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Nicht von schlechten Eltern - Meine Hartz-IV-Familie (German Edition)

Nicht von schlechten Eltern - Meine Hartz-IV-Familie (German Edition)

Titel: Nicht von schlechten Eltern - Meine Hartz-IV-Familie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Undine Zimmer
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mich ein. Als ich mich weder schuldig bekennen noch reumütig geben wollte, wurde ich mit Vorwürfen überschüttet: Ich zeige Hochmut, Stolz, Ungehorsam und hätte mich offensichtlich mit den falschen Leuten verbrüdert. Ich ließ alles an mir abprallen. Antwortete, ich hätte persönlich gegen niemanden etwas, würde gern das Schuljahr zu Ende machen, aber mich von den mir anvertrauten Aufgaben zurückziehen. An mehr kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß, dass ich mich auf keine Zugeständnisse festnageln lassen wollte.
    Nach dem Gespräch wusste ich nicht, wo ich hingehörte. Keiner von uns Befragten hatte eine Vorstellung davon, was nun kommen würde. Einige Tage vergingen, dann sollte es eine Aussprache geben. Das Ergebnis war eindeutig: Wir durften und wollten auch nicht an die Schule zurückkehren.
    Eine Weile spielte ich mit dem Gedanken, wieder nach Deutschland zu gehen. Ich würde die elfte Klasse wiederholen müssen. Ich wartete ab. Familie Persson bot mir an, bei ihr zu wohnen, ich sollte mir das Untergeschoss mit Liam teilen, bis der Anbau für sein eigenes Zimmer fertig wäre. In der Schule hatte Liam als schwarzes Schaf gegolten, weil er sich nicht unbegrenzt Extraarbeiten aufdrücken ließ und gern seine Meinung sagte. Ich war in seinen Augen nicht cool genug, um zu seinen Freunden zu gehören, aber da mich seine Mutter öfter einlud und seine kleine Schwester mich mochte, gab es zwischen uns einen distanzierten Respekt. Ich nahm das Angebot der Perssons an. Meine Mutter habe ich gar nicht erst gefragt, sondern ihr wie immer die Entwicklung hinterher mitgeteilt.
    *
    In Helsingborg suchten wir ein neues Gymnasium für Liam und mich. Es gab zwei Gymnasien, die in Frage kamen. Auf der einen Schule erzählte uns der Berufsberater, wie schwer es sein würde, mit den anderen mitzuhalten. Auf der anderen sagte uns die Berufsberaterin, dass wir es schaffen könnten, wenn wir ein paar Kurse nachholten. Ihrer Empfehlung folgten wir. Eine Woche später hatten wir eine neue Klasse.
    Jede Oberschule in Schweden hat eine Berufsberaterin, die auch Ansprechpartnerin für andere Probleme in der Schule ist – wenn man sich nicht wohlfühlt, das Programm wechseln will oder vor der Berufswahl steht. Wenn man ihr erzählt, was man will, sucht sie individuell passende Ausbildungen oder Studienfächer und -orte heraus. Sie weiß genau, wo sie suchen muss, und ist über die aktuellen Ausbildungsgänge bestens informiert. Jede Schule hat außerdem eine Krankenschwester und manchmal eine psychologische Betreuung. Man findet für alle Probleme, von Pickeln bis Depression, immer einen Ansprechpartner in der Schule, der zu helfen weiß.
    Ich habe nie zuvor mit so viel Motivation und so guten Ergebnissen gelernt wie auf der staatlichen Schule in Helsingborg. Der Unterricht auf der Oberstufe begann nie vor Viertel vor neun, was meinem Rhythmus sehr entgegenkam, und meistens blieben wir bis 15 Uhr oder 17 Uhr in der Schule. Es gab regelmäßige Freistunden, die man nutzen konnte, um Hausaufgaben zu machen oder Stoff nachzuarbeiten. Ob und wann und was notwendig war, konnten wir Schüler selbst entscheiden.
    War ein Kurs nicht so gelaufen, wie man es sich gewünscht hatte, oder war man durch eine Klausur gefallen, gab es in den Ferien die Möglichkeit, solche Kurse als Crashkurs nachzuholen oder neu zu belegen. Zum Beispiel waren Mathe A und B in unserem Programm Pflicht, C habe ich freiwillig belegt. So konnte man sich auch während der Jahre immer gezielt auf die Anforderungen bestimmter Studienfächer vorbereiten, sollte man im Laufe der Zeit merken, dass man doch ein höheres Niveau eines Kurses belegen wollte. In unseren Mathebüchern war klar gekennzeichnet, welche Aufgaben zum A-Niveau, welche zum B-Niveau und welche zum C-Niveau gehörten. Wollte man nur B erreichen, konnte man alle C-Aufgaben ignorieren. Oder aber ausprobieren, wie weit man kommt. Am Anfang jedes Kapitels wurde der Rechenweg erklärt. Hinten im Buch standen alle Ergebnisse ohne Rechenweg, so dass man sich selbst kontrollieren konnte. Das hat mir bei schwierigen Themen sehr geholfen. Ich fühlte mich mit solchen Arrangements sehr viel selbständiger und motivierter.
    Im Auswertungsgespräch mit dem Lehrer konnte man unter vier Augen selbst sagen, wie man seine Leistung einschätzte und welche Note man in dem Fach gern erreichen würde. Dann bekam man eine Rückmeldung, wie weit man von seinem Ziel entfernt war und was man als mündliche oder schriftliche

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