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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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der Uferstraße nach Osten in Richtung Lambeth Bridge weiter. Der Treff wirkte beim Vorbeifahren unverdächtig. In der Tankstelle auf der
    gegenüberliegenden Straßenseite standen vier Autos von jungen Leuten, die Benzin und Schokoriegel kauften, und der Kastenwagen einer Firma für Gebäudereinigung, dessen Fahrer ebenfalls tankte.
    Weiter flußabwärts sah ich auf dem anderen Ufer die Parlamentsgebäude. Ich mußte unwillkürlich grinsen.
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    Wenn die Abgeordneten nur wüßten, was die
    Geheimdienste wirklich trieben! In den
    Fernsehnachrichten hieß es, wir würden wohl bald eine neue Regierung bekommen. Allerdings würde ich nicht mitwählen dürfen. Ich existierte schon seit Jahren nicht mehr offiziell als Stone, Stamford, Stevenson oder sonst jemand.
    Ich fuhr einmal um einen Verkehrskreisel herum und folgte derselben Straße in Richtung Vauxhall Bridge, um den Treff erneut zu kontrollieren. Da ich noch immer zu früh dran war, hielt ich an der Tankstelle und holte mir einen Becher Kaffee und ein Sandwich.
    Der Treff schien noch immer in Ordnung zu sein. Ich wollte Simmonds abfangen, ihn auf Umwegen zu
    meinem Wagen führen und eine kleine Spazierfahrt mit ihm machen. Auf diese Weise hatte ich alle äußeren Umstände unter Kontrolle. Ich konnte mich selbst, aber auch ihn schützen.
    Ich parkte ungefähr vierhundert Meter westlich des Treffs. Während ich das Sandwich aß, überlegte ich die Route zu meinem Auto zurück. Dann stieg ich aus, ging die Straße entlang und war um fünf vor vier da. Um mir die Wartezeit zu verkürzen, sah ich mir die in dem Bike-Shop ausgestellten Motorräder an und beschloß, mir wirklich eines als Geschenk für mich selbst zu kaufen.
    Nein, nicht bloß als Geschenk – als Belohnung.
    Um 4 Uhr 20 trat ich in die Schatten unter dem
    Eisenbahnhochgleis gegenüber dem Ausgang, den
    Simmonds benutzen würde. Die einzigen Fußgänger um diese Zeit waren zwei Clubbesucher, die auf dem
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    Heimweg oder in einen anderen Club unterwegs waren.
    Ihr betrunkenes Gelächter zerriß die ruhige Morgenluft, dann herrschte wieder Stille.
    Ich sah sofort, daß er es war, denn ich kannte seine Art, mit leicht vorgebeugtem Kopf und kleinen Schritten zu gehen und dabei seinen Aktenkoffer zu schlenkern.
    Ich beobachtete, wie er sich nach rechts wandte, um erst den Fußgängerüberweg und dann die stählerne
    Fußgängerbrücke zu benutzen, die über eine Kreuzung mit fünf Straßen hinweg zur Bahnstation führte. Ich wartete geduldig. Ich hatte es nicht eilig; er würde zu mir kommen.
    Als er die Straße überquerte, kam ich aus dem
    Schatten unter der Fußgängerbrücke.
    Er lächelte. »Nick, wie geht’s?« Er ging weiter und nickte dabei nach links in Richtung Lamberth Bridge.
    »Machen wir einen Spaziergang?« Das war ein Befehl, keine Frage.
    Ich nickte in die entgegengesetzte Richtung, wo mein Leihwagen stand. »Ich bin mit dem Auto da.«
    Simmonds blieb stehen und betrachtete mich mit der Miene eines enttäuschten Lehrers. »Nein, wir machen einen Spaziergang, denke ich.«
    Da ich diesen Treff organisiert hatte, hätte ihm klar sein müssen, daß ich für unsere Sicherheit sorgen würde.
    Er starrte mich noch ein paar Sekunden an und setzte sich dann wieder in Bewegung, als wisse er, daß ich ihm folgen würde. Ich ging neben ihm her.
    In der Dunkelheit vor uns leuchteten die
    Parlamentsgebäude jenseits der Themse wie auf einer 541
    Ansichtskarte. Wir befanden uns auf einem breiten Gehsteig, an den sich eine Rasenfläche anschloß, die dann in einen asphaltierten Streifen überging, der die Zufahrt zu den Geschäften unter den Bögen des
    Hochgleises bildete.
    Simmonds sah wie immer aus: Krawatte nachlässig
    gebunden, Hemd und Anzug verknittert, als lebe er aus dem Koffer.
    »Also, Nick, was haben Sie?« Er lächelte, ohne mich dabei anzusehen. Als ich meine Story erzählte,
    unterbrach er mich nicht, sondern ließ seinen Blick auf den Boden gerichtet und nickte zwischendurch
    mehrmals. Ich kam mir wie ein Sohn vor, der seine Probleme mit seinem Vater bespricht, und hatte ein gutes Gefühl dabei.
    Wir waren seit gut einer Viertelstunde unterwegs, und ich hatte meinen Bericht beendet. Nun war die Reihe an Simmonds. Ich hatte erwartet, daß er haltmachen oder eine Bank suchen würde, damit wir uns setzen konnten, aber er ging weiter.
    Jetzt sah er zu mir herüber und lächelte. »Nick, ich habe nicht geahnt, daß Sie so gründliche Arbeit geleistet haben. Mit wem haben Sie noch über diese

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