Nick Stone - 01 - Ferngesteuert
bei
Wartungsarbeiten verwendete Maschinenwerkzeuge.
Ich sah nach oben. Das Dach bestand aus Blechtafeln, die auf das Eisengerüst des niedrigen Schuppens
geschraubt waren. Ich holte eine Kombizange heraus und lockerte zwei der Bolzen, bis ich eine Blechtafel etwas anheben konnte. Dann schob ich das Stromkabel der 233
Kamera von außen durch den Spalt und führte es die Wand entlang nach unten. Dort herrschte ein solcher Kabelsalat, daß ein weiteres Stromkabel gar nicht auffiel.
Der Stecker paßte in eine der Steckdosen.
Die Tür blieb offen, damit ich etwas Licht hatte, während ich die Kamera vorbereitete. Ich steckte zwei Müllbeutel ineinander, schob die Hi-8 hinein und drückte ihr Teleobjektiv durch das dünne Plastikmaterial. Dann nahm ich die Plastikbecher, schnitt sie der Länge nach auf, trennte die Böden ab, steckte die Becher ineinander und schob sie als Blende über das Objektiv. Sie würden den Regen abhalten und trotzdem genügend Licht
durchlassen, damit das Ding funktionierte. Zuletzt befestigte ich alles mit reichlich Klebeband.
Dann trat ich mit der Kamera aufs Dach hinaus und steckte das Stromkabel ein. Hinter einer Lücke in der Brüstung liegend sah ich durch den Sucher und wartete darauf, daß er zu leuchten begann und mir zeigte, was das Teleobjektiv erfaßte. Ich wollte eine brauchbare
Nahaufnahme der zum Eingang hinaufführenden
Betonstufen.
Sobald der Sucher aktiviert war, stellte ich das
Objektiv scharf ein, richtete es auf den Eingang des Gebäudes und drückte die Taste Aufnahme. Ich testete die Tasten Stop, Zurückspulen und Wiedergabe. Alles funktionierte. Ich zog die Müllbeutel glatt, wobei ich sorgfältig darauf achtete, die Kamera nicht mehr zu bewegen, drückte die Aufnahmetaste und ging.
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Ich holte uns zwei riesige Pizzas, die wir vor dem Fernseher sitzend aßen, während das Mobiltelefon in dem eingesteckten Ladegerät stand.
Danach konnte ich nur mit Völlegefühl im Magen
herumhängen, auf Pats Anruf hoffen und abwarten, bis das Vierstundenband abgelaufen war. Unterdessen war es längst dunkel, aber ich wollte die Kamera volle vier Stunden laufen lassen, um zu sehen, ob sie einwandfrei funktionierte und wie gut die Bildqualität von
Nachtaufnahmen war.
Wir langweilten uns beide. Kelly hatte den Tod durch Fernsehen, den Tod durch Pizza und den Tod durch
Mountain Dew und Cola erduldet. Sie griff ermattet nach dem Abenteuerbuch und fragte mich: »Kannst du mir daraus vorlesen?«
Na gut, das sind nur Abenteuergeschichten, sagte ich mir, von denen hast du schnell ein paar vorgelesen. Aber ich entdeckte sehr bald, daß das Buch eine fortlaufende Abenteuergeschichte enthielt, deren Kapitel mit
Wahlmöglichkeiten endeten. Die Story handelte von drei Kindern in einem Museum. Ein kleiner Junge war auf rätselhafte Weise verlorengegangen, als die Geschichte plötzlich aufhörte. Unten auf dieser Seite hieß es: »Willst du auf Seite 16 weiterlesen und ihm durch den
Zaubertunnel folgen? Oder willst du auf Seite 56
Madame Eddie besuchen, die dir vielleicht sagen kann, wo er ist? Du hast die Wahl!«
»Wohin willst du?« fragte ich Kelly.
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»Durch den Tunnel.«
Also auf in den Tunnel. Nach etwa einer
Dreiviertelstunde und acht Richtungswechseln glaubte ich, die Geschichte müsse bald zu Ende sein. Tatsächlich brauchten wir fast zwei Stunden, um durchzukommen.
Aber wenigstens amüsierte Kelly sich dabei.
Im Zimmer war es sehr warm, und ich blieb
vollständig angezogen, um jederzeit aufbrechen zu können. Ich döste immer wieder ein und schrak ungefähr jede halbe Stunde von der Musik zu den Simpsons oder Loony Tunes hoch. Einmal wachte ich auf, sah auf meine Jacke hinab und stellte fest, daß sie aufgegangen war, so daß meine Pistole sichtbar war. Ich sah besorgt zu Kelly hinüber, aber sie würdigte meine Waffe keines zweiten Blicks; wahrscheinlich war sie daran gewöhnt, da ihr Daddy ebenfalls eine trug.
Ich riß eine Dose Mountain Dew auf und sah auf
meine Armbanduhr. Es war erst 20 Uhr 15; in etwa einer Viertelstunde würde ich hinaufgehen, das Band wechseln und danach auf Pats Anruf warten.
Nach einer Viertelstunde sagte ich: »Hör zu, ich gehe mal für fünf Minuten weg, um ein paar Getränke zu holen. Willst du auch irgendwas?«
Sie sah mich fragend an. »Wir haben noch massenhaft da.«
»Yeah, aber die sind warm. Ich hole uns kalte.«
Ich ging aufs Dach hinauf. Inzwischen hatte wieder Nieselregen eingesetzt. Ich öffnete die
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