Nichts Als Ärger
was hast du mit ihnen gemacht?«
»Nicht viel.« Flinx öffnete seine Augen jetzt wieder ganz. »Ich habe ihnen etwas von dem wirklich dunklen Wasser zu trinken gegeben.«
Vorsichtig machte Subar einige Schritte vorwärts, wobei er darauf achtete, den mit leerem Blick vor sich hin starrenden Behdul nicht zu berühren, und stellte sich dann vor seinen Gast. »Ich sehe aber gar kein Wasser.«
Ein leichtes Lächeln breitete sich auf Flinx’ Gesicht aus. »Ich habe es abgestellt. Danke, dass du mir dein Heim gezeigt hast und ich mich hier ausruhen durfte.« Mit diesen Worten schob er sich an dem staunenden Jüngling vorbei und ging auf die Tür zu.
Subars Gedanken rasten so schnell wie noch nie zuvor in seinem Leben. Irgendwie hatte dieser Außenweltler, dieser Flinx, drei der härtesten Leute, die Subar kannte, ausgeschaltet, ohne Hand an sie gelegt zu haben. Das erinnerte ihn an einen anderen unerklärlichen Moment - an das, was der Besucher zuvor mit ihm gemacht hatte. Es kam aus seinem Inneren, hatte der Fremde gesagt. Das war, so musste es sein, irgendein Trick. Und wie lief das genau ab? Und wenn er recht hatte - konnte sein Gast ihm diesen Trick vielleicht beibringen? Nützlich - oh ja, der aufgeschossene junge Mann konnte ihm sehr nützlich sein. Doch wenn er etwas von ihm lernen wollte, musste Subar einen Weg finden, in Flinx’ Nähe zu bleiben, das war ihm klar.
»Das ist nicht mein Heim«, sagte er daraufhin schnell.
Flinx blieb in der Tür stehen und sah ihn an. »Nicht?«
»Nein, nein. Das ist nur der Ort, an dem wir abhängen, an dem wir uns treffen und so.«
Und Überfälle und wer weiß was sonst noch planen. Flinx wusste Bescheid. Andere Zeiten, andere Welten, doch alles war gleichermaßen entmutigend.
Um die Gelegenheit nicht verstreichen zu lassen, ignorierte Subar seine immer noch weinenden Freunde und eilte einige Stufen hinab, bis er vor Flinx stand. »Komm schon. Ich zeige dir, wo ich wohne. Du wirst es interessant finden. Vielleicht wird dir dann einiges klarer.«
Flinx zögerte. »Ich hab’s dir doch gesagt - ich kann nicht bleiben.«
Indem er sich gegen das stählte, womit der andere ihn zuvor berührt hatte und was möglicherweise erneut die räumliche Distanz zwischen ihnen überbrückte, meinte Subar so ernst, wie er nur konnte: »Ich weiß nicht, was du hier willst, aber wenn ich dir helfen kann, dann werde ich es tun - weil du mich vor der Polizei gerettet hast«, schloss er seinen Satz mit einer Lüge ab.
Natürlich wusste Flinx, dass der Junge log. Solange sein rätselhaftes Talent funktionierte, erkannte er immer, wenn er von jemandem angelogen wurde. Aber da war auch noch etwas anderes, etwas Größeres. Ein Hunger, der über die einfachen, affenartigen Emotionen hinausging, die in Chaloni und den andern Hooligans geschwelt hatten. Irrte er sich in Bezug auf den Jungen? Gab es letzten Endes doch noch Hoffnung für die Menschheit, deren endgültiges Schicksal er beeinflussen konnte? Wenn dem so war, dann musste er das herausfinden.
Außerdem konnte er die melancholischen Bewohner von Visaria genauso gut in Subars Gesellschaft beobachten. Was rief ihn denn so eindringlich von hier fort? Sein unscheinbares Hotelzimmer? Warum sollte er nicht ein wenig Zeit in der Gesellschaft des Jungen verbringen? Wenn er allein schon keine Zufriedenheit finden konnte, überlegte Flinx, dann konnte er diesem ziellosen, verwirrten Jugendlichen für eine Weile zumindest ein wenig Dankbarkeit zeigen.
»Okay«, hörte er sich sagen, »ich werde noch ein bisschen bleiben. Dann kannst du mir noch einiges zeigen.«
»Tscheks!«, verkündete ein offensichtlich erfreuter Subar. »Du kannst die Galaxis auch später noch retten, oder was auch immer du tun musst!«
»Klar«, erwiderte Flinx. »Das hat keine Eile.«
Subar machte einen Schritt die Treppe hinunter, aber dann zögerte er und blickte zurück zu seinen jammernden Freunden. »Was ist mit ihnen?«
Grübelnd wollte Flinx wissen: »Sind sie dir wirklich wichtig?«
Daraufhin wanderte Subars Blick von seinen beeinträchtigten Gefährten zu seinem mysteriösen neuen Begleiter. War das eine Fangfrage? Der Außenweltler glich einem Neutronenstern: voller Geheimnisse, die verdichtet und eng aneinandergedrängt in ihm schlummerten, allzeit bereit zu explodieren, wenn er einen falschen Schritt tat oder nicht das Richtige sagte. Er spürte, dass er, weil er sich die ›richtige‹ Antwort einfallen lassen wollte, viel zu lange brauchte, um sie
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