Nick u. Jan 3 - Das Finale - mitten ins Herz
Kindergarten mitbrachte. Diese Plage geht schon wieder um! Gott sei Dank ist noch ein Rest „Goldgeist forte" vom letzten Mal übrig und ich behandle sie damit. Danach gehe ich in die Küche und kriege alles heraus, was ich für die Zubereitung der Pizza brauche.
Vor anderthalb Jahren wär's noch 'ne seltsame Vorstellung für mich gewesen, zu kochen.
Renate und ich hatten selbstverständlich die traditionelle Rollenverteilung. Ich hab' mich um's Auto und die Fahrräder gekümmert und war für die handwerklichen Dinge zuständig. Des Weiteren mähte ich brav den Rasen, Renate hat geputzt, gekocht, gebügelt und eingekauft. Natürlich hab' ich auch gesaugt oder mal beim Fensterputzen geholfen, meistens waren das so Wochenendaktionen, wo sie einen Rappel kriegte und meinte, jetzt müsste alles sauber gemacht werden. Wenn sie einen dieser Anfälle hatte, dann war es besser, man tat einfach, was sie wollte, sonst hätte es einen handfesten Krach gegeben.
Ihre ganze Unzufriedenheit offenbarte sich dann, das wird mir aber erst heute richtig klar.
Ihr Leben im Haus mit den Kindern, ihre Perspektivlosigkeit in beruflicher Hinsicht - als Frisörin wollte sie nicht mehr arbeiten - alles schien sie dann zu nerven und zu zermürben. Mir warf sie in solchen Momenten vor, ich würde nur das tun, was mir gefiele. Das kränkte mich, schließlich hatte ich mein ganzes Leben auf die Familie ausgerichtet und meine geliebten sportlichen Aktivitäten auf ein unbefriedigendes Maß heruntergeschraubt.
Was ist jetzt anders? Alles.
Nick und ich hassen die Hausarbeit gleichermaßen, aber geteiltes Leid ist bekanntlicher Weise halbes Leid.
Nie würde einer von uns dem anderen Vorwürfe machen, weil er nicht ordentlich genug ist.
Wir übersehen geflissentlich Staubflusen und ungeputzte Fenster und raffen uns dann alle Jubeljahre zu - ich nenn's mal „ Mam -mut-Clean-Events" auf - wenn sich Besuch ansagt. Natürlich nicht so jemand wie jetzt Andreas und Mats oder gar Josy und Klara, denen fällt unsere Unordnung nicht auf; nein, für meine Eltern oder eben gerade für Renate und Tati legen wir uns dann ins Zeug.
Vor Franziska haben wir schon wieder keine Hemmungen, weil sie's, wie Nick mir bestätigte, selbst nie für wichtig gehalten hatte.
Ja, und das Kochen habe weitestgehend ich übernommen und sogar meinen Spaß daran!
Nick kocht auch hin und wieder, besonders Aufläufe und Soßen, wenn wir Nudeln essen, die hat er echt drauf. Oder Salate - die sind seine Spezialität. Außerdem kauft er ein. Aber Saubermachen ... da drücken wir uns beide gern.
Was wir regelmäßig tun (zumindest versuchen wir es!), ist das Putzen der Bäder. Einmal die Woche. Ich oben das Bad der Kinder, er unseres unten. Katharina und Christoph sind abwechselnd mit dem Geschirrspüler dran und werden auch in letzter Zeit verstärkt zum Saugen im Wohnzimmer verdonnert. Für ihre Zimmer sind sie ohnehin selbst zuständig. Das hat früher alles Renate gemacht.
Und bügeln ...wer bitte braucht schon gebügelte T-Shirts? Wenn man sie nicht zerknittert zusammenlegt, liegen sie sich im Schrank glatt.
Gebügelt werden bei uns nur Hemden und da wir selten welche tragen, hält sich der Aufwand für diese Geschichte in Grenzen. Dann ist es Nick, der 's tut.
Aber nur am Samstagnachmittag zur Bundesliga-Saison. „Zur Fußballübertragung im Radio bügelt es sich am besten", sagt er. Wenn Katharina nichts vorhat, sitzt sie bei ihm im Wohnzimmer und gemeinsam jubeln sie mit ihren Favoriten! Christoph kann's nicht hören, er will die Ergebnisse vorher nicht wissen und es ist für mich immer sehr amüsant, zu beobachten, wie Nick und Katharina sich zusammenreißen müssen, wenn die Sportschau beginnt.
Oft genug gibt's deswegen Streit, weil Katharina angeblich ein allzu triumphierendes Lächeln im Gesicht hat, weil der HSV verloren hat, dem Chris seit Anbeginn der Zeiten die Daumen drückt.
Nick sieht's nicht so eng mit den Vereinen. Klar hält er zum VFB Stuttgart, weil es Katharinas Lieblingsverein ist, aber er kann sich auch über Tore von anderen Leuten freuen. Es hätte fast 'ne richtige Krise gegeben, als er letzten Winter spontan „Ja!" schrie, als ein Stürmer vom FC Bayern an Katharinas Lieblingstorwart Timo Hildebrand vorbei ins Netz schoss. „Ey, sag' mal... ", sagte die fassungslos, „was ist 'n mit dir los?" „Och ... nur so", sagte Nick und guckte unschuldig, „das war doch echt ein schönes Tor von Roque... und der sieht doch wirklich klasse aus,
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