Nicht warten - starten
streiten die Leute häufig ab, dass sie eine Entscheidung getroffen haben. Sie konzentrieren sich auf das Wie (»Ich habe heute ausnahmsweise den richtigen Zug erwischt«), verweisen darauf, dass sie gezwungen wurden (»Ich bin hier, weil ich hier sein muss«) oder streiten schlicht jegliche Verantwortung ab (»Ich weiß auch nicht, warum – es hat sich einfach so ergeben«). Aber das ist unerheblich. Sie reagieren darauf, indem Sie dem anderen zu der Einsicht verhelfen, sehr wohl eine Entscheidung getroffen zu haben (»Sie sagen, Sie müssen hier sein. Aber nicht alle aus Ihrer Abteilung haben entschieden, dem Memo Folge zu leisten. Also, warum haben Sie beschlossen, sich daran zu halten?«).Sie können auch fragen, was der andere davon haben könnte, sich einmal »zufällig« richtig verhalten zu haben (»Gut, Sie sind heute also zufällig pünktlich im Büro. Was könnte Ihnen das bringen, nun, da Sie schon da sind?«). Oder Sie springen direkt zu Schritt 2: »Also, auf einer Skala von 1 bis 10, wie sehr waren Sie heute motiviert, pünktlich zu kommen?« Für welche Herangehensweise auch immer Sie sich entscheiden, der Prozess wird gleichermaßen gut funktionieren.
Richten Sie den Fokus auf die Vergangenheit: »Warum haben Sie jemals XYZ gemacht?«
Wenn es aktuell kein wünschenswertes Verhalten gibt, auf das Sie sich beziehen können, und die Zukunft allzu düster erscheint, findet sich ja vielleicht etwas in der Vergangenheit. Mein Kollege Andy war einmal extrem frustriert, weil er es einfach nicht fertigbrachte, an einem Fitnessprogramm teilzunehmen. »Es geht nicht«, klagte er mir gegenüber. »Mit drei Abenden pro Woche für das Baseballtraining der Kinder, den Renovierungsarbeiten am Haus, dem neuen Seminar, das ich gebe, und dem Ausschuss, dem ich angehöre, habe ich einfach keine Zeit dafür, und ich kann mir auch nicht vorstellen, sie je zu haben.« Andy hatte natürlich nur das Wie im Blick: »Wie soll ich mit all den Dingen, die ich um die Ohren habe, jemals die Zeit für ein Fitnessprogramm finden?« Da ich keine Lust auf die Sackgasse hatte, in der wir mit Vorschlägen, wie er es doch schaffen könnte, landen würden, fragte ich ihn, ob es jemals eine Zeit in seinem Leben gegeben habe, in der er regelmäßig Sport trieb.
»Ja, klar«, kam die prompte Antwort, »als ich auf dem College war. Das Leben war viel einfacher damals – ohne all die Verpflichtungen, die ich heute habe.«
»Gut«, sagte ich, immer noch bemüht, das Wie zu vermeiden. »Warum wolltest du damals Sport treiben?«
Er warf mir einen leicht genervten Blick zu. »Das habe ich dir doch gerade gesagt. Ich hatte damals viel mehr Zeit.«
»Nein, deswegen hattest du das Gefühl, Sport treiben zu
können
. Mich interessiert, warum du es
wolltest
.«
Andy brauchte ein bisschen, aber schließlich kam er aufeine Antwort: »Ich ging jeden Morgen schwimmen und hatte hinterher jedes Mal ein richtiges ›Swimmer’s High‹, das den ganzen Morgen über anhielt.« Nachdem Andy Zugang gefunden hatte zu seiner ursprünglichen Motivation – den Gründen, warum er früher regelmäßig Sport getrieben hatte –, konnte er auch in der Gegenwart Zugang dazu finden, warum er Sport treiben wollte, und war bereit für Schritt 2.
Nicht jedes Warum ist ein gutes Warum
Achtung: Manche Warum-Fragen können demotivierend wirken. Statt allein auf das Wort
Warum
zu schielen, sollten Sie auf die Bedeutung des gesamten Satzes achten.
Schlechte
Warum
-Fragen
Warum machen Sie nicht …?
Warum haben Sie nicht …?
Warum wollen Sie nicht …?
Warum können Sie nicht …?
Warum sollten Sie nicht …?
Warum könnten Sie nicht …?
Warum tun Sie nicht …?
Gute
Warum
-Fragen
Warum könnten Sie …?
Warum wäre es gut für Sie, wenn Sie …?
Warum könnte es für Sie funktionieren, wenn Sie …?
Warum könnten Sie davon profitieren, wenn Sie …?
Warum könnten Sie XYZ wollen …?
Warum könnten Sie beschließen wollen …?
Warum könnten Sie zumindest darüber nachdenken wollen, ob Sie …?
Die Motivation spiegeln
Nachdem Sie der Zielperson Fragen zu Schritt 1 gestellt haben, ist es an der Zeit, eine Technik einzusetzen, die Psychologenund Berater als
Spiegelung
bezeichnen (weiter vorne war schon kurz davon die Rede). Wie das Wort schon sagt, besteht der Prozess darin, dem anderen das zurückzuspiegeln beziehungsweise zu echoen, was er gerade gesagt hat.
Psychologen nutzen die Technik
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