Nichts Als Ärger
hatte Flinx dem Jugendlichen das Wort abgeschnitten. Er starrte ebenfalls in die Richtung, in der sich die Polizisten und die Thranx aufhielten. Vielleicht hatte der Junge recht. Es war besser, wenn die Thranx in Ruhe erklären konnten, was geschehen war. So hatte die örtliche Polizei die Gelegenheit, sich zu beruhigen und den offiziellen Bericht zu verfassen. Außerdem war das Letzte, was er wollte, von den visarianischen Behörden in Gewahrsam genommen zu werden, damit die seinen Hintergrund in aller Ruhe prüfen konnten. Sein aktueller Deckname könnte ihren Nachforschungen zwar standhalten - aber musste er das unnötige Risiko wirklich eingehen? Insbesondere hier, schließlich bot eine Stadt wie Malandere unzählige Möglichkeiten, um derart unerwünschter Aufmerksamkeit aus dem Weg zu gehen.
Seine Wachsamkeit hatte seit seinem Betreten des Parks nicht nachgelassen. Die flüchtige Adrenalinwoge, die er beim Eingreifen in den Mensch-Thranx-Konflikt verspürt hatte, war abgeebbt. Doch er war müde, aufgrund der mentalen Anstrengungen und des Schlafmangels, sodass er nicht klar denken konnte. Und das Pochen in seinem Kopf war ebenfalls zurückgekehrt.
Daher beschloss er, dass ihn der Junge hinbringen konnte, wohin dieser wollte, schließlich war das mal etwas Neues, und außerdem wurde sein Verlangen zu fliehen auch immer größer. Er war überzeugt davon, dass der Ort, an den er ihn führen würde, wohl kaum weniger deprimierend oder desillusionierend war als jede andere Gegend, die er auf Visaria bisher gesehen hatte. So traf er die Entscheidung, dass er genauso gut mit diesem Jungen mitgehen konnte, als allein und ziellos durch diese Stadt zu streifen.
In seinem erschöpften und übermüdeten Zustand konnte er nicht rational über seinen Entschluss nachdenken. Aber er war überzeugt, dass ihm schon bald ein guter Grund einfallen würde. Vorerst war es besser, einfach weiterzugehen, nach neuer Erleuchtung zu suchen - und endlich zu schlafen.
5
Subar starrte die schlanke, schlummernde Gestalt an und wollte nichts mehr, als den Inhalt des Gürtels begutachten, den der junge Mann trug. Er bestand nicht nur aus dem neuesten und haltbarsten Material, seine ausgebeulten Taschen waren außerdem mit allen möglichen Gegenständen gefüllt, für die sich vermutlich ein guter Preis erzielen ließ. Außerdem befand sich dort noch ein Medipack eines Herstellers, den er nicht kannte. Seltsamerweise war die Kleidung des schlafenden Besuchers, was das Design und das Material betraf, rein zweckmäßig beschaffen. Ihre Einfachheit und das Fehlen von miteinander verwobenen oder schmuckvollen Verzierungen bildeten einen starken Kontrast zu den verlockenden Hinweisen auf eine kostspielige, am Gürtel befestigte Ausrüstung.
Alles zusammen stellte eine verwirrende und möglicherweise profitable Herausforderung dar. Um dem weiter nachzugehen und vielleicht Geld daraus schlagen zu können, musste er jedoch erst einmal warten, bis der Besucher wieder bei Bewusstsein war. Bis dahin würde er ihn und seine Besitztümer in Ruhe lassen, das hatte Subar beschlossen. Nicht aus einem plötzlichen Gefühl der Selbstlosigkeit oder weil sich seine Moral unerwartet und gewaltig gewandelt hätte, sondern weil ihm sein innerster Instinkt sagte, dass der farbige geflügelte Dämon, der sich auf der Brust des Schlafenden zusammengerollt hatte, auf gewalttätige Weise Einspruch einlegen würde, falls er versuchen sollte, auch nur eine Tasche des so verlockenden Gürtels zu öffnen. Da er weder die Taxonomie noch den möglichen Schaden, den diese Kreatur anrichten konnte, kannte, hielt Subar es für klüger, lieber auf Abstand zu bleiben.
Er drehte sich um, ging zu einem Fenster und fuhr mit der Hand über dessen Oberfläche. Das Material las seine DNS und erkannte ihn als einen derjenigen, die autorisiert waren, Befehle zu erteilen. Atome darin reagierten gehorsam und formierten sich neu, und das dunkle Rechteck wurde durchsichtig.
Außerhalb des provisorischen Verstecks erstreckten sich die verfallenden Dächer des Alewev-Bezirks bis in die Ferne. Ein Schleier aus chemischem Rauch, der zu hartnäckig war, als dass ihn die uralten Atmosphärenreiniger verbannen konnten, verwandelte das Sonnenlicht in Safrangelb. Nachdem Subar ihn zu dem abgelegenen Ort gebracht hatte, war es dem Besucher gerade mal gelungen, ein ›Danke‹ zu murmeln, bevor er auf einer der Pritschen eingeschlafen war. Die fliegende Kreatur hatte es sich sofort auf der Brust
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