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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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höchsten Anteil an promovierten Wissenschaftlern - zur »Science City USA« zu entwickeln. Erstaunlich, was für Zeug man liest, wenn man sich unterwegs langweilt.
    Lange Reihen blitzblanker Gebäude mit schwarzen oder silbern glänzenden Fassaden standen auf luxuriös gestalteten Grundstücken mit Teichen und Springbrunnen - nicht gerade das, was ich nach all den Südstaatenwitzen, die ich im Lauf der Jahre gehört hatte, im amerikanischen Süden zu sehen erwartet hatte.
    Nach etwa einer Viertelstunde erreichte ich den Autobahnring. Ich folgte ihm im Uhrzeigersinn nördlich um die Stadt und achtete auf Ausfahrt 10 nach Falls Lake. Dass die hier stattfindende Umgestaltung viel Geld angelockt hatte, war unmöglich zu übersehen: Überall befanden sich neue Wohn- und Geschäftshäuser in einem Verdrängungswettbewerb mit Altbauten, den sie offensichtlich gewannen. Elegante neue Bürotürme blickten auf erbärmliche Wohnwagensiedlungen mit verlassenen Fahrzeugen und schwarzen und weißen Kindern hinunter, die zerlumpt herumliefen, weil ihre Eltern nicht das Wissen und die Fertigkeiten besaßen, um von den neuen Chancen profitieren zu können.
    Ungefähr zehn Minuten später benutzte ich die 10 und fuhr auf der Forest Road nach Norden weiter. Aus der Karte wusste ich, dass das Einzugsgebiet von Falls Lake rund fünfhundert Quadratkilometer groß war. Durch dieses Gebiet schlängelte sich ein sehr langer Wasserlauf mit Hunderten von großen und kleinen Buchten. Eine ideale Umgebung für jemanden, der untertauchen wollte.
    Nach gut zehn Kilometern wurde die Straße zweispurig. Auf beiden Straßenseiten ragten zwischen niedrigeren Laubbäumen hohe Tannen auf. Nach weiteren sechs Kilometern erreichte ich bei The Falls of Neuse das eigentliche Waldgebiet. The Falls bestand aus einer kleinen Ansammlung hübscher weiß gestrichener Holzhäuser am Ostufer des Sees. Aber selbst hier begann das Neue über das Alte zu siegen und den Sieg protzig auszukosten. Große Waldgrundstücke wurden gerodet, um Platz für »Villenkolonien« zu schaffen, in denen der Mittelstand wohnen würde, den der neue Goldrausch mit seinen High-Tech-Jobs anlockte. Und an jeder Straßenkreuzung wiesen von Immobilienmaklern aufgestellte Hinweisschilder den Weg zu weiteren Neubaugebieten, in denen Parzellen spottbillig zu haben waren.
    Ich folgte der Raven Ridge tiefer in den Wald hinein. Das Neue trat allmählich zurück, bis wieder das Alte vorherrschte: halb verfallene Hütten auf Grundstücken, auf denen Autowracks statt Gartenmöbeln standen, und heruntergekommene Läden in Bruchbuden aus unverputzten Hohlblocksteinen, an denen verwitterte Schilder für Bier und Angelköder warben. Ich fuhr an alten Mobilheimen vorbei, die aussahen, als seien sie einfach zwanzig bis dreißig Meter von der Straße entfernt abgestellt worden - ohne befestigte Zufahrt, nur durch einen Trampelpfad erschlossen, ohne Zaun als Grundstücksbegrenzung, nur mit Wellblechplatten umlegt, damit man halbwegs trockenen Fußes um den Wagen gehen konnte. Draußen hing Wäsche an der Leine und wurde in der schwülheißen Luft noch feuchter. Drinnen waren vermutlich die Stars der Ricki Lake oder Jerry Springer Show zu Gast. Der Teufel mochte wissen, wie ihre Zukunft aussehen würde, aber eines stand für mich fest: In ein bis zwei Jahren würden auch hier Villenkolonien entstehen.
    Die einzigen Gebäude, die nicht verfielen oder kurz vor dem Einsturz standen, waren die Kirchen, von denen es entlang der Straße etwa eine pro Meile zu geben schien - eine weißer, sauberer und herausgeputzter als die andere. Jede projizierte ihren eigenen Werbespruch auf eine Leuchttafel, wie sie Kinos benutzen, um für Filme zu werben. You can ’t even write Christmas without Christ, hieß es auf einer, was natürlich stimmte, aber im April etwas merkwürdig anzusehen war. Vielleicht dachte diese Gemeinde gern voraus.
    Ich fuhr weitere zwanzig Minuten an Wohnwagen, Kirchen und einigen direkt an der Straße liegenden gepflegten Friedhöfen vorbei. Ein kleines grünes Schild wies mir den
    Weg nach Little Lick Creek. Aber ich wollte nicht zu diesem Bach, sondern zu der gleichnamigen kleinen Bucht an seiner Einmündung in den See. Auf der wasserfesten Karte für Jäger und Angler, die ich mir gekauft hatte, waren dort zwei Gebäude eingezeichnet, für die es in der Legende am Kartenrand kein Symbol gab, sodass es sich vermutlich um Privathäuser handelte.
    Ich bog von der Asphaltstraße ab und fuhr eine

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