladen hatte.«
»Welches Hotel? Das könnte ein geeigneter Ausgangspunkt für meine Nachforschungen sein.«
»Das Royal Hawaiian. Sie zeigte mir Fotos davon - es ist dieses große rosa Hotel mit den vielen Türmchen, das in den Zwanzigerjahren erbaut wurde. Crystal war zutiefst beeindruckt von der Unterbringung und dem Service. Sie und ihr Lover wohnten in einer kostspieligen Suite mit Blick aufs Meer, die anscheinend als die Nobelsuite schlechthin gilt, und sie war hellauf begeistert von der Tatsache, dass das Hotel rosa Champagner servierte.«
»Hast du irgendwelche Vermutungen, was die Identität des Mannes angeht?«, wollte Coop wissen.
»Nein.« Aber in den Tiefen ihrer moosgrünen Augen flackerte etwas auf.
»Darlene Starkey deutete an, dass Troy Jacobson eine Affäre hätte«, sagte Coop neutral. Er war dem Mann zwar nur ein einziges Mal begegnet, aber er hatte auf Anhieb allergisch auf ihn reagiert, deshalb spürte er, dass er sich wirklich anstrengen musste, damit er sich jetzt nicht von dieser Aversion beeinflusste.
»Darlene verbreitet alle möglichen Gerüchte.«
Verdammt noch mal, die Art, wie sie diesen Jacobson verteidigt hatte, gefiel ihm heute kein bisschen besser als an jenem Abend in der Bar. »Deine Schwester hatte früher schonmal eine Affäre mit ihm.«
»Aber wir haben keinen triftigen Grund anzunehmen, dass sie wieder etwas mit ihm angefangen hatte.«
Coop versuchte, nicht ernstlich sauer zu werden, als Veronica langsam hinzufügte: »Trotzdem, ich schätze, es war der Umstand, dass ich Troy vor einer Weile mit seiner Ehefrau in dem Café gesehen habe, der mich wieder an Crystals geheimnisumwitterten Lover hat denken lassen. Troy ist auf jeden Fall reich genug, um dafür in Frage zu kommen. Außer ... hat er an dem bewussten Abend im Tonk nicht irgendwas davon gesagt, dass seine Frau noch in ihrem gemeinsamen Haus auf Maui wäre? Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass er praktisch vor seiner eigenen Haustür mit einer anderen Frau herummachen würde.«
Das verpasste Coops schlagartig erwachtem Jagdtrieb erst einmal einen kleinen Dämpfer. »Das Royal Hawaiian ist auf Maui?«
»Nein, es ist am Waikiki Beach auf Oahu. Aber trotzdem -«
»Dann liegt es ja nun nicht wirklich direkt vor seiner Haustür«, unterbrach er sie. »Aber ich sag dir was. Weißt du noch, von wann bis wann Crystal ihre Spritztour mit ihrem reichen Liebhaber
Weitere Kostenlose Bücher