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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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ernst nimmt. Ezra nahm Angeln nicht ernst. Viele Leute nehmen Lyrik nicht ernst. Engländer nimmt man nicht ernst.
    Weißt du noch, wie sie uns in Pamplona über die barrera geschubst haben, direkt vor den Stier, weil sie uns für Franzosen hielten? Wenn’s um Angeln geht, ist der Zahnarzt von Bill genauso dämlich. Bill Bird, natürlich. Früher bedeutete Bill einmal Bill Smith. Jetzt bedeutete es Bill Bird. Bill Bird war jetzt in Paris.
    Bill Smith, Odgar, The Ghee – als er heiratete, hatte er die ganze alte Clique verloren. Weil sie Jungfrauen waren? The Ghee war es bestimmt nicht. Nein, er hatte sie verloren, weil er durch seine Heirat eingestand, daß es etwas gab, das wichtiger war als Angeln.
    Dabei hatte er das alles erst in Gang gebracht. Bill hatte nie geangelt, bevor sie sich kennenlernten. Überall waren sie zusammen gewesen. Am Black River, am Sturgeon, am Pine Barrens, am Upper Minnie, an all den kleinen Flüßchen. Das meiste über das Angeln hatten sie gemeinsam herausgefunden, er und Bill. Sie arbeiteten von Juni bis Oktober auf der Farm und angelten und unternahmen lange Ausflüge in die Wälder. In jedem Frühjahr kündigte Bill seinen Job. Er selbst auch. Und Ezra nahm Angeln nicht ernst.
    Bill vergab ihm, daß er schon früher geangelt hatte, ehe sie einander begegnet waren. Er vergab ihm all die Flüsse. Auf die war er richtig stolz. Es war wie bei einem Mädchen, wenn es um andere Mädchen geht. Wenn die anderen vor ihrer Zeit gewesen sind, machen sie ihr nichts aus. Aber nachher ist es etwas anderes.
    Daran lag es wohl, daß er sie verloren hatte, nahm er an.
    Sie waren alle mit dem Angeln verheiratet. Ezra nahm Angeln nicht ernst. Wie die meisten Leute. Ehe er Helen heiratete, war auch er mit dem Angeln verheiratet gewesen. Richtig verheiratet. Das war durchaus ernst zu nehmen.
    So hatte er sie alle verloren. Helen dachte, es liege daran, daß sie etwas gegen sie hätten.
    Nick setzte sich im Schatten auf einen rundgeschliffenen Stein und ließ den Sack mit der Forelle ins Wasser hängen. Das Wasser strudelte zu beiden Seiten des Steins vorbei. Im Schatten war es kühl. Das Ufer unter den überhängenden Bäumen war sandig. Im Sand waren Nerzspuren.
    Es tat gut, nicht mehr in der Hitze zu sein. Der Stein war kühl und trocken. Er saß da und ließ das Wasser aus seinen Stiefeln seitlich am Stein hinablaufen.
    Helen dachte, es liege daran, daß sie etwas gegen sie hätten. Sie war überzeugt davon. Gott, er konnte sich noch gut daran erinnern, wie schrecklich er es gefunden hatte, wenn Leute heirateten. Komisch. Wahrscheinlich lag es daran, daß er immer mit Älteren zusammengewesen war, mit Leuten, die nicht heirateten.
    Odgar wollte immer Kate heiraten. Kate wollte überhaupt niemand heiraten. Sie und Odgar stritten immer darüber, aber Odgar wollte keine andere, und Kate wollte überhaupt niemand. Sie wollte, daß sie gute Freunde blieben, und Odgar wollte es auch, und bei dem Versuch, es zu sein, wurde es immer schlimmer, und sie stritten sich die ganze Zeit.
    Es war die Madame, die all das Asketische verbreitet hatte. The Ghee ging zwar in Cleveland zu den Mädchen in den Häusern, aber ihn hatte es auch gepackt. Auch Nick hatte es gepackt gehabt. Das Ganze war ein solcher Schwindel! Man bekam diesen idealistischen Schwindel eingepflanzt, und dann richtete man sein Leben danach ein.
    Alle Liebe ging für das Angeln und den Sommer drauf.
    Er hatte es über alles geliebt. Im Herbst mit Bill Kartoffeln buddeln, die langen Ausflüge im Wagen, in der Bucht angeln, an heißen Tagen in der Hängematte lesen, vom Anlegesteg aus schwimmen, in Charlevoix und Petoskey Baseball spielen, an der Bucht leben, die vorzügliche Küche der Madame, die Art, wie sie mit dem Personal umging, die Mahlzeiten im Eßzimmer mit dem Blick über die weiten Felder und die Landspitze bis zum See, die Gespräche mit der Madame, mit Bills altem Herrn trinken, die Angelausflüge in die weitere Umgebung der Farm oder einfach nur so herumliegen – das alles hatte er geliebt.
    Er liebte den langen Sommer. Meistens hatte er sich richtig krank gefühlt, wenn der erste August kam und ihm bewußt wurde, daß es nur noch vier Wochen waren, bis die Schonzeit für Forellen begann. Jetzt hatte er das Gefühl manchmal im Traum. Er träumte dann, daß der Sommer fast zu Ende und er noch nicht zum Angeln gekommen war. Das machte ihn im Traum ganz krank, als ob er im Gefängnis gewesen wäre.
    Die Hügel am unteren Ende des Walloon

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