Nick u. Jan 3 - Das Finale - mitten ins Herz
geradewegs unverblümt auf's Ziel los und schleiche erst gar nicht um den heißen Brei herum, „warum triffst du dich nicht mit ihm? Er vermisst dich ganz schön!" „Ich ihn doch auch", sagt sie, „aber da muss erst was zwischen ihm und Jens geklärt werden ..."
„Das weißt du? Ach, ist er nicht doof? Er ärgert sich selbst schon die ganze Zeit, dass er's nicht gleich gesagt hat! Dabei ist Jens bestimmt tolerant, oder? Ich meine, du kennst ihn doch ... würde er Nick ablehnen, bloß weil er schwul ist?" Norbert bringt Kaffee und zwei Tassen.
„Ich geh' ins Arbeitszimmer", sagt er, „dann könnt ihr ungestört reden ..." Franziska springt auf und umarmt ihn. „Danke", sagt sie, „du bist ein Schatz ..."
Ich sehe diskret aus dem Fenster, als sie sich küssen. Zwischen den beiden ist wohl alles wieder in Ordnung. Schön. Sie setzt sich, nachdem Norbert aus dem Zimmer gegangen ist.
„Ja, also ... das ist so, Jan ..." Und dann erzählt sie.
N I C K
„Echt? Wie ich will?"
„Ja!", sage ich schon zum wer weiß wievielten Mal. Dietlinde kann sich kaum einkriegen! Ich bin hin- und hergerissen. Auf der einen Seite rührt mich seine absolute und überschwängliche Freude, aber andererseits bin ich schon ein wenig genervt, weil er's gar nicht fassen kann und sich die letzte halbe Stunde pausenlos immer wieder davon überzeugen wollte, ob ich es auch wirklich ernst meine. Wenn er noch mal fragt, sage ich nein. Nein, mach' ich natürlich nicht. Ich muss da jetzt durch. Er ist total aus dem Häuschen! Anscheinend hab' ich wirklich für den Geburtstagsknüller schlechthin gesorgt.
Nick steht etwas bevor...
Uli bereitet alles vor.
Der Küchentisch wird frei geräumt - bloß die Sektgläser finden noch Platz zwischen all dem Schminkkram. Himmel, mir wird ganz anders - Uli hat extra den Koffer von Rosa, der dritten Bridgetunte, ausgeliehen.
„ Sooo viel hab' ich schließlich nicht!", gibt er zu und seufzt theatralisch. Ich werde auf einen Stuhl gedrückt. Arne postiert sich mit seiner Digital-Kamera diskret in den Hintergrund. Als erstes stärken sie sich mit einem Schluck Sekt. „Prösterchen! Ach, ich kann's nicht glauben ... das ist wirklich eine Riesenüberraschung! Nick, ich werde dich nicht enttäuschen!" Das ist es ja, was ich befürchte. Ich greife auch noch mal zu meiner Sektflöte und trinke sie auf ex aus. Runter damit. Sekt war noch nie mein Fall.
„So." Als erstes setzt mir Dietlinde einen Haarreifen auf den Kopf, damit mein Pony nicht in die Stirn hängt. „Grundierung murmelt er, „nee, halt, guck' dir diese Bartstoppeln an, erst müssen wir ihn noch mal rasieren, ganz glatt ist er nicht!" Stimmt, heute Morgen war ich zu faul. Jan stört's nicht.
„Nass", schlägt Uli vor, „danach ist die Haut schöner!"
Da könnte man sich ja echt dran gewöhnen, ans Rasiert-Werden! Ist richtig angenehm.
„Die Koteletten müssen aber ab", beschließt Dietlinde und noch ehe ich was dagegen
sagen kann, hat er „ratsch" - schon den ersten Schnitt gemacht. „Ey!", mosere ich, eingeschäumt, „lass die dran!!!" „Die wachsen wieder. Stell dich nicht so zickig an!", lässt Uli los. „Mädchen haben keine Koteletten! Außerdem hat Dietlinde Geburtstag!"
„Das ist echt das tollste Geschenk", murmelt das Geburtstagskind und ich kann mich nicht mehr wehren gegen so viel Dankbarkeit. Ergeben lass ich meine adrett gestutzten und bewusst gezüchteten Koteletten von ihm entfernen. Aber jetzt geht's los mit der Maskerade. Es wird ernst. Dietlinde beginnt mir mit 'nem Schwämmchen braune Farbe ins Gesicht zu wischen.
„Kneif mal die Lippen zu", sagt er, „und schön die Augen zulassen!" Die Pullis musste ich mir auch ausziehen. „Sonst wird dein T-Shirt braun am Nacken." Bloß nicht, das ist neu. Ich werde gepudert. Und muss prompt niesen. Einmal, zweimal, dreimal ... Dietlinde pudert weiter.
„Genug! - sonst niest er womöglich gleich noch mal, wenn du ihm die Augen geschminkt hast", sagt Uli, „das wäre katastrophal!" Die sind jetzt dran.
Es sieht bedrohlich aus, wenn Dietlinde beängstigend nah an meinem Lidrand mit einem Stift hantiert und es kostet Überwindung, die Augen nicht zuzukneifen.
„Ich nehm' den dunkelgrauen Lidschatten", sagt Dietlinde, „der in seiner Augenfarbe würde zu nuttig wirken!" Nett. Mir fällt auf, dass Dietlinde während der ganzen Aktion nicht ein einziges Mal mit hoher Stimme gesprochen hat. Voll konzentriert auf meine Verschönerung
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