Nicht warten - starten
in vielerlei Situationen, uns geht es hier aber vor allem um die Motivation. Wir müssen noch den kleinsten Funken Motivation spiegeln, um dem anderen dabei zu helfen, klarer zu erkennen, was er sich wünscht.
Um das zu erreichen, müssen wir möglicherweise auch Widerstand oder Frustrationen spiegeln. Sobald Menschen das Gefühl haben, ihre Einwände werden gehört und anerkannt, verringern sie paradoxerweise ihren Widerstand oder geben ihn ganz auf und verhalten sich kooperativer.
Hier ein Beispiel dafür, wie eine solche Spiegelung im Gespräch ablaufen könnte:
Danny: Ich sollte wirklich mit dem Rauchen aufhören.
Sie: Hm, das klingt, als würdest du mit dem Rauchen aufhören wollen.
[Statt wie Danny von sollte zu reden, haben Sie wollen gesagt. Sie vermeiden Worte wie sollte, weil Sie getreu dem Gesetz der psychologischen Reaktanz damit nur Dannys inneren Widerstand stärken würden. Sie wandeln seinen Satz zwar leicht ab, spiegeln aber dennoch das Gesagte und bringen ihn damit in Kontakt mit dem, was er will.]
Danny: Ja, aber mir fehlt einfach die Willenskraft. Ich habe es schon ein paar Mal versucht, aber nie durchgehalten. Ausdauer und Selbstdisziplin sind halt nicht meine Stärken.
Sie: Du bist frustriert, aber zugleich wärst du gerne in der Lage, damit aufzuhören.
[Sie spiegeln seinen Widerstand. Danny ist eindeutig frustriert wegen seiner, wie er es sieht, fehlenden Willenskraft und Ausdauer. Sie aber schließen Ihre Antwort mit einer Spiegelung seiner Motivation: Wenn Danny die Willensstärke hätte, würde er aufhören; also möchte er aufhören. Es empfiehlt sich stets, mit der Motivation aufzuhören, denn wir neigen dazu, uns vor allem an das zu erinnern, was wir als Letztes gehört haben.]
Danny: Ich bin echt frustriert. Diese Zigaretten kosten mich ein Vermögen.
Sie: Also könntest du aufhören wollen, um etwas Geld zu sparen? [Ihre Spiegelung hebt erneut darauf ab, was Danny (möglicherweise) will. Bei einer reinen Spiegelung würde man Dannys Feststellung einfach wiederholen und sein Gefühl anerkennen: »Du bist frustriert darüber, wie viel du für Zigaretten ausgibst.« Ihr Fokus liegt aber weniger darauf, wie Danny sich fühlt, als vielmehr darauf, was er möchte, und das spiegeln Sie ihm auch zurück.]
Wie Sie sehen, haben wir Danny keine Worte in den Mund gelegt. Er sagte, er »sollte« mit dem Rauchen aufhören und dass es ihn ein Vermögen koste. Sie haben seine Gedanken lediglich im Hinblick darauf umformuliert, was er will und warum er das will: »Also
könntest
du aufhören wollen, weil du dann Geld sparen könntest.« Wenn möglich, ist es am besten, im Konjunktiv zu sprechen und so die Autonomie des anderen zu stärken und ihm Raum für eine eigene Entscheidung zu lassen.
Manchmal kommt man bei der Spiegelung nicht umhin, Gefühle, Gedanken oder Erklärungen anzuerkennen, die einen nerven oder die man zutiefst ablehnt. Angenommen, Ihr Unternehmen hat gerade die Auskunftszeiten der Kundendienst-Hotline verlängert und nun muss jeder aus Ihrer Abteilung einmal im Monat samstags arbeiten. Ein Mitarbeiter kommt zu Ihnen und sagt: »Ich hasse die neue Regelung, meiner Meinung nach versuchen die Verantwortlichen nur deshalb, uns so viel Arbeit aufzuhalsen, damit wir nicht mitbekommen, wie sie das Unternehmen an die Wand fahren. Die Sache ist absolut unfair, und ich sehe es nicht ein, für den Murks mit meiner Freizeit bezahlen zu müssen.«
Vielleicht unterstützen Sie die neue Politik, vielleicht haben Sie sie sogar vorgeschlagen. Trotzdem könnten Sie zu diesem Mitarbeiter beispielsweise sagen: »Sie sind von der neuen Regelung also wirklich frustriert. Sie halten sie für unfair und sind der Ansicht, Sie sollten sich nicht daran halten müssen.«
Beachten Sie, dass Sie dem Mitarbeiter weder zugestimmt noch seinen Einwand als gerechtfertigt bezeichnet haben. Sie haben lediglich wiederholt, was er gesagt hat, und ihm gezeigt, dass Sie ihm zugehört und ihn verstanden haben. Sollten Sieehrlich der Meinung sein, dass sein Einwand etwas für sich hat oder er etwas anspricht, das Sie nicht in Betracht gezogen haben, sollten Sie das aufgreifen und damit einen neuen, kooperativen Dialog ermöglichen.
Idealerweise konzentrieren Sie sich beim Spiegeln möglichst stark auf die positiven Aspekte. Ist die andere Person sehr wütend, entweder auf Sie oder wegen etwas anderem, könnte es notwendig sein, diese Gefühle für den Moment anzuerkennen. Gleichzeitig aber sollten Sie
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