Nick Stone 07 - Schattenkiller
sauer? Hast du Nuhanovic erwähnt?«
»Nein. Jerry vermutet, dass sie befürchten, wir könnten Schmutz bei den Wiederaufbauverträgen entdecken.«
Der Kessel klickte, und Rob goss heißes Wasser in die Becher. »Ich werde nur schnell das hier los.« Er knöpfte sein verschwitztes Hemd auf, als er ins Schlafzimmer ging.
Jerry war nicht begeistert davon, wie ich die Sache anging. »Warum hast du ihm das alles gesagt? Vielleicht lehnt er ab, uns zu helfen, und was dann?«
Ich rückte näher an ihn heran und sagte leise, fast in sein Ohr: »Wenn er uns versteckt, muss er wissen, was läuft. Er ist in Ordnung. Überlass das Reden mir - ich kenne ihn.«
Rob kehrte zurück und zog sich ein verblasstes blaues T-Shirt über den Kopf. Ein gepanzertes Fahrzeug rasselte über die Hauptstraße, und ein Hubschrauber flog über das Hotel hinweg. Rob schwieg, als er Kondensmilch in den Kaffee gab, umrührte und uns die Becher brachte, zusammen mit einer kleinen Schale Zucker. Er nahm uns gegenüber Platz und atmete tief durch. »Nuhanovic ist verdammt schwer zu finden, nicht wahr?«
54
Rob trank einen Schluck. »Es wäre leichter, einen Termin mit Saddam zu vereinbaren.« Er trank erneut, setzte den Becher dann auf dem Bein ab und sah mich an. »Auch wir suchen Nuhanovic.«
Jerry meldete sich unaufgefordert zu Wort. »Wissen Sie, wo er ist?«
»Wenn wir das wüssten, würden wir wohl kaum nach ihm suchen, oder?«, erwiderte Rob verärgert.
Es war keine Liebe auf den ersten Blick.
»Lass ihn ausreden, Jerry.« Ich wandte mich wieder an Rob. »Warum ist er so schwer zu finden, wenn er gute Nachrichten verkündet?«
Rob stellte den Becher auf den fleckigen Couchtisch. »Weil ihn alle aufhalten wollen. Einheit ist Stärke. Und Stärke beschert gewissen Leuten Probleme. Er weiß, dass man es auf ihn abgesehen hat.«
Jerry nickte aufgeregt und versuchte, Mitglied des Clubs zu werden. »Deshalb hat ihn in Bosnien niemand erreichen können. Bagdad ist unsere beste Chance.«
Rob schenkte ihm keine Beachtung.
»Einheit?«, wiederholte ich. »Er muss ein sehr beeindruckender Mann sein.«
Rob nickte. »Er zeigt den Leuten, dass man keine Raketen braucht, um Schlachten zu gewinnen - man kann die Münzen in den Hosentaschen verwenden. Wenn man sich zusammenschließt, ist es möglich, jede Regierung und jedes Unternehmen in die Knie zu zwingen.«
Robs Aufmerksamkeit galt allein mir. Jerry hätte ebenso gut gar nicht existieren können. »Hast du vom CokeBoykott in Pakistan gehört? Nuhanovic zeigte den Einheimischen, wie sie einen Cola-Krieg anstatt eines echten führen konnten.«
Jerry öffnete den Mund, aber ich kam ihm zuvor. »Wie hat er es angestellt?«
»Zuerst überzeugte er die Geschäfte, Zam Zam, Mecka und die anderen muslimischen Getränke zu verkaufen, und dann verkündete er seine Botschaft.« Rob hob den Finger. »Für den Kampf gegen den amerikanischen Imperialismus brauchten sie nicht ihre Waffen zu laden, sondern nur den Kühlschrank zu füllen. Und es funktioniert. Wo auch immer jemand eine muslimische Cola kauft - der Kunde weiß, dass ein Teil des Geldes an islamische Wohlfahrtseinrichtungen geht, nicht an irgendwelche dicken Aktionäre in New York.« Er lächelte. »Es gibt da einige Sprüche: >Befreit euren Geschmack.< Oder: >Trinkt nicht dumm, trinkt mit Engagements Jede Flasche, jede Dose ist ein Protest. Der Mittelfinger für Amerika.«
Die Fensterscheiben klirrten, als einige tief fliegende Helikopter herankamen und über dem Hotel lärmten. Wahrscheinlich wollten die Piloten die Frauen auf den Liegestühlen sehen. Rob wartete, bis sie weiterflogen, und fuhr dann fort:
»In einigen Provinzen von Pakistan ist Coca-Cola inzwischen verboten. Stell dir vor, wohin das führen könnte, wenn Nuhanovic das auch mit Elektrogeräten, Autos, Lebensmitteln und Kleidung gelänge. Die Leute werden nervös. Nicht nur in Unternehmen, sondern auch in Regierungen. Sie sehen in unserem Mann ein Krebsgeschwür, das weggeschnitten werden muss, bevor es sich ausbreiten kann.«
»Und was wollt ihr von ihm?«
Rob griff nach den Schlüsseln. »Ich gehe nach unten und hole was Kaltes zu trinken. Kommst du mit, Nick?«
Ich stand auf. Jerry blieb sitzen. Er lernte, langsam.
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Wir nahmen erneut die Treppe und traten unten durch die Glastür auf die Terrasse. Schon nach wenigen Sekunden wandte sich Rob an einen Kellner, der wie aus dem Nichts erschien, und bestellte Wasser. Ich beobachtete, wie zwei andere
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