Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
Sache
gesprochen?«
»Nur mit Sabatino und Euan.«
»Und hat Euan oder dieser Sabatino Kopien der
Disketten?«
»Nein, meine sind die einzigen«, log ich. Selbst wenn man jemanden um Hilfe bittet, läßt man sich nicht in die Karten sehen. Man weiß nie, wann man noch mal einen 542
Trumpf braucht.
Er blieb unglaublich gelassen. »Wir müssen
sicherstellen, daß niemand davon erfährt – zumindest vorläufig nicht. Diese Sache ist mehr als nur ein Korruptionsfall auf unterer Ebene. Die
Querverbindungen zur PIRA, mit Gibraltar und
anscheinend auch zur DEA zeigen, daß der Fall in der Tat sehr ernst ist. Da Sie die Hintergründe offenbar ziemlich gut aufgeklärt haben, möchte ich Sie etwas fragen.« Er machte eine Pause, als sei er ein Richter, der dabei war, seine Entscheidung zu verkünden. »Glauben Sie, daß in diese Angelegenheit noch weitere Kreise verwickelt sind?«
»Weiß der Teufel«, sagte ich. »Jedenfalls kann man nicht vorsichtig genug sein. Deshalb wollte ich erst mal unter vier Augen mit Ihnen reden.«
»Und wo ist die kleine Brown jetzt?«
Ich log wieder. »Kelly schläft im Hotelzimmer. Ich werde Hilfe brauchen, um sie zu ihren Großeltern
bringen zu können.«
»Natürlich, Nick. Alles zu seiner Zeit.«
Wir gingen eine Zeitlang schweigend weiter, bis wir eine Bar an der Ecke einer Eisenbahnunterführung
erreichten. Simmonds bog nach rechts unter die Gleise ab. Als er weitersprach, bewies mir sein Tonfall, daß er die Erfüllung seiner Forderung als selbstverständlich voraussetzte. »Bevor ich etwas für Sie tun kann, brauche ich natürlich Ihr gesamtes Beweismaterial.« Er sah mich noch immer nicht an, sondern achtete darauf, in keine der ölschillernden Pfützen zu treten.
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»Ich habe die Disketten nicht bei mir, falls Sie das meinen.«
»Nick, ich tue mein Bestes, um Ihnen beiden Schutz zu gewähren. Aber dazu brauche ich das Beweismaterial –
sämtliche Kopien. Können Sie mir die jetzt besorgen?«
»Ausgeschlossen! Frühestens in ein paar Stunden.«
»Nick, ohne Beweismaterial kann ich nichts tun. Ich brauche alle Kopien – sogar die, die Sie normalerweise in Ihrem Sicherheitspaket hätten.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Sie wissen, daß ich die zu meinem eigenen Schutz brauche.«
Wir bogen wieder rechts ab und gingen nun parallel zu den Gleisen in Richtung Bahnstation zurück. Einige Minuten folgten wir schweigend einer schmalen,
zwischen Lagerhäusern verlaufenden Straße. Simmonds schien tief in Gedanken versunken zu sein. Über uns ratterte ein Güterzug vorbei, der den halben Südwesten Londons aufwecken wurde. Warum, zum Teufel, war es für Simmonds so wichtig, genau zu wissen, wie viele Kopien es gab, und alle in die Hände zu bekommen?
»Glauben Sie mir«, schrie ich, um das Rattern zu
übertönen, »diese Seite habe ich völlig unter Kontrolle.
Ich bin schon oft genug reingelegt worden. Sie wissen so gut wie ich, daß ich alle schützen muß – auch Sie.«
»Ja, natürlich, aber ich muß über das gesamte
Beweismaterial verfügen können. Nicht einmal Sie
sollten es haben. Das ist einfach zu riskant.«
So drehten wir uns nur im Kreis. »Okay, das verstehe ich.
Aber was ist, wenn Sie umgelegt werden? Dann
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könnte ich meine Behauptungen nicht mehr beweisen.
Hier geht’s nicht bloß um die Korruption der
Amerikaner, verstehen Sie? Diese Sache damals in
Gibraltar ist ein abgekartetes Spiel gewesen. Das betrifft auch uns.«
Simmonds nickte langsam zu einer Pfütze im
Rinnstein hinunter.
»Ein paar Dinge verstehe ich nicht«, fuhr ich fort.
»Warum ist uns gesagt worden, der Sprengsatz sollte ferngezündet werden? Wie konnte es passieren, daß die Akteure bekannt waren, aber niemand gewußt hat, daß überhaupt keine Bombe existierte?«
Er äußerte sich noch immer nicht dazu.
Irgend etwas paßte hier nicht recht zusammen.
Scheiße!
Mir kam es vor, als hätte mich wieder ein Feuerlöscher am Hinterkopf getroffen. Warum war ich bloß nicht früher darauf gekommen? Das Rattern des Güterzugs verhallte allmählich in der Ferne. Die Morgenstille kehrte zurück. »Aber das wissen Sie alles, nicht wahr?«
Keine Antwort. Er behielt sein gleichmäßiges Tempo bei.
Wer hatte uns mitgeteilt, der Sprengsatz in Gibraltar soll ferngezündet werden? Simmonds, der unseren
Einsatz von der Zentrale aus überwacht hatte. Verdammt, warum war ich darauf nicht schon früher gekommen?
Ich blieb abrupt stehen. Simmonds ging noch einige Schritt«
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