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Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Nick Stone - 01 - Ferngesteuert

Titel: Nick Stone - 01 - Ferngesteuert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Einkaufswagen zu
    nehmen. Der Laden war gerammelt voll. Ich stand in Schweiß gebadet und nach Atem ringend da, während ich mich zu orientieren versuchte, und Kelly weinte
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    herzzerreißend. Einige Kunden starrten uns an und tuschelten miteinander.
    »Ich will jetzt runter«, schluchzte Kelly.
    »Nein, wir müssen hier wieder raus.«
    Ich sah mich kurz um und beobachtete zwei Männer, die über den Parkplatz liefen. In ihren Anzügen sahen sie wie Kriminalbeamte aus, und sie rannten zielsicher auf den Computerladen zu. Bestimmt waren sie hierher
    unterwegs, um die Ausgänge abzuriegeln. Höchste Zeit, ein paar Haken zu schlagen, um die Verfolger zu
    verwirren.
    Ich hastete zwischen Regalen mit Computerspielen auf CD-ROM weiter, bog nach rechts ab und suchte entlang der Außenmauer einen Ausgang. Scheiße, dort gab es keinen. Der ganze riesige Laden schien nur einen
    einzigen Ein- und Ausgang zu haben. Den durfte ich nicht wieder benutzen – aber wenn ich keinen anderen Ausgang fand, war ich dazu verdammt, für den Rest des Tages hier im Kreis herumzuirren.
    Eine junge Verkäuferin starrte mich an, wandte sich ab und trabte durch den Gang davon – offenbar auf der Suche nach dem Geschäftsführer oder einem Wachmann.
    Wenige Sekunden später kamen zwei Männer in
    Hemdsärmeln und mit Namensschildern an den
    Brusttaschen auf uns zu. »Entschuldigung? Können wir Ihnen behilflich sein?« Das klang alles sehr höflich, aber in Wirklichkeit meinten sie: »Was, zum Teufel, haben Sie in unserem Laden zu suchen?«
    Aber ich ließ mich auf keine Diskussion ein, sondern rannte zur Rückseite des Geschäfts weiter und suchte dort 117
    nach Ladebuchten, Notausgängen, offenen Fenstern oder dergleichen. Endlich entdeckte ich das Zeichen, das ich zu sehen gehofft hatte: Notausgang. Ich stürmte darauf zu, stieß die Tür auf und hörte die Alarmanlage schrillen.
    Wir waren im Freien auf einer Lieferrampe, an der Lastwagen entladen werden konnten.
    Ich lief vier bis fünf Metallstufen hinunter und
    erreichte den Asphalt. Während ich nach links
    weiterrannte, forderte ich Kelly auf, sich gut festzuhalten.
    Hier auf der menschenleeren Rückseite des
    Einkaufszentrums gab es nur Ladebuchten,
    Abfallcontainer, Chemietoiletten und einen anscheinend unbenutzten Bürocontainer. Dazwischen türmten sich Berge von Pappkartons und prallvolle Müllsäcke, die darauf warteten, abgeholt zu werden. Jenseits dieser asphaltierten Fläche umgab ein schätzungsweise fünf Meter hoher Maschendrahtzaun das gesamte Areal.
    Dahinter kam unbebautes Gelände mit Bäumen und
    Unterholz. Und noch weiter dahinter lagen vermutlich wieder Parkplätze und noch mehr Geschäfte.
    Ich kam mir wie eine in der Falle sitzende Ratte vor.
    Meine einzigen Fluchtwege waren jetzt die
    Zufahrtsstraßen auf beiden Seiten der langen Rückfront des Einkaufszentrums.

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    Mit Kelly auf dem Rücken konnte ich nicht über den Zaun klettern, und wenn ich versuchte sie
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    hinüberzuwerfen, würde sie sich die Beine brechen. Ich lief nach links weiter und trabte an der Rückseite der Geschäfte entlang, um die Zufahrtsstraße zu erreichen.
    Aber ich wußte, daß das zwecklos war. Die anderen hatten zuviel Zeit gehabt; die Straße würde abgeriegelt sein.
    Ich mußte rasch eine Entscheidung treffen. Ich lief zu einem Müllcontainer, um den herum Pappkartons und Müllsäcke aufgestapelt waren.
    Ich ließ Kelly von meinem Rücken gleiten, setzte sie an den Container gelehnt ab und fing an, sie mit
    Pappkartons zuzudecken.
    Sie sah zu mir auf und begann wieder zu schluchzen.
    »Disneyland, Kelly!« sagte ich. »Disneyland!«
    Sie starrte mich weiter an, während ihr dicke Tränen übers Gesicht liefen. Ich warf noch einige Kartons auf den Stapel, bis sie ganz verschwunden war.
    »Ich komme zurück, Ehrenwort!«
    Während ich weiterlief, begutachtete ich den
    Bürocontainer, der unmittelbar am Zaun stand. Der Riesenkasten war beinahe so hoch wie ein Lastwagen.
    Ohne die fünfzig Pfund eines kleinen Mädchens auf dem Rücken schien ich zu schweben, als ich darauf zurannte.
    Endlich wieder unbehindert! Mir kam es vor, als hätte mir jemand Kette und Fußkugel eines Sträflings
    abgenommen.
    Ich spurtete wie ein Verrückter weiter und nutzte dabei jede Deckung aus, die Abfallberge und Müllcontainer mir boten. Plötzlich sah ich aus einer der Ladebuchten ein Autoheck ragen. Dieser mindestens zehn Jahre alte 119
    Wagen gehörte nicht zu den Fahrzeugen, die mich
    verfolgt hatten.

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