Nick Stone - 04 - Eingekreist
senkrecht im Erdboden. Etwas weiter hinten stand eine weitere Wellblechkabine mit dem WC.
Auf dem Brett über den Küchenspüle sah ich drei Zahnbürsten, jede in einem Glas, Zahncremetuben, Haarbürsten und eine Riesenpackung Waschpulver. Unter dem Wellblechdach war eine jetzt leere Wäscheleine gespannt, an der hölzerne Wäscheklammern darauf warteten, frische Wäsche festzuhalten. In einer Ecke standen mehrere der weißen Kunststoffbehälter, die auch als Pflanzkübel dienten; in einem davon war Wäsche eingeweicht.
Das Gelände hinter dem Haus fiel leicht ab, sodass ich die ungefähr dreihundert Meter entfernten Baumwipfel in Augenhöhe hatte. Über den Bäumen segelten Raubvögel, und ein paar weiße Wolken standen wie Wattebäusche am knallblauen Himmel.
Ich zog den Plastikvorhang auf, schälte mich aus meinen Sachen, die ich auf den festgestampften Boden warf, und ließ den Verband vorläufig noch an meinem Bein. Dann trat ich in die Duschkabine mit der rauen
Betonwanne mit einem Abflussloch in der Mitte und einem Regalbrett, auf dem ich eine Flasche Shampoo, ein abgegriffenes Stück Seife, an dem Haare klebten, und einen blauen Einmalrasierer sah — nicht Aarons, das stand fest. Von den Wellblechwänden tropfte noch Seifenschaum.
Ich verrenkte mir den Hals, um mein entzündetes Kreuz zu begutachten, das jetzt unglaublich druckempfindlich war. Der angeschwollene gerötete Fleck war ungefähr handtellergroß. Anscheinend hatte sich eine ganze Milbenfamilie auf mich gestürzt, als ich am Waldrand im Laub gelegen hatte. Die winzigen Milben mussten sich in meine Haut gebohrt haben, während ich dalag und Charlies Haus beobachtete, und ich konnte nichts anderes tun, als ein paar Tage lang ihr Wirt zu sein, bis sie mich satt bekamen und abstarben. Ich kratzte mich vorsichtig am Rand der entzündeten Stelle; ich wusste, dass ich das eigentlich nicht tun durfte, aber ich konnte mich einfach nicht beherrschen.
Die Prellungen auf meiner linken Brustseite hatten sich seit Sonntagnachmittag hübsch verfärbt, und meine Rippen brannten sogar, als ich mich jetzt streckte, um den Wasserhahn am Duschkopf aufzudrehen.
Ich weichte den Druckverband mit lauwarmem Wasser ein, um das verklebte Zeug zu lösen, bevor ich mir den Schlauch über den Kopf hielt und meine sechzig Sekunden abzählte.
Ich drehte die Dusche ab, seifte mich mit der Blütenduftseife ein und shampoonierte mein Haar. Danach beugte ich mich nach unten, löste den Verband
und versuchte, ihn vorsichtig abzuziehen.
Dabei wurde mir schwarz vor den Augen. Ich fühlte mich wieder schwindlig. Was zum Teufel war mit mir los? Ich setzte mich auf den rauen Betonboden und lehnte meinen Rücken an das kühle Wellblech. Bisher hatte ich mir eingeredet, der ganze Scheiß komme nur daher, dass ich völlig geschlaucht war. Aber das war ich in meinem Leben schon oft gewesen. Nein, diese Sache spielte sich in meinem Kopf ab. Ich war so damit beschäftigt gewesen, mich selbst zu bemitleiden, dass ich noch nicht einmal ernsthaft darüber nachgedacht hatte, wie ich meinen Auftrag durchführen würde. Und ich hatte einen kostbaren Vorbereitungstag verloren. Ich hätte schon im Einsatz sein können.
Ich rief mich selbst zur Ordnung: Reiß dich zusammen ... Der Auftrag, dem Auftrag, nur der Auftrag zählt, du musst dich auf deinen Auftrag konzentrieren, alles andere ist unwichtig.
21
Fleisch und Stoff wollten unter keinen Umständen voneinander lassen. Sie waren nun seit so vielen Stunden zusammen, dass sie nicht mehr getrennt werden wollten. Ich riss den Notverband wie ein Heftpflaster mit einem Ruck ab und bereute das sofort: Die Schmerzen waren fast unerträglich — schon bevor Seifenwasser in die rot entzündete Wunde lief.
»Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Ich konnte nicht anders.
Während ich die Zähne zusammenbiss und die Wunde mit Seife auswusch, hörte ich ein Geräusch vom Ausguss her. Ich steckte meinen wieder klaren Kopf aus der Dusche, um mich bei Carrie für das Handtuch und die Klamotten zu bedanken, aber dort stand nicht sie, sondern Luz — zumindest vermutete ich, dass sie es war. Sie trug ein langes blaues, ziemlich verwaschenes TShirt als Nachthemd und hatte den wildesten schwarzen Wuschelkopf, den ich je gesehen hatte — wie Scary Spice unter Strom. Neben ihr auf der Abtropffläche lagen ein kleiner Stapel Khakisachen und ein blau gestreiftes Handtuch. Luz stand da und starrte mich mit großen schwarzen Augen über hohen, deutlich
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