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Nichts als Erlösung

Nichts als Erlösung

Titel: Nichts als Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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erledigt, was auch immer er erledigen wollte, um dann einfach in der Altstadt abzuwarten, bis es wieder Zeit war, zurück zum Flughafen zu fahren«, sagt Manni.
    »Guter Punkt. Ja.« Die Krieger nickt ihm zu. Lässig. Chefmäßig irgendwie. Sie hat sich verändert, wird ihm plötzlich klar, sie hat den Beinahe-GAU im Winter tatsächlich überwunden. Seit wann ist das so, und wieso hat er das bislang nicht gemerkt? Weil er mit Sonja beschäftigt war. Dem Kind. Mit seiner Entscheidung. Weil er in den letzten Monaten wie ein Bekloppter für die Dan-Prüfung trainiert hat. Der 2. Schwarzgurt, sein hehres Ziel. Jetzt hat er es erreicht, aber keine Lust mehr, Karate zu trainieren.
    »Wir müssen herausfinden, was Jonas Vollenweider in Köln getan hat«, sagt Judith Krieger. »Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sein Tod im Zusammenhang mit der Ermordung seiner Familie steht.«
    »Der alte Fall, ja.« Nach einem Wink von Millstätt steht Dannenberg auf und nimmt statt der Krieger den Platz am Laptop ein. Die Krieger fixiert ihn einen Moment lang, sinkt dann auf einen freien Stuhl und knibbelt an ihrer Nagelhaut.
    »Hans und Johanna Vollenweider, Frühpensionär und Hausfrau, und ihre Tochter Miriam, Psychologiestudentin im 3. Semester«, erklärt er und blättert in einer Kopie der alten Ermittlungsakte, den Computer vor seiner Nase ignorierend. »Am 14. Juli 1986 wurden die drei zuletzt lebend gesehen. Dieser Tag war Miriams 21. Geburtstag. Abends sollte es eine kleine Feierlichkeit im Kreise der Familie geben – in ihrem Wohnhaus in Köln-Hürth. Auch Jonas, das schwarze Schaf der Familie, reiste dazu mit seinem VW-Bus vom Bodensee an. Gegen 19 Uhr traf er in Hürth ein und tankte bei der Shell-Tankstelle auf der Luxemburger Straße für 20 Mark und kaufte einen Blumenstrauß. Danach: Nichts. Nada. Sendepause. Was in den folgenden Stunden genau passiert ist, konnten wir nie klären.« Er räuspert sich. »Fest steht jedoch: Seit der Nacht zum 15. Juli 1986 sind Hans, Johanna und Miriam Vollenweider spurlos verschwunden. In derselben Nacht muss ein Gewaltverbrechen in ihrem Wohnhaus geschehen sein. Ebenfalls in dieser Nacht hat Jonas Vollenweider dieses Haus verlassen und fuhr mit seinem VW-Bus in Richtung Bodensee.«
    »Mit den Leichen im Bus, so dachten wir«, ergänzt Schneider.
    Dannenberg nickt. »Davon gingen wir aus, und es ist meiner Meinung nach noch immer die einzig logische Erklärung. Doch beweisen konnten wir das nie …«
    »Die Kriminaltechnik …«, hebt Munzinger an.
    »Die KTU hat im Bus nichts gefunden«, sagt Dannenberg. »Aber das muss ja – mit Verlaub – nicht unbedingt etwas heißen. Als wir Jonas Vollenweider aufgriffen, waren seit der Tat sechs Tage vergangen. Mehr als genug Zeit also, die Leichen verschwinden zu lassen und den Bus gründlich zu reinigen.« Wieder blättert er in den Akten.
    »In der Tat war das Innere des Busses frisch gereinigt. Auf dem Boden lag eine fast neuwertige Kokosmatte. Aber das ist ja noch kein Beweis, wie ihr wisst, nur ärgerlich für uns. Wir hatten einfach schlechte Karten. Wir liefen von Anfang an hinterher. Erst am 17. Juli – also drei Tage nach der Tat – wurden wir überhaupt informiert, und das auch nur dank einer mehr als aufmerksamen Nachbarin. Regina Sädlich hieß die. Das Wohnhaus der Vollenweiders lag damals etwas isoliert am Ortsrand von Hürth. Inzwischen ist auf dem angrenzenden Feld ein Neubaugebiet entstanden. Vor 20 Jahren aber war da nur ein nackter Acker, und die Nachbarschaft war recht übersichtlich. Niemand hatte in der Tatnacht etwas gehört oder gesehen. Auch Regina Sädlich nicht, die im nächstgelegenen Haus lebte. Aber sie begann sich zu wundern, dass sie von den Vollenweiders nichts mehr hörte oder sah, obwohl schönstes Sommerwetter war und das Auto der Familie im Hof parkte. Über eine Urlaubsreise, nahm sie an, hätten die Vollenweiders sie informiert. Auf ihr Klopfen und Klingeln hin öffnete niemand. Durchs Fenster konnte sie in Wohnzimmer und Küche nichts Ungewöhnliches entdecken, alles sah sehr aufgeräumt aus, aber die Geranien in den Kästen vor den Fenstern verwelkten, und sonst hatte Johanna Vollenweider die Sädlich immer gebeten, die zu gießen. Am 16. Juli hat Regina Sädlich deshalb die Polizei informiert, wurde jedoch abgewimmelt. Schließlich gibt es eine Privatsphäre, niemand ist verpflichtet, seine Nachbarn über eine Ferienreise zu unterrichten oder seine Blumen zu gießen. Aber Regina Sädlich ließ nicht

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