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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Maher
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und sieht immer noch säuerlich aus. Während der gesamten Vorbereitungszeit in der Sakristei hat er mich einen Verräter genannt und einen Brutus und eine Jezebel. Aber nicht drecki ges Hündchen oder irgendwas anderes Sexmäßiges. Tatsächlich war mir wegen der Art, wie er mich angesehen hat, sofort klar, dass Vergewaltigung heute nicht mehr auf der Tagesordnung stand. Stattdessen ging es ausschließlich darum, dass ich ihm den Dolch in den Rücken gerammt hatte. Seine Ausdrucksweise war unter aller Sau. Er hat Saidhbh geschätzte hundertmal eine Nutte genannt. Und gesagt, sie sei eine Hure und die Tochter eines Säufers. Und dann sagte er, dass ich auf ihn geschissen habe. Ganz der kleine Brutus, der ich nun mal bin. Dass ich ihm das Herz direkt aus der Brust gerissen und voll draufgeschissen habe.
    Normalerweise könnte er in Momenten wie diesen, beim Gedanken an Scheiße und Ärsche und so, natürlich ein bisschen geil werden, aber das hier ist ein völlig neues Level von Wut. Selbst hier draußen am Altar kann er sich kaum zusammenreißen. Den ersten Teil der Predigt und den Psalm presst er durch seine zusammengebissenen Zähne, bevor er plötzlich ankündigt, bei der heutigen Lesung spontan vom Plan abzuweichen, und dass alle ihr Gebetbuch bei Lukas 15, 11 aufschlagen mögen, einem seiner Lieblingsverse. Jetzt läuft er warm, kommt wieder in seinen Knight-Rider- Modus und bittet die Gemeinde, mit ihm gemeinsam ein kleines Spiel zu spielen. Er fordert alle auf, das volle Haus, Lukas’ Worten gut zuzuhören, genau hinzuhören, was er sagen will, aber keine Sorge, es gibt keinen Test am Ende. Jetzt fängt die gesamte Gemeinde an zu johlen. Das anspruchsloseste Publikum der ganzen Welt? Kirchgänger. Denen geht es so monumental schlecht, wenn sie dasitzen und über ihre Sünden nachdenken und ihre toten Verwandten und dass es ihnen nach ihrem Tod wohl ziemlich beschissen gehen wird, dass selbst der schlechteste Witz in der Geschichte der Komik noch eine ordentliche Runde Gelächter absahnt.
    Trotzdem spornt die Heiterkeit O’Culigeen mächtig an, und er beschließt auf der Stelle, eine Vegas-Show abzuziehen. Er wirft sämtliche Vorsichtsmaßnahmen über Bord, wendet sich mir zu, lehnt sich noch näher ans Mikrofon und sagt, dass er hierfür etwas Unterstützung von seinem gut aussehenden Assistenten braucht. Tja, eigentlich wäre so eine Ansage an einem ganz normalen Tag, auf einem ganz normalen Planeten etwas riskant – irgendwie leicht abartig. Aber hier, in Kilcuman, Anfang April 1985, während der Messe am Samstagabend, scheint es der beste Witz zu sein, den jemals irgendwer gerissen hat. Mehr Gejohle von der Gemeinde, nur diesmal kichern sie auf gutmütige Seht-nur-mal-das-arme-Bürschchen-Art in meine Richtung. Zögerlich gehe ich rauf zu O’Culigeen und bin mir sehr dessen bewusst, dass mich dreihundert kichernde Idioten auf Schritt und Tritt beobachten, genau wie ihn. Er lächelt mich an, als wäre er Franz von Assisi und ich ein neugeborenes Lamm, und drückt mir seine Ersatzbibel in die Hand, die schon bei Lukas 15, 11 aufgeschlagen ist. Du kannst der jüngere Sohn sein, flüstert er mir zu, dann zwinkert er mir mit dem vom Publikum abgewandten Auge zu. Johnny Carroll windet sich auf seinem Platz und wirft O’Culigeen einen Hundeblick zu, der sagen soll: Und was ist mit mir? O’Culigeen funkelt mit bösartigem Blick zurück: Du, du kannst dich ins Knie ficken.
    Die Lesung fängt an. Es ist die Geschichte vom verlorenen Sohn, wobei ich die Titelrolle übernehme. O’Culigeen spricht alle anderen Stimmen – den Vater, den älteren Sohn und natürlich Jesus, der die Geschichte überhaupt erst erzählt. Als Jesus ist er sogar ziemlich gut und senkt seine Stimme in den tiefen, träumerischen, einlullenden Märchenonkelmodus, fast so gut wie Robert Powell. »Und Jesus sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne«, sagt er unendlich langsam, um auch den letzten Tropfen Dramatik herauszuquetschen. »Und der jüngste unter ihnen sprach zu dem Vater …« Hier nickt O’Culigeen kurz in meine Richtung. Ich stehe am zweiten Mikrofon, am zweiten Lesepult direkt am Rand des Altars, wo sich normalerweise zu großen, wichtigen Zeremonien die Gastpriester herumdrücken oder wo damals, bei der glaubensübergreifenden Alle-Gemein den-reichen-sich-die-Hände-Feier, der protestantische Vikar stand.
    »Gib mir, Vater, das Teil der Güter, das mir gehört«, sage ich mit megazittriger Stimme und ganz leise und ohne einen

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