Nichts für Anfänger - Roman
verknickt, Bitte nicht ausfallend werden!!
Jetzt wird das Quiz bitterernst, und es wird mucksmäuschenstill, wie in der Schule. Mozzo, der in Sineads Team ist, stiehlt sich rüber zu mir und sagt, dass Saidhbh, die nach dem Arsch-Ausbruch nicht mehr aufgetaucht ist, oben in ihrem Zimmer mit mir reden will.
Warum nicht mit dir?, sage ich, weil mir das Ganze nicht geheuer ist.
Mozzo zuckt mit den Schultern und sagt total traurig: Keine Ahnung, am Ende hat wohl der Bessere gewonnen.
Dann steht er auf und schlurft aus dem Zimmer, als würde er Höllenqualen leiden.
Während der nächsten Runden denke ich darüber nach. Nach jeder gebrüllten Antwort ergibt das alles mehr und mehr Sinn.
Wo wurde Der Sieger gefilmt?
Sie will nur quatschen.
Was war Bing Crosbys bürgerlicher Name?
Wie morgens Fiona, über irgendwelches Zeug quatschen.
Wie viele Brüder hat der Kennedy-Klan?
Irgendwas bereden. Genau.
Wer schrieb die Titelmelodie von Wanderly Wagon?
Fiona hat ihr gesteckt, dass man mit mir gut quatschen kann, und sie will mich testen.
Wie lautet der Mädchenname von Mike Murphys Frau?
Genau.
Während die letzte Runde läuft, ein von O’Culigeen höchstpersönlich erdachtes Bibelfigurenraten, stehle ich mich aus dem Zimmer. Er sieht, wie ich zur Tür flitze, und straft mich vor allen mit einem bitterbösen Blick.
Sieh an, wie der Herr Bischof, sagt er und spitzt seinen schmalen Mund wie eine alte Frau, Kann alles, weiß alles!
Einige der Partygäste lachen höflich, damit er das Gefühl hat, lustig zu sein, aber das geht mir am Arsch vorbei. Ich werde noch nicht mal rot. Ich habe Wichtigeres zu tun, als mir Sorgen darüber zu machen, O’Culigeen und seinen dicken Fettkopf beleidigt zu haben.
Ich komme oben an der Treppe an und mache bei dem geöffneten Leinenkorb halt, der nach klebriger Unterwäsche und Männerschweiß riecht. Ich gucke links und rechts den Flur entlang und hoffe auf einen Hinweis auf Saidhbhs Zimmer. Die Badezimmertür zu meiner Rechten fliegt auf, und irgend so ein alter Knacker mit Fettschürze und roten Augen kommt raus, fummelt sich am Kuhstall rum, grummelt etwas, als er an mir vorbeiläuft, und stapft fröhlich die Treppe runter. Für einen kurzen Moment ist es unten ganz still. O’Culigeen badet wahrscheinlich glückselig in all der Aufmerksamkeit, wenn er bei der 64 000-Dollar-Frage wissen will, wie dieser Steuereintreiber heißt, der aus dem Baum gefallen ist, oder dieser Typ, den Jesus von den Toten auferweckt hat.
Vorsichtig horche ich in die Stille hinein und höre deut lich, wie sich am Ende des Flures die arme Saidhbh die Augen ausheult. Ich folge dem Geräusch am Badezimmer vorbei zur nächstgelegenen Schlafzimmertür, an der eine Postkarte hängt, auf der eine Frau auf dem Sofa liegt und darüber steht: Man kann nicht alles auf einmal tun, aber man kann alles auf einmal lassen. Ich atme tief ein und klopfe direkt unter der Postkarte mit der Fingerspitze sanft gegen die Tür. Ich will nicht reinstürmen, aber sie soll wissen, dass ich für sie da bin. Ich klopfe noch einmal. Nichts. Nur mehr Heulen. Ich gebe der Tür einen leichten Stoß und stecke den halben Kopf, von meinen gegelten Haarspitzen bis zur Mitte der Nase, durch den offenen Spalt.
Das Zimmer ist ziemlich dunkel, nur ein schwacher Lichtschein kommt von einer kleinen Nachttischlampe. Trotzdem kann ich das Bett erkennen, einen Stuhl, einen Schreibtisch, einen Spiegel und ein riesigesChicago-Poster direkt neben einem Bild vom toten Jesus in den Armen seiner Mutter Maria. Aber als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen und ich genauer hinsehe, wirklich hinsehe, sitzt Saidhbh nicht in Tränen aufgelöst auf dem Bett, sondern liegt daneben, auf dem Boden. Und zwar ausgestreckt unter Mozzo. Er macht sich über sie her, in Schwarz, wie ein Vampir, und seine Hände fliegen über ihren Minirock und an ihr herum, wo immer es geht. Und sie, sie stöhnt sich einen ab, mit zurückgeknicktem Kopf wie in diesen ausländischen Filmen, wenn die Leute Sex haben.
Sofort ziehe ich vorsichtig die obere Hälfte meines Kopfes aus dem offenen Türspalt, totenstill, wie ein Roboter, ohne nachzudenken, und gehe auf Zehenspitzen wieder runter. Immer noch ohne nachzudenken, ohne ein Gefühl und beinahe atemlos, setze ich mich leise zurück auf die Couch, zurück in Taighdhgs Team. Ich starre stur geradeaus in die Luft und versuche zu verhindern, dass mein Kinn zittert und sich mir die Kehle zuschnürt. O’Culigeen, der wortlos
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