Nick aus der Flasche
Gespann, oder?«
»Hm. Herrin und Dschinn«, antwortete er und streichelte über ihren Rücken.
Lächelnd hob sie den Kopf. »Nein. Nick und Julie.«
»Das wäre schön.« Er ließ seine Hände höher gleiten, bis seine Finger in ihr Haar fuhren. »Ich glaube, es gibt einen Weg, dass ich wieder ein Mensch werden kann.«
»Wie?« Ihr Puls klopfte so laut in den Ohren, dass sie Nick kaum verstand. Er wusste eine Lösung? Gab es einen Gegenzauber?
»Das weiß ich noch nicht genau. Ich weiß nur, dass die Antworten auf all meine Fragen irgendwo im Magiernet und in Solomons Mailkorrespondenz liegen.«
»Dann lass uns gleich nachsehen!« Sie sprang auf, doch Nick hielt ihre Hand fest, sodass sie wieder neben ihn sank.
»Mir ist dieses blöde Passwort noch nicht eingefallen.«
Sanft fuhr sie ihm durchs Haar. »Diese Erinnerung wird auch noch zurückkommen. Ganz bestimmt.«
»Hoffentlich. Denn ich würde so gerne, also … nur wenn du auch willst …« Er machte eine kurze Pause und sagte: »Ich wünschte, ich wäre normal und du meine Freundin.«
Obwohl Julie genau wusste, worauf er hinauswollte, wisperte sie: »Aber ich bin doch deine Freundin.«
»Ich meine keine Kumpelfreundin.« Er rutschte noch näher, sodass sich ihre Oberschenkel berührten, und beugte sich zu ihr. »Ich möchte eine Freundin, mit der ich das hier machen kann.« Er ließ die Lippen über ihre Wange gleiten, bis zu ihrem Mund. Vorsichtig küsste er Julie, so sanft und zurückhaltend, dass sie einfach seinen Kopf packte und ihm einen festen Kuss gab.
Daraufhin entwich ihm ein Keuchen, was ihr ungemein gefiel. Er sollte nicht glauben, dass sie so zugeknöpft war, wie alle dachten. Sie wollte das alles eben nur mit jemandem teilen, den sie liebte. Mit Josh hätte sie das geteilt, obwohl sie seine forsche Art ein wenig erschreckt hatte. Doch jetzt gab es Nick, der ganz anders war als Josh, viel zärtlicher, zuvorkommender und in jeder Beziehung ein wahrer Gentleman. Er war ein Traumprinz wie aus dem Bilderbuch. Ein verwunschener Prinz. Ob Julie ihn retten konnte?
Sich zu wünschen, er wäre ein Mensch, ging nicht, hatte er gemeint. Was, wenn es doch klappte?
Sie war versucht, es auszuprobieren, als sich plötzlich seine Hand an ihre Taille legte und nach oben wanderte.
Die Berührung schien sie durch den Stoff hindurch zu verbrennen. Julie spürte, dass Nick mehr wollte, viel, viel mehr, doch er schlüpfte nur zu ihr unter die Decke, drückte Julie sanft zurück und kuschelte sich von hinten an sie.
»Wir werden eine Lösung finden.« Sie ergriff seine Hand, die an ihrem Bauch lag, drückte sie an ihre Brust und genoss Nicks großen warmen Körper so dicht an ihren geschmiegt. Auf diese Weise miteinander verbunden, blieben sie liegen und redeten und überlegten, was sie tun könnten, welche Möglichkeiten es gab, bis sie eingeschlafen waren.
***
»Aufstehen!«, rief Mom vom Flur aus und klopfte wie jeden Morgen an ihre Tür.
Scheiß Schule,
dachte Julie, ohne die Augen aufzumachen, und antwortete: »Bin wach!«
Da erst fühlte sie, dass sie nicht allein war. Etwas stupste an ihren Fuß. Schnell drehte sie sich um und starrte Nick an, der sie müde anblinzelte. Wie süß er so verschlafen und zerzaust aussah.
Als sich plötzlich die Tür einen Spalt breit öffnete, blieb ihr fast das Herz stehen.
»Ach, bevor ich es vergesse«, sagte Mom und streckte den Kopf ins Zimmer, »Connor wird schon am Donnerstag … Nick!«
Er riss die Augen auf und drehte sich zur Tür. Es war zu spät, um sich zu verstecken.
Julie setzte sich so schnell auf, dass ihr schwindlig wurde. »Es ist nichts passiert, Mom!« Ihr Herz raste und am liebsten wollte sie im Boden versinken. Nick wirkte nicht weniger erschrocken, sein Gesicht leuchtete knallrot. Zum Glück war wirklich nichts passiert und sie waren vollständig angezogen.
Mom trat hastig ein und schloss die Tür, obwohl ihr die Situation bestimmt genauso peinlich war. Vehement schaute sie in eine andere Richtung, zog ihren Morgenmantel fester zu und sagte: »Wenn Thomas das erfährt!«
»Du sagst ihm doch nichts? Bitte!« Julie mochte sich nicht ausmalen, was ihr für eine Strafe drohte. Wahrscheinlich lebenslanger Hausarrest.
Ihre Mutter wusste anscheinend nicht, wie sie handeln sollte. Normalerweise war sie nicht auf den Mund gefallen. Offenbar kämpfte sie mit ihrem Gewissen, denn Mom und Dad hatten keine Geheimnisse voreinander. »Wenn ich Thomas erzähle, was …« Ihre Augen wurden groß.
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