Nick Stone - 04 - Eingekreist
Microsoft, Kellogg’s und
McDonald’s.«
Er bremste scharf, als ein Motorroller vor uns
einscherte. Ich streckte meine Arme aus, um nicht nach 162
vorn geworfen zu werden, und fühlte den heißen
Kunststoff des Instrumentenbretts, während die
Rollerfahrerin, die ein kleines Kind auf dem Soziussitz hatte, mit dem Tod spielte. Die beiden waren nur durch altmodische Sturzhelme und Schutzbrillen geschützt, als sie sich zwischen uns und einen schwarzen Mercedes
quetschte, um rechts abbiegen zu können. Offenbar ein alltägliches Ereignis, denn Aaron redete einfach weiter.
»Ein großer Teil der Drogengelder wird hier
gewaschen. Manche dieser Banken, hey, die sagen
einfach: ›Nur her damit!‹ Echte Verbrecher tragen heute Nadelstreifen, stimmt’s?« Er lächelte bedauernd. »Die Drogenhändler bilden jetzt die einflussreichste Lobby der Welt. Haben Sie das gewusst?«
Ich schüttelte den Kopf. Nein, das war mir neu. Als ich im Dschungel gegen sie gekämpft hatte, hatte ich das nicht wissen müssen. Ich wusste auch nicht, ob ich
diesen Mazda lebend verlassen würde. Falls es in
Panama City überhaupt Fahrlehrer gab, nagten sie
bestimmt am Hungertuch.
Der Verkehr wurde langsamer, dann kam er völlig
zum Stehen, aber das Gehupe ging weiter. Am Eingang eines Kaufhauses standen Polizeibeamte, die zu ihren grünen Uniformen hohe Stiefel und schwarze
Panzerwesten trugen. Mit ihren verspiegelten
Sonnenbrillen unter Baseballmützen sahen sie wie
israelische Soldaten und deshalb umso bedrohlicher aus.
Sie hatten HK-MP5-Maschinenpistolen um den Hals
hängen und trugen Revolver in tief hängenden
Beinhalftern. Der Schutzlack der 9-mm-MPs war so
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abgewetzt, dass das blanke Metall sichtbar war.
Der Stau löste sich langsam auf, und wir konnten
weiterfahren. Die Gesichter hinter der Heckscheibe des Busses vor uns konnten meine Jackie-O-Sonnebrille
bewundern, und einige von ihnen grinsten über den
Idioten in dem Mazda. »Immerhin habe ich heute ein
paar Leute aufgeheitert.«
»Vor allem weil Sie ein rabiblanco sind«, erklärte Aaron mir. »So nennen sie die herrschende Elite – weiße Esel.«
Der Boulevard verließ Klein-Manhattan, erreichte die Küste und folgte dem Bogen, den der Strand beschrieb, einige Kilometer weit. Links von uns lag die Marina hinter einem Wellenbrecher aus riesigen Felsblöcken.
Motorjachten, die Millionen Dollar gekostet haben
mussten, lagen zwischen Segeljachten für Millionen
Dollar, alle von uniformierten Besatzungen liebevoll gehegt und gepflegt. Draußen in der Bucht ankerte eine Flottille alter hölzerner Fischerboote um das Wrack eines gesunkenen Frachters, von dem nur noch der Bug und zwei verrostete Masten aus dem leicht bewegten
Pazifik ragten. Weiter draußen, ungefähr drei bis vier Kilometer vom Strand entfernt, lagen etwa zehn große Containerschiffe wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht vor Anker. Aaron folgte meinem Blick. »Sie warten
darauf, in den Kanal einlaufen zu dürfen.«
Wir machten einen Schlenker, um einem klapprigen
alten Nissan auszuweichen, der plötzlich die Fahrspur wechselte, ohne seine Absicht angekündigt zu haben. Ich trat instinktiv mit dem rechten Fuß ein imaginäres
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Bremspedal durch. Vor uns bremsten viele Autos scharf, und wir folgten diesem Beispiel, wobei wir leicht ins Schleudern gerieten, aber dann doch nicht auf den
Nissan auffuhren. Nicht alle hatten so viel Glück. Ich hörte Glas zersplittern und verbogenes Metall
kreischen, bevor erregte Stimmen auf Spanisch zu
streiten begannen.
Aaron zuckte verlegen mit den Schultern. »Tut mir
Leid, dass ich so scharf bremsen musste.«
Weshalb wir alle standen, war nun deutlich zu sehen.
Vor uns überquerte eine lange Reihe von etwa
zehnjährigen Schulkindern, die sich paarweise an den Händen hielten, die Straße in Richtung
Strandpromenade. Die Mädchen trugen alle weiße
Kleider, die Jungen blaue Shorts und weiße Hemden.
Eine Lehrerin schimpfte einen Taxifahrer aus, der sich über die Verzögerung beklagte und dabei mit einem aus dem Fenster gestreckten behaarten Arm herumfuchtelte.
Um uns herum schienen alle zu hupen, als ob sich damit irgendetwas hätte beschleunigen lassen.
Wie in Kolumbien gab es hier zwei Arten von
Kindergesichtern. Die Kinder spanischer Abstammung
hatten wilde schwarze Locken und einen olivenfarbenen Teint, während die glatthaarigen Indianer feinere, etwas flachere Gesichter, kleinere Augen und einen brauneren Teint hatten. Aaron
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