Nick Stone 07 - Schattenkiller
vorbei, schritten unter gewölbten Decken und gerillten Kuppeln dahin. Wenn die Bögen nicht mit Sperrholz verschlossen worden wären, um Büroraum zu schaffen, und wenn es an den Wänden und auf dem Boden nicht so viel Duct-Tape, Leitungen und Kabel gegeben hätte, dann hätte ich es für möglich gehalten, hier irgendwo Ludwig XV. zu begegnen.
Wir näherten uns einer großen Doppeltür, neben einem Pingpongtisch. Hitze traf meinen Kopf. Soldaten führten uns zu einem Hummer und schoben uns hinein. Dies war kein MP-Wagen. Er gehörte Captain D. Frankenmeyer. Sein Name stand in Schablonenschrift auf der rechten Seite der Windschutzscheibe, als wäre dies ein getunter Ford Escort bei einer Rallye. Unsere Sachen befanden sich bereits drinnen. Ich sah in meiner Gürteltasche nach und war erleichtert, als ich den Pass fand. Der Rest spielte eigentlich keine Rolle, aber es freute mich, dass auch die dreitausend Dollar da waren, in Zwanziger- und kleineren Scheinen.
Der Soldat am Steuer trug keine kugelsichere Weste, und sein Helm lag auf einem Stahlbuckel zwischen den vorderen Sitzen. Ein zweiter Helm lag auf dem Beifahrersitz, mit zwei Rangstreifen. Der Captain, dem er gehörte, stieg ein und setzte seine Oakley-Sonnenbrille auf. Als er die Tür schloss, sah ich das Namensschild auf der Brusttasche - er war der Eigentümer des Hummers.
Der Fahrer legte den Gang ein, und wir rollten am Smiley vorbei. Frankenmeyer drehte sich zu uns um. »Cool, nicht wahr?« Wenn er einige Jahre jünger gewesen wäre, hätte er Footballspieler am College sein können. Breite Schultern, ein gut trainierter Körper, weiße Zähne, gebräunte Haut - er hätte zum Film gehen sollen. Ich erwiderte sein Lächeln und sah dabei mein Spiegelbild in den reflektierenden Gläsern der Sonnenbrille. Es hatte keinen Sinn, mürrisch zu sein. Diese Jungs versuchten einfach nur, ihren Job so gut wie möglich zu erledigen.
Er deutete zum Smiley. »Wissen Sie was? Wir hatten schon fünfzehn von ihnen in der Stadt gemalt, als wir sie entfernen mussten. Was habt ihr angestellt, dass die Leute so sauer auf euch sind?«
Jerry holte tief Luft, und ich legte ihm die Hand auf den Arm, damit er still blieb. »Ich glaube, wir haben die falschen Fragen gestellt. Er ist Reporter.«
Frankenmeyer wandte sich wieder der Windschutzscheibe zu. »Hier gibt es ziemlich viele. Hat man euch aufgefordert, noch heute die Stadt zu verlassen?«
Ich nickte.
»Das passiert in dieser Woche schon zum dritten Mal. Diese Jungs möchten, dass hier alles schön und nett ist. Ich wünschte, sie würden uns ebenfalls nach Hause schicken. Es hieß zunächst, wir würden nicht länger als vier Monate hier sein, Punkt.« Er stieß den Arm des Fahrers an. »Wann war das, Davers?«
Davers sah den Captain nicht an. Seine Aufmerksamkeit galt einer Abzweigung nach links. »Verdammt, Sir, das war Weihnachten. Und ich habe mich wegen der Zahnbehandlung zur Nationalgarde gemeldet, nicht wegen dieser Scheiße.«
Da war Davers nicht der Einzige. Viele Amerikaner aus der Provinz kamen wegen der medizinischen Versorgung zur Nationalgarde und weil sie sich davon Vorteile in ihrem späteren Berufsleben versprachen. Die meisten von ihnen sahen die Ausbildungslager am Wochenende als etwas, das man über sich ergehen lassen musste, um in den Genuss der vielen Vorteile zu gelangen. Niemand von ihnen hatte damit gerechnet, in den Krieg geschickt zu werden, noch dazu für ein Jahr oder länger.
Das war nicht das einzige Problem. Die Nationalgarde wurde in Form unabhängiger Einheiten aktiv. Der Typ, dem daheim der Laden an der Ecke gehörte, konnte plötzlich der kommandierende Offizier bei einem Einsatz sein. Es waren alles Teilzeit-Leute, und daraus ergaben sich immer Probleme für die Kommandostruktur, Kontrolle und erst recht im Kampf. Aus diesem Grund integrierten die meisten Länder ihre Teilzeit-Leute in reguläre Einheiten.
Wir kamen am Panzer- und Fahrzeugfriedhof vorbei. Soldaten, die dienstfrei hatten, saßen im Schatten halb zerstörter Häuser. Davers fuhr um eine Ecke und an einem Café vorbei, das eine seltsame Mischung aus Tischen, Sofas und Stühlen präsentierte. Die Aufschrift des ursprünglich arabischen Schilds war durchgestrichen und durch »Bagdad-Café« ersetzt worden, in weißer Farbe geschrieben. Zwei Hummer und AFVs waren neben Männern und Frauen geparkt, die Wasser und Cola tranken und sich im Schatten entspannten. Ihr kugelsicheren Westen und Waffen lagen auf dem
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