Nicht schon wieder Liebe
Taschengeld bezahlen muss, wenn ich nicht bei der Gruppe bleibe.«
Sie erschauerte, stieß ihn jedoch mit dem Ellenbogen in die Seite, um sich aus seinen Armen zu befreien. Sie hantierte einen Moment mit dem flauschigen grünen Schal herum, den sie um den Hals trug, dann wandte sie sich um, um rückwärts vor ihm herzugehen. Ihr flotter kleiner Fleece-Hut hatte eine Krempe, die zurückgeklappt und mit einer modischen kleinen Brosche festgesteckt war. Mit gespielter Strenge sagte sie: »Das stimmt. Wir Mamis, ob nun von der Natur dazu gemacht oder frisch gewählt, müssen für Zucht und Ordnung sorgen.«
»Weil sonst das Chaos ausbricht?«
Sie sah ihn wieder mit diesem strahlenden Lächeln an und versetzte ihm einen freundschaftlichen kleinen Stoß gegen die Brust. »Genau.«
»Tante Ronnie, Onkel Coop, nun kommt doch endlich!«
Coop lachte und beschleunigte seinen Schritt. Er schlug Ronnie beim Wettlauf zum Ticketschalter, zog seine Brieftasche heraus, kaufte Eintrittskarten für alle und trieb dann seine kleine Herde durch das Drehkreuz.
Die Kinder sausten davon wie der geölte Blitz und rannten geradewegs an der ersten Ausstellungshalle vorbei. Amüsiert über ihren unbeirrbaren Elan, mit dem sie ihr Ziel ansteuerten, bemerkte Coop trocken: »Es gibt da offenbar etwas, das eine sehr viel größere Anziehungskraft auf sie ausübt als das, was in diesem Gebäude da ist.«
»Stimmt. Die Eisbahn«, erklärte Marissa. »In Halle A ist hauptsächlich Kunstgewerbe ausgestellt, was die Kinder nicht sonderlich interessiert. Obwohl Riley später bestimmt noch beim Cake Walk mitmachen will. Er verpasst nie eine Gelegenheit, sich mit Süßigkeiten voll zu stopfen.« Ihr Mund verzog sich zu einer matten Nachahmung ihres sonst so fröhlichen Lächelns, von ihren Grübchen war keine Spur zu sehen.
Coop war gestern Abend im Tonk zu Ohren gekommen, dass Marissa und Kody sich getrennt hatten, und er sah, wie Ronnie ihre Freundin besorgt musterte. Marissa versuchte ganz offensichtlich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, doch es war nicht schwer zu erkennen, dass sie zutiefst unglücklich war.
Er streckte die Hand aus, um sie am Ärmel ihrer purpurroten Wolljacke zu berühren. »Kody ist ein Idiot, wenn du mich fragst.«
Für einen flüchtigen Moment erschien ein Ausdruck seelischer Qual auf ihrem Gesicht, und Coop wünschte sich inbrünstig, er hätte seinen vorlauten Mund gehalten. Marissa nahm diese Trennung offensichtlich sehr schwer, und sie dann auch noch auf die Tatsache hinzuweisen, dass alle darüber redeten, war nicht unbedingt das Taktvollste, was er heute getan hatte.
Doch dann hob sie stolz das Kinn. »Da Fossil nun mal Fossil ist und das Tonk das Tonk, sollte es mich wohl nicht sonderlich überraschen, dass diese Neuigkeit bereits die Runde gemacht hat.« Entschlossenheit blitzte in ihren Augen auf, und sie straffte energisch die Schultern. »Aber ich weiß deine Haltung durchaus zu schätzen, Coop. Kodys Dummheit ist nämlich genau der Grund, weshalb ich ihn abservieren musste.«
Verdammt, das hat mir gerade noch gefehlt , dachte Veronica und seufzte resigniert. Also wirklich - war es nicht schon Verlockung genug, dass Cooper einen rasiermesserscharfen Verstand hatte und im Bett ein wahrer Genuss war? Wie sollte sie ihr Herz davor bewahren, endgültig dahinzuschmelzen und zu einer riesengroßen Pfütze vor seinen Füßen zu zerfließen, wenn er sich jetzt zu allem Überfluss auch noch als feinfühliger Mann entpuppte, der Verständnis für den Schmerz ihrer besten Freundin bewies?
Sie hatte sich in den vergangenen beiden Nächten regelrecht gewaltsam davon abhalten müssen, wieder und wieder »Ich liebe dich« zu flüstern, während sie und Coop miteinander geschlafen hatten. Tagsüber fiel es ihr nicht allzu schwer, sich einzureden, dass das, was sie für ihn empfand, lediglich sinnliche Begierde war. Doch dann kam unweigerlich wieder die Nacht, Coop kroch in ihr Bett, und ihre gesamte innere Gegenwehr brach in sich zusammen. Es war während der stillen Augenblicke im Anschluss an ihr Liebesspiel, wenn all die Erregtheit und Leidenschaft erloschen waren und sie trotzdem noch immer dieses brennende Bedürfnis verspürte, ihm einfach nur nahe zu sein, das sie ernstlich argwöhnen ließ, dass sie sich etwas vormachte. Sex war nicht die einzige Attraktion. Es war ganz offensichtlich, dass auch ihr Herz an dieser Sache beteiligt war, und das nicht zu knapp.
Nicht, dass sie nicht weiterhin erbittert gegen
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