Nick u. Jan 3 - Das Finale - mitten ins Herz
genervt die Reisebusse mit Touristen ansehen, die zur Zeit der Apfelblüte den Verkehr auf den ohnehin engen Straßen des Alten Landes mit ihrer Schleicherei vollends zum Erliegen bringen)! „Schon gut", seufzte er, „ich bin ja schon brav... " Nick ... geliebter, verrückter, geiler Nick.
„Krieg' ich 'n Riegel?", fragt mich meine kleine süße Nervensäge. Sie hat natürlich beim Auspacken des Kakaos schon mit Argusaugen die Süßigkeiten erspäht.
„Den zweiten gibt's aber erst, wenn wir noch 'n schönes Stückchen gefahren sind", sage ich, um sie zu motivieren. „Wann kommt Nick?", fragt sie und kratzt sich am Kopf. Das hat sie heute schon beim Frühstück gemacht. Sie wird doch nicht am Ende wieder Läuse haben? „Heute Abend."
„Ist Nick auch mein Papa?", fragt sie dann. Das wäre er, wenn wir verheiratet wären...
„Er ist so was wie ein Ersatzpapa ", sage ich.
„Ich hab' ihn lieb", sagt sie und kratzt sich schon wieder.
„Ich auch", sage ich und nehme mir vor, ihren Kopf heute Abend genauestens zu inspizieren.
N I C K
Franziska kommt ziemlich aufgelöst an unseren Tisch zurück. Wir frühstücken gerade.
„Diese Barbara hat angerufen." Franziska hatte ihr gestern den Namen und die Adresse von unserer Pension gegeben. Falls noch was wäre.
„Die ist vielleicht sauer! Der Haupterbe hat sich gemeldet. Jens ist da. Dein Vater."
Au Mann, das haut rein.
Da denkst du, du bist erwachsen und nichts wirft dich mehr aus der Bahn und dann erzählt dir deine Mutter, dass dein Vater da ist.
Den du nie gesehen hast.
Nur ein kleines Foto hat sie mir mal gezeigt. Ist auch schon irre lange her.
Ich würde ihn gar nicht erkennen. Auf der Straße liefe ich glatt an ihm vorbei. Und nun ist er da. Wo?
„Hier in Kiel", sagt sie, „gestern Abend kam er aus Südamerika ... sein Flug hatte Verspätung." Ja klar, woher sonst?
Mein Vater. Wie das klingt. Total fremd.
Ich seh' mich wieder auf dem Fußballplatz stehen als sechsjähriger Pöks. Da hätte er meinetwegen kommen können.
„Wir treffen uns mit ihm bei dieser Cousine ... die wohnt in Preetz." Mir ist schlagartig der Appetit vergangen.
„Muss ich was wissen?", frage ich auf der Fahrt und versuche, nicht zu aufgeregt zu klingen, „nicht, dass ich in irgendwelche Fettnäpfchen trete ...!"
„Ich hab' doch selbst keine Ahnung ... wir waren doch bloß ein paar Monate zusammen ... vor fast 27 Jahren sagt sie mit gepresster Stimme. Sie ist also auch durcheinander.
Es regnet in Strömen. Wir kurven eine Weile in Preetz herum, bis wir es finden.
„Umständliche Beschreibung", mosert Franziska. „Da vorne muss es sein!"
Die Cousine wohnt ganz nett. So 'n bisschen außerhalb. „Bist du sicher, dass wir richtig sind?", frage ich. Alle Rollläden sind heruntergelassen. Dabei ist es mittags. Hier scheint keiner da zu sein.
„Natürlich! Nr. 31 ... und die Straße stimmt auch! Die hat wahrscheinlich gerade ihre Fenster geputzt und nun sollen sie nicht schmutzig werden", lästert Franziska, als sie aussteigt. „Hä? Wieso das denn?", frage ich verständnislos. Wir laufen zum Eingang. Meine Mutter seufzt. „Das kenn' ich von unseren Nachbarn ... da werden auch immer bei bedecktem Himmel sofort die Läden dicht gemacht ... Ja! Guck nicht so! Es gibt solche abartigen Putzteufel in der Gattung 'Frau'! Sind ja nicht alle solche Ferkel wie wir!" Sie zwinkert mir zu. Ich fasse es nicht. Aber im Grunde wundert mich nichts mehr. Wahrscheinlich hab' ich mit Franziska richtig Glück gehabt. Wenn ich an die Säuberungsaktionen von Frau Melzer und ihrer Mülltonne denke! Wer weiß, was die im Haus alles anstellt. Womöglich jeden Tag wischen oder ständig die Bettwäsche wechseln ... Hübsches Haus. Na, die Klitsche von Opa kann sie ja bei eBay versteigern lassen. Viel Kohle wird da nicht bei rumkommen ... ach, Blödsinn, das erbt ja jetzt mein Vater, deswegen ist Cousine Barbara auch so stinkig. Sie öffnet und lächelt kalt.
Moment - wir machen ihr doch überhaupt nicht die Erbschaft streitig! Aber vielleicht denkt sie womöglich, Franziska hätte noch was mit Jens am Hut. „Er ist noch nicht da", sagt sie kurz angebunden.
Wir sitzen im Wohnzimmer. Furchtbare Atmosphäre. Keiner sagt was. Einen Gatten hat die Cousine auch. Der ist so höflich wie 'Alfred Tetzlaff und sieht auch so aus. (Auch so 'ne Klamotte aus der 'Schwarz-Weiß-Reihe', die Oma immer sah ... obwohl sie sich tierisch über die Manieren
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