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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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nehmen und fand diesen Zustand abscheulich.
    Noch immer kamen Leute an Bord. Ich hätte fast einen nervösen Lachanfall bekommen, als aus den
    Lautsprechern Gloria Gaynors Song »I Will Survive«
    kam. Ich sah zu Kelly hinüber und blinzelte ihr zu. Sie war damit beschäftigt, ihren Teddybären den Sitzgurt anzulegen.
    Einer der Stewards kam in Virgin-Uniform, noch nicht in Hemdsärmeln, den Gang entlang und machte bei
    unserer Reihe halt. Seiner Blickrichtung nach schien er zu kontrollieren, ob wir angeschnallt waren. Aber dafür war es wohl noch viel zu früh? Ich nickte ihm lächelnd zu. Er machte kehrt und verschwand in der Bordküche.
    Ich beobachtete den Eingang und fürchtete das
    Schlimmste. Eine Stewardeß streckte ihren Kopf aus der Küche und sah genau mich an. Kellys Teddybären waren plötzlich sehr interessant.
    Ich spürte ein Kribbeln im Nacken. Mein Magen
    verkrampfte sich. Als ich langsam den Kopf hob, war die Stewardeß verschwunden.
    Der Steward tauchte wieder auf – diesmal mit einer Tragetasche in der Hand. Er kam zu uns, blieb stehen und ging im Gang neben Kelly in die Hocke. »Hi!« sagte er.
    »Hallo!«
    Als er seine Hand in die Tragetasche steckte, wartete ich darauf, daß er einen Colt Kaliber 45 herausziehen würde. Ein guter Trick, mich glauben zu lassen, er gehöre zum Kabinenpersonal und habe eine Überraschung für 505
    Kelly.
    Aber er zog nur einen Nylonrucksack mit dem
    übergroßen Virgin-Logo und dem Aufdruck Kids With Altitude heraus. »Wir haben vergessen, dir einen von denen zu geben«, sagte er dabei. Ich wäre ihm am
    liebsten um den Hals gefallen.
    »Oh, vielen Dank!« Ich grinste wie ein Tollhäusler.
    Meine Augen waren durch die Gläser von Mrs.
    Sandborns Brille aufs Doppelte vergrößert. »Vielen herzlichen Dank!«
    Er gab sich große Mühe, mich anzusehen, als sei ich wirklich eine Art Halbidiot, und verschwand, nachdem er Kelly versprochen hatte, ihr gleich nach dem Start einen Orangensaft zu bringen.
    Ich sah mir gemeinsam mit ihr das Bordmagazin an
    und fragte sie: »Welchen Film willst du dir ansehen, Louise?«
    » Clueless « , antwortete sie grinsend.
    »Von mir aus«, sagte ich.
    Eine Viertelstunde später hob unsere Maschine auf die Minute pünktlich von der Startbahn ab. Plötzlich störte es mich überhaupt nicht mehr, einem unbekannten Piloten ausgeliefert zu sein.

36
    Wir hörten uns die heruntergeleierte Begrüßung des Captains an, der uns versicherte, wie wundervoll es sei, uns an Bord zu haben, und uns mitteilte, wann wir 506
    gefüttert werden würden. Meine Körperwärme schaffte es allmählich, mein durchgeschwitztes Hemd zu
    trocknen. Sogar meine Socken waren naßgeschwitzt. Ich sah zu Kelly hinüber. Sie machte ein trauriges Gesicht.
    Ich stieß sie mit dem Ellbogen an. »Was hast du?«
    »Ach, nichts weiter. Melissa fehlt mir, weißt du, und ich habe ihr nicht mal erzählt, daß ich nach England fliege.«
    Inzwischen wußte ich, wie ich damit umzugehen hatte.
    »Nun, du brauchst in bezug auf Melissa nur an schöne Dinge zu denken, dann bist du wieder froh.« Ich wartete auf ihre Antwort und wußte schon im voraus, was sie sagen würde.
    »Woran denkst du, damit du froh bist, wenn du dich an deinen besten Freund David erinnerst?«
    Kein Problem; darauf war ich vorbereitet. »Nun, vor ungefähr zwölf Jahren haben wir zusammengearbeitet, und David hat sein Haus renoviert und einen neuen Fußboden gebraucht.«
    Solche Gutenachtgeschichten mochte Kelly. Sie sah jedenfalls so aus, als würde sie an mich gelehnt bald einschlafen. Ich erzählte ihr, wie wir damals, als wir in Nordirland stationiert gewesen waren, in einem
    Stützpunkt der Security Forces den Fußboden eines Squash-Courts geklaut hatten. Wir waren um drei Uhr morgens mit Spaten, Hämmern und Meißeln angerückt, hatten die Bodenbretter in einen Kastenwagen geladen und waren damit nach Wales gefahren. Schließlich hatte Ihrer Majestät Regierung viel Zeit und Geld dafür aufgewendet, uns zu perfekten Einbrechern auszubilden.
    507
    Warum sollten wir diese Fertigkeiten nicht zum eigenen Vorteil nutzen? Die folgenden drei Tage hatten wir damit verbracht, Küche und Diele seines Hauses in Breconshire gemeinsam mit dem schönen neuen Fußboden
    auszulegen.
    Ich blickte grinsend zu Kelly hinüber, um ihre
    Reaktion zu sehen, aber sie schlief bereits fest.
    Ich fing an, mir den Film anzusehen, aber ich wußte, daß ich einschlafen würde, sobald die Wirkung der Tabletten abklang und ich meinen

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