Nick u. Jan 3 - Das Finale - mitten ins Herz
und Jens reden so, als würden sie sich schon ewig kennen.
Ich könnte glücklich und zufrieden sein, aber ich bin's nicht, weil ich mich meiner ungeheuren Verlogenheit schäme.
Er hat ja gar keine Ahnung, wer sein Sohn wirklich ist, denke ich frustriert beim Nachtisch.
Vanilleeis mit heißen Himbeeren. Ich Idiot.
Warum hab' ich das bloß gemacht? Es klingelt.
„Oh", sagt Katharina und steht auf, „das ist Anna ... die kommt wegen Mathe, hab' ich dir das schon gesagt? Tut mir leid und sie legt die Hand auf meine Schulter, beugt sich zu mir und küsst mich auf die Wange.
„Ich seh' mal zu", sagt sie und verschwindet.
„Ich muss auch noch was für die Schule machen", sagt Christoph und erhebt sich ebenfalls.
Wir sitzen zu dritt da und schweigen. „Mach' doch mal Musik", sagt Jan zu mir.
„Was willst 'n hören?", frage ich ihn und stehe auf. Jens sieht überrascht zwischen uns hin und her. Stimmt ja. Duzen wir uns? Wie gehen wir denn miteinander um? Wie zwei alte Freunde, aber nicht wie der jugendliche Freund und der Vater von dessen Freundin.
„Such was aus", sagt er und dann sehe ich, dass es ihm in dem Moment auch bewusst wird.
Mein Vater sieht sehr nachdenklich aus.
J A N
Verflixt, wie schnell man sich verplappert! Ich habe mich beim Essen schon höllisch vorgesehen, dass ich ihm nicht die Hand auf den Schenkel lege oder ihm zwischendurch ein Küsschen gebe, wie's im Alltag eben vorkommt, aber das Duzen hatte ich gar nicht auf dem Plan! Sie sind ja erst ganz frisch zusammen! Nick kommt zurück und setzt sich wieder. „Schön ist es hier", sagt Jens und sieht sich um. „Nick hat bestimmt schon erzählt, dass ich bis Januar in Hamburg bleibe?"
Wir reden über tausend Nichtigkeiten, die man austauscht, wenn man sich noch nicht so lange kennt und sich nicht gleich in die Tiefe traut, weil's noch nicht angesagt ist beim ersten Mal. Aber ich weiß, dass ich ihn mag und noch mehr mögen werde, wenn wir irgendwann einmal ganz offen reden können. Er schätzt mich auch, das spüre ich ganz deutlich.
Was würde er wohl sagen, wenn er wüsste, dass Nick und ich in Wirklichkeit das Paar sind?
Um halb zwölf verabschiedet er sich.
Katharina ist seit elf Uhr wieder bei uns und ich staune, wie gut sie ihre Rolle spielt. Sie sitzt neben Nick auf dem Sofa und hält seine Hand, legt ihren Kopf an seine Schulter und sieht ihm zärtlieh in die Augen. So liebevoll behandelt sie nicht einmal Patrick, ihren Freund! Ich habe den Eindruck, dass es ihr sehr viel Spaß macht.
Als wir Jens zur Tür bringen, fragt der: „Fährst du nach Hause?" Jetzt ist es Nick, der Katharina den Arm um die Taille legt und sie an sich zieht.
„Nein", sagt er, „ich bleibe hier!" Und dann beugt er sich zu ihr und küsst sie auf den Mund. Sie ist danach ziemlich rot. Jens steigt in seinen Mietwagen.
„War nett, Sie kennen gelernt zu haben", sagt er zu mir. „Danke gleichfalls", sage ich, „ich hab' mich auch gefreut!" Er fährt davon. Wir winken. Katharina und Nick stehen Arm in Arm da, als würden sie zusammengehören. Ein ganz normales Paar. Hübsch sehen sie zusammen aus.
Sie schmiegt sich an ihn. „Wie war ich?", fragt sie und sieht zu ihm hoch.
„Perfekt", sagt er lachend und küsst sie wieder, übermütig und erleichtert. Er will sich losmachen, doch sie hält ihn plötzlich fest und ich sehe Nick erstarren und ich weiß, dass sie ihn richtig küsst. In diesem Augenblick. Vor meinen Augen. „Ey - Katharina!", sagt Nick erstaunt und macht sich frei, „die Vorstellung ist zu Ende!"
Sie starrt ihn atemlos an, wird augenblicklich rot, dreht sich um und läuft hastig ins Haus. Er sieht mich verwirrt an.
„Hast du damit angefangen?", frage ich ihn.
„Nein", sagt er, „ich hab' meine Zunge brav im Mund gelassen ... wahrscheinlich war sie bloß neugierig", wiegelt er ab, „das ist wohl noch 'ne sentimentale Anwandlung aus der Anfangszeit", sagt er, „als sie so 'n bisschen in mich verschossen war."
War?
N I C K
Katharina, Katharina...
Es ist meine Schuld. Ich hätte sie niemals Fragen sollen. Und blöd hab' ich vorhin reagiert, aber ich war so erschrocken, als sie mich richtig küsste!
Ich hab' sie echt gern, wirklich, sie ist das netteste Mädchen, das ich kenne ... aber ich habe sie eben nur lieb. Und wie war das mit Denise? Die war sau frech. Und ich ihr hilflos ausgeliefert. Ich war ja noch nicht mal richtig wach (nach dem Schläfchen während der
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