Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz
werden und die Funkverbindung verlieren, muss ich die Lage beurteilen und zusehen, ob ich den Auftrag allein durchführen kann. Auf jeden Fall sind wir am Samstagmorgen um drei Uhr wieder an unseren
Standorten in BSM. Ich versuche, euch schon ab ein Uhr morgens über Funk zu erreichen. Hat’s ein Drama
gegeben, treffen wir uns oberhalb der Stadt und beraten, was zu tun ist. Noch Fragen?«
Sie schüttelten erneut den Kopf, und Lofti begann wieder, mit seiner Gebetskette zu spielen.
»Phase fünf: Entführung des Hawallada und Transport zum Übergabepunkt. Ihm das Special K zu injizieren, wird schwierig werden. Ich bezweifle, dass er sich das einfach gefallen lassen wird. Aber denkt daran, dass wir ihn unbedingt lebend übergeben müssen. Wann und wie das geschieht, muss der entscheiden, der gerade für ihn verantwortlich ist.«
Ich schwieg einen Moment lang, damit sie diesen Teil verinnerlichen konnten. »Okay, jetzt noch mal zu dem Verfahren am Übergabepunkt.«
Sie wussten, wo er lag und was dort zu tun war, aber ich wollte keine Missverständnisse aufkommen lassen.
»Denkt an das Merkzeichen, das signalisiert, dass ein Hawallada abgeholt werden kann – die Dose Coke Light rechts unter dem Altglascontainer. Wer den Hawallada abholt, nimmt sie mit, damit der Übergabepunkt in der folgenden Nacht wieder benutzbar ist.«
Lofti fing an, uns Kaffee nachzuschenken. Ich hielt eine Hand über meine Tasse. Ich hasste es, wenn mein Puls jagte; dazu würde er in den kommenden Tagen noch reichlich Gelegenheit haben.
»Für die Übergabe haben wir jeweils bis vier Uhr
morgens Zeit. Ich möchte, dass wir uns die entführten Hawallada möglichst rasch vom Hals schaffen. Dann bleibt uns mehr Zeit, um zu verschwinden und die
nächste Entführung vorzubereiten. Wir benutzen die erste Frequenz für Freitag, die zweite am Samstag und dir dritte am Sonntag – nur gut, dass dieser Job lediglich drei Tage dauert, weil wir nur vier Frequenzen haben.«
Das quittierten die beiden nur mit höflichem Lachen.
»Unabhängig davon, was sonst passiert, wechseln wir die Frequenzen um Mitternacht – selbst wenn wir noch wie Vollidioten versuchen, den ersten Hawallada zu entführen. Denkt daran, den Funkverkehr so knapp wie möglich zu halten, und sprecht bitte nicht Arabisch.«
Lofti sah von seiner Tasse auf. »Dürfen wir uns über Funk melden, um dein Englisch zu verbessern?«
Ich lachte. »Aber nur bei Infinitiven mit
eingeschobenem Adverb.«
Sie wechselten rasch ein paar arabische Sätze und lächelten dann beide. Als Lofti sich mir zuwandte, wusste ich, was kommen würde. »Bei genauer Überlegung«,
sagte er, »haben wir dafür nicht genügend Batterien.«
»Sehr witzig.« Ich beugte mich zu ihm hinüber. »Das ist für euch beide.« Ich klatschte mit der flachen Hand auf seine Duschhaube. »Habe ich irgendwas vergessen?«
Wir saßen schweigend da und ließen uns alles noch einmal durch den Kopf gehen, bevor ich die
Einsatzbesprechung abschloss. »Bevor ihr heute in BSM
in Stellung geht, müsst ihr beide losfahren und euch die beiden anderen Zielorte ansehen. Fahrt nach Nizza, fahrt nach Cannes, macht euch mit den Örtlichkeiten vertraut.
Aber fahrt nicht nach Monaco. Dorthin sollten wir nur fahren, wenn’s sein muss, denke ich.«
Während wir alle Zeiten rekapitulierten, wühlte ich in meiner Bauchtasche und zog meine Telefonkarte heraus.
Die beiden folgten meinem Beispiel. »Null-vier-neun-drei.« Ich deutete auf Hubba-Hubba.
»Vier-fünf.«
Ich nickte Lofti zu, der die restlichen Ziffern ergänzte.
Dieser Vorgang mit der Telefonnummer wiederholte sich noch mehrmals, bis sie unauslöschlich in unser
Gedächtnis eingebrannt war.
Als Nächstes spielten wir das Adressenspiel, das
genauso ablief wie das mit der Nummer des Piepsers. Ich begann mit der Adresse in Cannes, hörte in der Mitte auf und gab den Stab an Lofti weiter, der sie ergänzte, die halbe Adresse in Nizza aufsagte und auf Hubba-Hubba deutete, der sie seinerseits ergänzte. Dieses Spiel spielten wir, bis wir in der Ferne Sirenengeheul hörten –
vermutlich ein Löschfahrzeug mit Polizeieskorte, das ungefähr eine halbe Stunde zu spät kam, um das
brennende Auto zu löschen und größere Schäden an den Wohnungen darüber zu verhindern.
»Für uns wird dies die gefährlichste Zeit.« Ich beugte mich mit auf die Knie gestützten Ellbogen nach vorn, wobei der Plastiküberzug knirschte und meine
Narrenschellen leise erklangen. »Bisher haben
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