Nicht schon wieder Liebe
keinerlei erkennbare Ambitionen hatte.
Veronica wandte sich wieder ab und dachte, dass sie am besten einfach den nächsten Mülleimer finden und die Blumen hineinwerfen sollte. Sie konnte auf keinen Fall irgendwelche Dinge um sich herum brauchen, die sie an Coop erinnerten und womöglich noch dazu verleiten würden, ihre Meinung zu ändern. Sie nickte energisch. Ja, allerdings. Eine kluge Frau würde diese Schätze hier noch schneller loswerden, als man »Liebeskummer im Anmarsch« sagen konnte.
Leider war es jedoch so, dass - abgesehen von ihrem Vater, der sie wiederholt gewarnt hatte, dass sie zu verdammt neunmalklug sei - ihr noch keiner jemals hatte vorwerfen können, übermäßig gescheit zu sein. Und wahrscheinlich würde ihr das auch niemand jemals vorwerfen können.
Sie machte sich in Richtung Küche auf, um die Tulpen ins Wasser zu stellen.
Marissa konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal derart nervös gewesen war wie jetzt. Als sie am Mittwochabend im Erdgeschoss ihres Hauses auf und ab wanderte, versuchte sie sich mit aller Macht davon zu überzeugen, dass sie diese ganze Sache mit Kody und den Kindern maßlos übertrieb. Doch tief in ihrem Inneren befürchtete sie, dass sie die Dinge durchaus richtig sah.
Vor einer Dreiviertelstunde hatte sie Dessa und Riley bei Ronnie abgesetzt, und das Einzige, was sie jetzt noch tun konnte, war, auf Kody zu warten. Um sich von dem aufgewühlten Gefühl in ihrem Magen abzulenken, versuchte sie, sich einleuchtende Gründe auszudenken, die erklären würden, warum Veronica so unruhig und rastlos gewirkt hatte wie ein eingesperrter Bär, als sie die Kinder bei ihr abgeliefert hatte. Aber sie war nicht wirklich mit dem Herzen bei der Sache. Ihre Aufmerksamkeit schweifte immer wieder ab, und ihr Blick wanderte unentwegt zum Küchenfenster hinüber und suchte nach einem Anzeichen von Kodys Lieferwagen.
Kurz darauf glitt der Strahl von Autoscheinwerfern über die Küchenwände, als Kody die kreisförmige Auffahrt hinter ihrem Haus hinauffuhr. Trotz ihres festen Vorsatzes, kühl und gelassen zu bleiben, ertappte Marissa sich dabei, dass sie die Hintertür aufriss, noch bevor Kody aus dem Fahrerhäuschen seines Wagens gestiegen war.
»Hi«, sagte sie leise, als er über die mit Backsteinen gepflasterte Terrasse kam. Sie trat einen Schritt zurück, um ihm die Tür aufzuhalten.
»Selber hi, Süße.« Kody beugte sich hinunter, um sie gründlich zu küssen. Dann hob er den Kopf und betrachtete sie einen Moment lang. »Es kommt mir vor, als wäre es schon tausend Jahre her, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe.« Er strich zart mit dem Daumen über ihre Unterlippe, dann ging er in die Küche.
Marissa schloss die Tür und gesellte sich zu ihm. Sie hatte diesen Augenblick in Gedanken schon etliche Male geprobt, doch nun, da Kody endlich hier war, wusste sie nicht so recht, wo sie anfangen sollte. »Möchtest du eine Tasse Kaffee?«
»Nein, danke«, sagte er und streckte die Arme nach ihr aus. »Aber zu einem bisschen Zucker würde ich nicht nein sagen.« Er zog Marissa an sich und beugte den Kopf, um sie abermals zu küssen.
Hitze ging von der Stelle an ihrer Taille aus, wo seine Hände sie umfasst hielten, und breitete sich aus. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als in seiner Umarmung dahinzuschmelzen und sich von seinen Küssen mitreißen zu lassen. Sie hatte es weiß Gott verdient - die vergangene Woche über hatte sie so ziemlich ausschließlich auf Kosten ihrer Nerven gelebt. Und dennoch, als sein Kuss plötzlich noch um einiges leidenschaftlicher wurde und sie sich dabei ertappte, wie sie sich fester und immer fester an seinen schlanken, muskulösen Körper schmiegte, wich sie abrupt zurück.
Er blickte sie verdutzt blinzelnd an.
»Ich habe mir überlegt -« begann Marissa, dann musste sie sich räuspern, weil ihre Stimme plötzlich wie die von Minnie Maus klang. »Wir treffen uns doch nun schon seit einer ganzen Weile, und du hast meine Kinder immer noch nicht kennen gelernt. Wie wär’s, hättest du nicht Lust, morgen Abend vorbeizukommen und einen Hamburger mit uns zu essen?«
»Morgen? Da, äh, da kann ich nicht. Ich habe meinem Vater versprochen, bei ihm vorbeizuschauen.«
Ihr rutschte das Herz bis in die Zehen hinunter. Es war keineswegs so, dass sie sich Probleme eingebildet hatte, wo gar keine waren. Verdammt - nur dieses eine Mal hätte sie sich wirklich gewünscht, dass ihr Instinkt sie trog, doch alles, was sie
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