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Nichts als Erlösung

Nichts als Erlösung

Titel: Nichts als Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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grollenden Magen beschwichtigt. Sonntägliche Stille empfängt ihn auf dem Flur des KK 11, irgendwer hat sich aber schon erbarmt und die Kaffeemaschine angeschmissen, und in seinem Postfach stapeln sich Berichte. Er klemmt sie sich unter den Arm und ist schon fast an seinem Schreibtisch, als ihm einfällt, dass die Krieger ja heute Ruhetag hat. Er macht wieder kehrt, holt auch ihre Post, entdeckt den Brief zwischen zwei Umlaufmappen: ein weißer Umschlag, ihr Name getippt, unfrankiert, ohne Eingangsstempel der Poststelle. Kein Absender natürlich, auch diesmal nicht. Keine Erklärung drinnen und auch keine Spuren, wie ihm die Kriminaltechniker kurze Zeit später bestätigen. Nur das Motiv ist neu, denn das Foto zeigt schönstes Meeresblau.
    Danach geht alles sehr schnell. Millstatt bekommt einen seiner raren cholerischen Anfälle und wird dann von einem Moment auf den anderen gefährlich ruhig. Eine SMS von der Krieger trudelt auf Mannis Handy ein und tut kund, dass sie soeben auf Samos gelandet und nun auf dem Weg zu Lea Wenzel sei und sich bald wieder melde. Manni wählt ihre Handynummer, erreicht nur die Mobilbox. Er spricht ihr drauf, was Sache ist. Legt auf, versucht gleich noch einmal, sie zu erreichen. Nichts, nada. Entweder hat sie ihr Handy gleich wieder ausgeschaltet, oder sie will nicht rangehen, oder sie hat keinen Empfang. Er schickt eine SMS hinterher. Sie soll sich melden. Dringend. Sofort. Die Krieger fliegt nach Samos, und in ihrem Postfach liegt ein Foto vom Meer. In Millstätts Augen blitzt nicht allein Wut, sondern auch Sorge und zugleich widerwillige Bewunderung für seine einstige Lieblingsermittlerin, die einmal mehr stur und zielsicher ihr Ding durchzieht, auch gegen seine Anweisungen und selbst dann, wenn sie das in Teufels Küche bringt.
    Manni starrt auf das Foto, das unschuldsblau auf Millstätts Schreibtisch liegt, wie ein Urlaubsgruß. Der Täter spielt mit ihnen, führt sie regelrecht vor. Es ist ihm ein weiteres Mal gelungen, einen Brief ins Postsystem der Polizei zu schmuggeln. Wie hat er das geschafft, ohne dass ihn jemand sah? Es ist unmöglich und trotzdem geschehen. Weil er zu viel weiß, viel mehr, als er eigentlich wissen kann. Millstätt ist offenbar zu demselben Ergebnis gekommen, er nickt Manni zu und beginnt zu telefonieren. Manni springt auf und sitzt kurz darauf schon wieder im Mondeo. Der Täter weiß mehr, als er wissen kann. Er ist exakt über den Stand ihrer Ermittlungen informiert. Es gibt nur eine einzige Erklärung dafür, eine unschöne Erklärung, und der Beweis dafür muss in dem Haus der Vollenweiders zu finden sein. Etwas, das sie längst hätten erkennen müssen und trotzdem übersehen haben.
    Er parkt vor dem Gartentor und mustert das Haus, registriert halbbewusst, dass der Himmel darüber diesig ist, lichtgrau, als habe der Sommer die Lust verloren. Er schließt die Haustür auf, zieht sie hinter sich zu, hört wie aus weiter Ferne die Stimme der Krieger. Der Täter war noch einmal in dem Haus. Ich konnte ihn riechen. Er atmet ein, hoch konzentriert. Nichts, gar nichts riecht er, nur Staub und den Muff alter Möbel. Wieder wählt er die Handynummer der Krieger, erreicht diesmal nicht einmal mehr ihre Mobilbox. Stromausfall, vielleicht ist es das, was da gerade passiert. Wie gestern Nachmittag, als Judith stundenlang vergeblich versuchte, Lea Wenzel auf Samos zu erreichen. Vielleicht ist auch einfach nur ihr Akku leer.
    Er geht die Treppe hinauf in den ersten Stock, bis zum Schlafzimmer der Eltern, betrachtet die steilen Holzstufen, die hinauf zu Miriams Dachkammer führen. Ihr Schädel weist zwei Frakturen auf, wie sie von der Einwirkung stumpfer Gewalt herrühren, haben die Frankfurter Rechtsmediziner erklärt. Denkbar ist ebenfalls, dass sie fiel und mit dem Hinterkopf auf die Kante eines Tischs oder einer Treppenstufe krachte und vom Täter einen weiteren Schlag gegen die linke Schläfe bekam – bevor sie fiel oder danach. Ihr rechtes Handgelenk ist gebrochen, auch das spricht für einen Sturz, ein missglückter Versuch, sich abzufangen. Doch wann sie gestorben ist und ob sie hier auf dieser Treppe gefallen ist oder woanders, lässt sich nicht mehr rekonstruieren.
    Er geht hoch in ihr Zimmer, riecht wieder nichts. Meuser hat gestern ja auch nichts bemerkt, nur die Krieger, vielleicht ist das so ein Frauen-Männer-Ding. Er betrachtet den Schreibtischstuhl, auf dem vor kurzem der Täter in schwarzer Sportkleidung gesessen hat, sodass sie ein paar Fasern

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