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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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sie zu jemandem oben in ihrem Schlafzimmer singen. Taighdhg flüstert, dass sie die erste Solistin im Chor der Mhuire ni Bheatha ist, und als sie an die Stelle mit den hohen Tönen in der Mitte des Songs kommt, ist sie vermutlich die Einzige im Raum, die den richtigen Ton trifft. Alle anderen klingen zusammen wie ein stinkender Sack Katzen, der gerade einen Stromschlag bekommt. »Tis I’ll be heeeeeeeaaaarrrrrrr!«
    Als sie fertig ist, bekommt Saidhbh eine Riesenrunde Applaus, doch niemand jubelt, weil die Stimmung nach dieser brillanten Vorstellung etwas getrübt ist. Mit blutunterlaufenen Augen und schweißnasser Stirn dreht sich Donohue zu mir und sagt todernst: Komm schon, Master Finnegan, raus damit. Stocksteif sitze ich da und spiele eine Sekunde lang wie ein Vollidiot mit dem Gedanken, »Tainted Love« zu singen, doch das würde nicht zu der gewandelten Stimmung passen. Das einzige Lied, das ich kenne, das so traurig ist wie »Danny Boy«, heißt »The Fields of Athenry«, oder einfach kurz »The Fields«. Aber »The Fields« ist ein Widerstandslied, und ich weiß nicht, ob dies der richtige Moment ist, mit Widerstandsliedern anzufangen. Ich kenne dieses Lied Wort für Wort, weil ich das ganze Ding im Sozialkundeunterricht siebenmal in mein Schmierheft geschrieben habe, um mich darüber lustig zu machen. Ich und Gary Connell haben immer gesungen »You stole Travelyan’s Cornflakes«, statt einfach nur »Corn«, und unser Lehrer Mr. Parr meinte, wir machen aus unserer heiligen Vergangenheit eine Farce.
    Ich stehe auf, sehe runter zu Saidhbh und Mozzo auf der Couch, die unter einem Kissen versteckt Händchen halten, und entscheide in meiner Wut, es zu probieren. Ich gebe mein Bestes und versuche, nicht schief zu singen wie Paul Garvy in der Schule, der, seit er zehn ist, Stimmbruch hat. In dem Lied geht es um einen Jungen und ein Mädchen in alten Zeiten, die, von einer Gefängnismauer getrennt, zueinander singen. Er ist drinnen, weil er seinem Pächter Korn geklaut hat, keine Cornflakes, und jetzt soll er wegen seiner Missetat nach Australien geschickt werden, und sie sitzt draußen und erzählt, was für ein Riesenschlamassel das Ganze ist.
    Ich merke direkt, dass das eine gute Wahl war. Denn sofort, als ich mit meiner hohen Aled-Jones-Stimme »By a lonely prison wall« anstimme, werden alle ganz still und andächtig, als würden sie in der Kirche sitzen. Der Song geht runter wie Butter, alle stimmen beim Refrain mit ein und schunkeln von links nach rechts, als wären sie in einem echten Konzert, und jammern leise darüber, wie supernervig es ist, wenn du dich ganz unsterblich in so einen jungen Kerl verliebt hast und der dir dann weggenommen wird und du plötzlich ganz allein da stehst, auf den steinigen schlammigen Feldern von Athenry. Ich spule das Lied ab, ich treffe jeden Ton und komme schließlich zur letzten Strophe. Das ist der Teil, wo der Kerl langsam sauer wird und über die Gefängnismauer zurücksingt, dass er doch gar nichts Schlimmes getan hat, wenn man es genau nimmt, außer gegen die Engländer zu kämpfen und zuzusehen, dass seine Familie was zum Beißen kriegt, und jetzt sein Kind nie mehr wiedersehen wird, und dass das eine himmelschreiende Ungerechtigkeit ist. Da steht Kent Fosters Mam Joy auf und verlässt schnurstracks den Raum und dann das Haus, ohne auch nur ihren Mantel zu holen oder irgendwem einen schönen Abend zu wünschen. Das könnte entweder daran liegen, dass ihr Mann Engländer war und sie deswegen was gegen den Teil mit den Engländern hatte oder weil ihr Sohn an Hautkrebs gestorben ist und sie ihn deswegen ungerechterweise auch nie wiedersehen wird, oder an beidem. Ich bin mir da nicht sicher, doch ich höre auf zu singen und drehe mich um zu der Tür, die Joy hinter sich zugeknallt hat.
    Mach dir nichts draus!, brüllt einer der alten Knacker, die drüben beim Fenstersims an ihrem Powers nuckeln. Wegen der Alten brauchst du nicht aufzuhören!, sagt ein anderer. Mach weiter!
    Ich sehe zu Taighdhg, der mir zunickt, und beende die letzte Strophe und den Refrain. Ich bekomme nicht so viel Applaus am Ende, weil alle irgendwie über Joy Foster nachdenken, aber ein paar Frauen sagen, dass ich stolz auf mich sein kann, so, als hätte ich gerade einen Boxkampf gewonnen.
    Danach hat »The Fields of Athenry« sozusagen die Schleusen zu den Widerstandsliedern geöffnet. Sie kommen alle rausgeflutet. Jetzt, wo Joy Foster weg ist und niemand mit englischen Verwandten mehr übrig ist,

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