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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Littless gesagt. «Es kann keine Vögel geben, die mehr als die hier einfach schön sind.»
    «Irgendwie sind sie wie dein Gesicht …»
    «Nein, Nickie – du darfst das nicht veralbern. Seidenschwänze machen mich so stolz, so glücklich, daß ich heulen könnte.»
    «… wenn sie so kreisen und dann auf einem Ast landen und sich so gemessen bewegen, freundlich und sanft», sagte Nick.
    Sie waren weitergegangen, und plötzlich hatte Nick das Gewehr hochgerissen und geschossen, ehe seine Schwester erkennen konnte, worauf er zielte. Gleich darauf hörte sie einen großen Vogel flügelschlagend am Boden flattern. Sie sah Nick durchladen und noch zweimal schießen, und jedesmal setzte im Weidengestrüpp neues Flügelschlagen ein. Dann brachen große braune Vögel mit surrendem Fluggeräusch aus den Weiden hervor. Einer von ihnen flog nur ein kurzes Stück, ließ sich in einer Weide nieder, verdrehte den Hals mit dem Federkragen und neigte den kammgeschmückten Kopf zur Seite, um nach unten zu blicken, wo die anderen Vögel noch flatterten. Der Vogel in der roten Weide war schön, feist und schwer, und wie er so mit verdrehtem Hals nach unten schaute, sah er überaus dumm aus. Langsam hob Nick das Gewehr.
    «Nein, Nickie!» flüsterte seine Schwester. «Bitte nicht. Wir haben doch genug.»
    «Also gut», sagte Nick. «Oder willst du vielleicht selber …?»
    «Nein, Nickie. Nein.»
    Nick drang in das Weidengestrüpp ein, holte die drei Mooshühner, schlug ihre Köpfe gegen den Kolben des Gewehrs und legte die Vögel auf den sumpfigen Boden. Seine Schwester betastete sie. Sie waren noch warm, vollbrüstig und schön gefiedert.
    «Na, und wie die erst schmecken!» sagte Nick. Er war sehr vergnügt.
    «Jetzt tun sie mir leid», sagte seine Schwester. «Sie haben sich genau wie wir an dem schönen Morgen gefreut.» Sie sah auf zu dem Mooshuhn, das noch im Baum saß. «Sieht ja wirklich ’n bißchen blöd aus, wie es da so runterglotzt.»
    «Die Indianer nennen sie Narrenhühner in dieser Jahreszeit. Wenn sie mal gejagt worden sind, werden sie schlauer. Das hier, das sind keine richtigen Narrenhühner; die richtigen, die werden niemals schlau, die Weidenmooshühner. Das hier sind Kragenmooshühner.»
    «Hoffentlich werden wir schlau», sagte seine Schwester. «Sag ihm, es soll weggehen, Nickie.»
    «Sag du’s ihm.»
    «Geh weg, Huhn!»
    Das Huhn rührte sich nicht.
    Nick hob das Gewehr. Das Huhn sah ihn an. Er wußte, wenn er schoß, würde seine Schwester traurig sein; er stieß die Luft heftig aus und brachte mit der Zunge das Geräusch auffliegender Hühner zustande.
    Der Vogel betrachtete ihn fasziniert.
    «Wir müssen es wohl verscheuchen», sagte Nick.
    «Tut mir leid, Nickie», sagte seine Schwester, «aber es ist wirklich blöd.»
    «Wart ab, bis wir sie essen», sagte Nick, «dann wirst du wissen, warum wir sie schießen.»
    «Haben sie jetzt auch Schonzeit?»
    «Klar. Aber es sind voll ausgewachsene Tiere, und außer uns jagt kein Mensch hier oben. Außerdem, ich hab schon viele große Waldohreulen geschossen, und die schlagen jeden Tag ein Huhn, wenn sie eines erwischen. Die jagen das ganze Jahr über und schlagen das ganze gute Federwild.»
    «Mit dem da hätten sie keine großen Schwierigkeiten», meinte seine Schwester. «Es macht mir nichts mehr aus, Nickie. Willst du einen Sack, um sie reinzutun?»
    «Ich werd sie gleich ausnehmen, und dann steck ich sie in den Sack und tu ein bißchen Farnkraut dazu. Wir haben’s auch nicht mehr weit zu den Beeren.»
    Sie setzten sich am Fuß einer Kiefer nieder, und Nick öffnete die Hühner, entnahm die Eingeweide, die warm in seiner Hand lagen, und suchte heraus, was eßbar war, um es zu säubern und im Bach zu waschen. Als die Hühner ausgenommen waren, strich er die Federn glatt, wickelte sie in Farnblätter und steckte sie in den Mehlsack. Er band den Sack mit einem Stück Angelschnur zu, das er an den beiden unteren Ecken des Sacks befestigte, so daß er das Ganze wie einen Rucksack tragen konnte. Dann ging er zum Bach und warf die Eingeweide ins Wasser. Ein paar helle Brocken Lunge warf er weiter hinaus, um die Forellen draußen in der schnellen, starken Strömung an die Oberfläche zu locken.
    «Das wäre ein guter Köder», sagte er, «aber jetzt brauchen wir keinen. Unser Forellenvorrat ist im Bach; wir können jederzeit holen, was wir brauchen.»
    «Wenn dieser Bach nahe am Haus wäre, dann könnte er uns reich machen», sagte seine Schwester.
    «Dann wär er

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