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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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der Wagen sich wieder in Bewegung setzte. Dann wandte ich mich ihr zu und beobachtete, wie sie die Unterlippe vorschob, den Kopf schüttelte und wie sie mit eingeschaltetem Autopilot weiterfuhr.
     

 
29
    Freitag, 8. September
    In den folgenden Stunden, in denen wir weiter im Fahrerhaus durchgerüttelt wurden, sprachen wir keine zehn Worte miteinander.
    Nachdem ich meinen Rucksack aus dem Laderaum geholt hatte, schob ich die Polyäthylenfolie hoch, um mich davon zu überzeugen, dass das Gewehrvisier weiterhin auf vierhundert Meter eingestellt war.
    »Nick?«
    Ich beugte mich zu dem halb geöffneten Fahrerfenster hinunter. Im roten Schein der Instrumentenbeleuchtung sah ich, dass sie dabei war, die über den Wahlhebel gefallene Wolldecke, aus der ich das Gewehr gewickelt hatte, in den Raum zwischen den Sitzen zu stopfen.
    »Michael stirbt, damit hunderte, vielleicht tausende von Menschenleben gerettet werden. Das ist die einzige Rechtfertigung, die ich dafür finden kann. Vielleicht ist sie auch Ihnen ein Trost.«
    Ich nickte, während ich mich mehr darauf konzentrierte, das Gewehr wasserdicht zu verpacken, als mich zu rechtfertigen. Charlie hätte es verdient, liquidiert zu werden, nicht dieser Junge.
    »Jedenfalls wird es ein Menschenleben retten, Nick. Das Leben eines kleinen Mädchens, das Sie sehr lieben.
    Manchmal müssen wir das Falsche aus den richtigen Gründen tun, nicht wahr?« Sie erwiderte meinen Blick noch einige Sekunden lang, dann sah sie auf den Wahlhebel hinunter. Ich fragte mich, ob sie erneut aufsehen würde, aber sie stellte den Hebel auf D und gab Gas.
    Ich blieb stehen, sah den roten Schlussleuchten nach, als sie in der Dunkelheit verschwanden, und wartete dann noch etwa drei Minuten, bis meine Nachtsichtfähigkeit einsetzte. Sobald ich wieder sehen konnte, wohin ich trat, schnallte ich mir das Koppel mit der Machete um, überzeugte mich zum hundertsten Mal davon, dass die Landkarte und meine Dokumente sicher in der Beintasche verwahrt waren und tastete nach dem Silva-Kompass, den ich unter meinem T-Shirt um den Hals trug. Dann nahm ich den Rucksack über die Schultern, stellte den Plastikbehälter mit dem Sprengstoff obendrauf und hielt ihn mit der ausgestreckten linken Hand fest. Mit dem Gewehr in der rechten Hand ging ich zur Einmündung der Privatstraße weiter und folgte ihr nach Westen, wo Charlies Landhaus lag.
    Unter dem Gewicht meiner Traglast brach ich schon nach kurzer Zeit in Schweiß aus und hatte den bitteren Geschmack von Diet im Mund, als mir das Zeug übers Gesicht lief. Mir blieben nur noch dreieinhalb Stunden Dunkelheit, nach denen ich in der Nähe des Tors in Position sein musste. Sobald es hell genug war, dass ich sehen konnte, was ich tat, musste ich den Sprengstoff anbringen und am gegenüberliegenden Waldrand eine
    Feuerstellung finden. Das bei Dunkelheit zu versuchen, wäre zwecklos gewesen; ich hätte mehr Zeit dafür gebraucht, bei Tagesanbruch meine Fehler zu berichtigen, als wenn ich meine Vorbereitungen gleich erst im Morgengrauen begann.
    Mein Plan war so simpel, dass ich nicht viel zu überlegen brauchte, während ich beobachtend und nach Fahrzeugen horchend die Straße entlangmarschierte. Theoretisch hätte ich über alles Mögliche nachdenken können, aber das ließ ich bewusst nicht zu. Ich musste mich jetzt ganz auf meinen Auftrag konzentrieren.
    Nach einiger Zeit erreichte ich schließlich das Tor. Ich wandte mich nach rechts, wo ich in Deckung war, setzte den Behälter ab und holte keuchend mehrmals tief Luft. In Bodennähe montierte Flutstrahler beleuchteten die Außenwände des Landhauses, das so noch mehr an ein Hotel erinnerte. Als ich wieder zu Atem gekommen war und einen Blick durch die Gitterstäbe des Tors warf, war der Springbrunnen noch beleuchtet, und ich sah Lichtreflexe auf mehreren willkürlich in der Auffahrt geparkten Wagen. Die goldbedampften Scheiben des Lexus schienen mir zuzublinzeln.
    Das Haus schlief, nirgends brannte Licht, bis auf den riesigen Kronleuchter, der hinter dem hohen Fenster über dem Haupteingang glitzerte.
    Obwohl mein primitiver Sprengsatz narrensicher war, musste er sehr sorgfältig angebracht werden. Wenn das Fahrzeug durchs Tor rollte, musste die Druckwelle der Hohlladung es genau treffen. Und ich würde darauf achten müssen, dass der Sprengsatz gut mit einem der
    Moskitonetze getarnt war.
    Ich ging zurück, holte den Plastikbehälter und stolperte dann auf dem Wildwechsel zwischen Mauer und Waldrand weiter. Nach

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