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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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in den Frieden des Herrn eingegangen war.

32
    Die Main Street ist nicht wirklich die hiesige
    Hauptstraße, sondern eine Straße, die vom Meer zu einer Kanalbrücke führt. Daytona veranstaltet jedes Jahr eine Bike-Woche, und dies war die Straße, in die Tausende von Bikern einfielen. Hier gab es nur ein Thema:
    Harleys. Überall zwischen den Bike-Bars gab es
    Geschäfte, die Ersatzteile, Sturzhelme und Lederkleidung verkauften. Und selbst außerhalb dieser Woche standen immer Dutzende von Bikes mit Helmen auf den Sitzen vor Bars mit Namen wie Boot Hill Saloon, Dirty Harry’s oder Froggie’s, wo sogar ein Motorrad aus staubigen Knochen im Fenster stand.
    Ich sah Big Al schon aus großer Entfernung, als er von 417
    der Brücke her auf uns zuwatschelte. Zu einer blaßrosa Hose trug er ein blau-rot-grün-gelbes Hawaiihemd und war noch fetter, als ich ihn in Erinnerung hatte; weiße Schuhe und seine zottige Mähne vervollständigten eine Aufmachung, in der er wie ein arbeitsloser Komparse aus Miami Vice aussah. In seiner linken Hand trug er einen Aktenkoffer, was ein gutes Zeichen war; er hatte sein Handwerkszeug mitgebracht. Ich beobachtete, wie er den Main Street Cigar Store betrat und eine dicke Corona paffend wieder herauskam.
    Er blieb, von Harleys umgeben, vor dem Saloon
    stehen, stellte seine Aktentasche zwischen die Füße und paffte behaglich, als gehöre ihm die Bar. Ein riesiges Wandgemälde hinter ihm, das eine ganze Wand des
    Saloons einnahm, zeigte einen Biker am Strand. Neben dem Eingang verkündete ein Schild: Kein Zutritt mit Farben, Clubaufnähern oder Abzeichen.
    Ich stieß Kelly an. »Siehst du den Mann dort drüben?«
    »Welchen?«
    »Den mit dem knallbunten Hemd, den großen
    Dicken.«
    »Du meinst den Fettsack?«
    »Stimmt«, bestätigte ich grinsend. »Das ist der Mann, mit dem wir uns hier treffen wollen.«
    Ein Metrobus fuhr an uns vorbei. Auf seiner Seite machte er Werbung für SeaWorld – mit einem riesigen Schwertwal, der aus dem Meerwasserbecken sprang.
    Kelly und ich betrachteten die Werbung, wechselten einen Blick und brachen in schallendes Gelächter aus.
    »Warum haben wir nicht drüben auf ihn gewartet?«
    418
    erkundigte sie sich.
    »Nein, nein, man bleibt irgendwo im Hintergrund und beobachtet die Umgebung. Siehst du, was ich mache? Ich suche die Straße ab, um sicherzugehen, daß kein böser Kerl hinter ihm her ist. Dann weiß ich, daß wir uns ungefährdet treffen können. Was hältst du davon?
    Glaubst du, daß alles okay ist?«
    Plötzlich hatte Kelly eine wichtige Aufgabe. Sie sah nach beiden Seiten die Straße entlang und sagte: »Alles klar.« Natürlich hatte sie keinen blassen Schimmer, worauf sie hätte achten müssen.
    »Also, dann komm. Gib mir deine Hand. Bei so
    starkem Verkehr müssen wir vorsichtig sein.«
    Wir verließen Mrs. Mostyn und blieben am Randstein stehen. »Wenn wir uns treffen, muß ich Dinge tun, die dir vielleicht schrecklich vorkommen«, sagte ich, »aber in Wirklichkeit ganz normal sind. So etwas machen wir dauernd; er hat Verständnis dafür.«
    »Okay«, antwortete sie, während wir uns durch den Verkehr schlängelten. Nach allem, was sie bisher
    durchgemacht hatte, würde das Kindergartenkram sein.
    Als wir näher kamen, stellte ich fest, daß Big Al merklich gealtert war. Er erkannte mich aus zwanzig Metern Entfernung und spielte plötzlich wieder die Hauptrolle in Der Pate. Mit der Zigarre in der linken Hand breitete er die Arme aus, legte den Kopf schief und knurrte: »Aaaggghhh! Wieder mal Nicky Two!« Dabei grinste Big Al über sein ganzes breites Gesicht; dieses Leben in ständiger Angst vor der Rache der Cosa Nostra war vermutlich beschissen, und nun hatte er endlich 419
    jemanden, mit dem er unbesorgt quatschen konnte.
    Big Al klemmte sich seine Corona wieder zwischen
    die Zähne, griff mit der rechten Hand nach dem
    Aktenkoffer und watschelte auf uns zu. »Hey, wie geht’s so?« fragte er grinsend, während er mir die Hand
    schüttelte und dabei Kelly begutachtete. Er stank nach einem gräßlich stark duftenden Rasierwasser.
    »Ah, und wer ist diese hübsche junge Dame?« Ich
    beobachtete leicht mißtrauisch, wie er sich zu ihr hinunterbeugte, um sie zu begrüßen. Vielleicht war sein Charme sogar echt, aber aus irgendeinem Grund stieß er mich ab.
    »Das ist Kelly, die Tochter eines Freundes, und ich passe eine Zeitlang auf sie auf«, sagte ich.
    Ich bezweifelte, daß er wußte, was in Washington
    passiert war. Kev hatte er jedenfalls

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